Neues Konzept für "Quartier an der Stadtmauer"

30.7.2015, 05:58 Uhr
Lange Straße: Neben historischen Gebäuden steht der Sparkassenbau aus den 1970er Jahren. Jetzt soll ein neues Konzept für das "Quartier an der Stadtmauer" entwickelt werden.

© Jule Dressler Lange Straße: Neben historischen Gebäuden steht der Sparkassenbau aus den 1970er Jahren. Jetzt soll ein neues Konzept für das "Quartier an der Stadtmauer" entwickelt werden.

Die Stadt Bamberg und die Denkmalpflege. Beide gehören sie eng zusammen und sind doch nicht immer in Einklang zu bringen. Eine lange Geschichte steckt hinter den Gebäuden der Sparkasse in der Langen Straße - und ein langer Streit.

In den 1970er Jahren baute die Sparkasse Bamberg ein neues Gebäude in der Langen Straße im ehemaligen jüdischen Quartier, nachdem dort mindestens drei barocke Häuser abgerissen worden waren. Eine Nachkriegssünde, fand auch die Sparkasse Bamberg, denn Anfang der 2000er wollte sie das Gebäude an einen Investor verkaufen. Damit sollten jahrelange Diskussionen beginnen.

Ein Investor plante ein großes Einkaufszentrum, das bis in die angrenzenden Gebäude reichen sollte. 2003 stellte sich allerdings heraus, dass in einigen Häusern in der Hellerstraße im Erdgeschoss noch Überreste aus der Barockzeit, nämlich Stuckdecken gefunden wurden. Außerdem entdeckte man in einem Gebäude eine Mikwe, ein jüdisches Tauchbad in einer Synagoge. Zwischen Denkmalpflegeorganisationen und dem Investor entbrannte ein Streit um diese historischen Zeugnisse.

Denkmalschutz als stichhaltiges Argument

Die Idee einer "City-Passage" von der Langen Straße bis in die Franz-Ludwig-Straße in Form eines geschlossenen Kaufhaus-Komplexes wurde entwickelt. Die internationale Denkmalpflegeorganisation Icomos lehnte dies jedoch ab. Daraufhin beschloss der Stadtrat im Jahr 2008, einem "Quartier an der Stadtmauer" eine Chance zu geben. Die grundsätzliche Erlaubnis für ein Einkaufzentrum war erteilt, dieses sollte jedoch mit der Denkmalpflege vereinbar gemacht werden.

Die Rückseite des Gebäudes in der Hellerstraße. Links daneben Häuser, in denen historische Funde gemacht wurden.

Die Rückseite des Gebäudes in der Hellerstraße. Links daneben Häuser, in denen historische Funde gemacht wurden. © Jule Dressler

Viele Entwürfe, Gegenentwürfe, Forderungen und Streitpunkte prägten die Diskussion in den folgenden Jahren um ein neues "Quartier an der Stadtmauer". Jetzt, im Jahr 2015, macht die Sparkasse den Streitigkeiten ein Ende.

Sie möchte das Gebäude nun nicht mehr verkaufen, sondern wird selbst in ein geeignetes Projekt investieren. Erste Entwürfe der Firma "Sontowski & Partner" als Entwickler stehen bereits. Zum einen möchten die Entwickler einen Mix aus Hotel, Wohnen, Lebensmittelhandel, Dienstleistungen und Textilangeboten in den Gebäuden unterbringen. Zum anderen soll zusätzlich Wert auf den Denkmalschutz gelegt werden.

Beispielsweise sollen die Rückgebäude der Hellerstraße und die Mikwe erlebbar gemacht werden. Außerdem soll die Stadtmauer respektiert und sichtbar in das Konzept eingearbeitet werden. Nicht nur die Stadt Bamberg und die Bürger können erleichtert aufatmen, dass eine baldige Lösung für das leerstehnde Sparkassengebäude entwickelt wird, auch Oberbürgermeister Andreas Starke gratulierte zum zielführenden Strategiewechsel.

"Wenn die Sparkasse investiert und das Grundstück im Bestand hält, wird das Projekt stabil und sicher für die Zukunft", so Starke. Dies sei ein klares Bekenntnis der Sparkasse zur Region.

In den kommenden Wochen werden die Vorstände der Sparkasse Bamberg einen Vertrag mit der Firma "Sontowski & Partner" ausarbeiten. "Nach jahrelangen Diskussionen, Verhandlungen, Hoffnungen und Enttäuschungen ist es wegweisend, wenn das gesamte Areal im Eigenbestand der Sparkasse bleibt", sagte Vorstandvorsitzender der Sparkasse, Konrad Gottschall, "so ist sichergestellt, dass wir das Projekt zum Erfolg führen."

Nach diesen neuesten Entwicklungen für das "Quartier an der Stadtmauer" kann man nur hoffen, dass die historischen Schätze in der Bamberger Innenstadt und vor allem die jüdische Vergangenheit in der Domstadt bewahrt werden.

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