Silvester-Mord an Janina: Prozessauftakt in Bamberg

6.12.2016, 06:01 Uhr
In der Neujahrsnacht wurde Janina bei den Silvesterfeierlichkeiten in Unterschleichach von einem Gegenstand am Kopf getroffen und starb spätter im Krankenhaus. Nun muss sich ein 54-Jähriger vor Gericht verantworten.

© NEWS5 / Herse In der Neujahrsnacht wurde Janina bei den Silvesterfeierlichkeiten in Unterschleichach von einem Gegenstand am Kopf getroffen und starb spätter im Krankenhaus. Nun muss sich ein 54-Jähriger vor Gericht verantworten.

Erst sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Im Steigerwald-Dorf Unterschleichach, einem Ortsteil von Oberaurach, bricht in der Silvesternacht die elf Jahre alte Janina auf der Straße zusammen und wird ins Schweinfurter Krankenhaus gebracht.

Das aus Burgebrach im Landkreis Bamberg stammende Mädchen ist zum Jahreswechsel zu Besuch in dem 430-Einwohner-Ort. Mit Jugendlichen zieht sie nach Mitternacht auch durch die Neubausiedlung "Am Käppela". Augenzeugen sagen damals, sie sei von einem metallischen Gegenstand getroffen worden.

Das Entsetzen dann an Neujahr: In Schweinfurt wird das Mädchen noch in der Nacht notoperiert. Aber die Ärzte haben keine Chance. Janina stirbt. Gerichtsmediziner finden in ihrem Schädel ein Projektil aus einer Kleinkaliberwaffe. Was sich jetzt in dem kleinen Unterschleichach abspielt, ist den Einwohnern noch gut in Erinnerung. Das Polizeipräsidium Unterfranken gründet eine Soko mit 50 Beamten. Unzählige Vernehmungen im Ort folgen. Zudem sammelt die Polizei alle registrierten Kleinkaliber-Waffen von Bewohnern des Ortes ein. 60 Pistolen und Revolver müssen schließlich in den Laboren des Landeskriminalamts untersucht werden.

Denn jede Waffe hinterlässt auf dem Projektil eine einzigartige Spur. Die hohe Waffendichte erschreckt nicht nur die Ermittler. Aber sie ist mit dem ortsansässigen Schützenverein leicht zu erklären. Fast zwei Wochen nach den tödlichen Schüssen meldet Bambergs leitender Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager schließlich einen Fahndungserfolg.

Im Gerichtsgebäude findet er drastische Worte über den Täter: Er hatte den Jahreswechsel einsam auf seinem Sofa verschlafen. Und als ihn die Böller der Gruppe Jugendlicher weckten, drehte er durch. Nach Angaben der Ermittler, die — ebenso wie die Haftrichterin — bald ein Geständnis des Mannes hörten, war er in den Keller gegangen und hatte seinen Revolver geholt.

Dann schoss er drei- oder viermal von seinem Garten aus auf die Gruppe Jugendlicher. Die Distanz von fünf bis zehn Metern ist für Sportschützen kein Problem. Roland E., der schließlich gleich am Tatort wohnte, war von der Kriminalpolizei schon an Neujahr befragt worden. Damals gab er noch an, Silvester andernorts gefeiert zu haben.

Doch schließlich verstrickte er sich in Widersprüche und wirkte erleichtert, als ihn die Polizei in der Haftanstalt in Ebrach festnahm. Dort war der Mann als Fahrer beschäftigt. Was ihn bewogen hatte, in der Nacht seine Waffe zu holen und auf die Jugendlichen zu schießen? Staatsanwalt Ohlenschlager sieht eine Mischung aus mehreren Faktoren.

Der Angeklagte war wegen psychischer Probleme in Behandlung. Ob Medikamente und Alkohol im Spiel waren, wird an den bisher fünf angesetzten Verhandlungstagen ein Gutachter berichten. Und dann gab es Frust über eine gescheiterte Beziehung, berichten die Ermittler. Und zuletzt die Wut über den Krach der Böller. Der Mann besaß vier Waffen, obwohl er längst nicht mehr bei den Sportschützen aktiv war.