Turbo-Züge nach Berlin: Bamberg fürchtet Bahn-Kollaps

18.2.2017, 05:41 Uhr
Turbo-Züge nach Berlin: Bamberg fürchtet Bahn-Kollaps

© Deutsche Bahn

Jahrelang wurde in Bamberg gestritten. Erst ging es um bis zu sechs Meter hohe Lärmschutzwände quer durch die Stadt, die von der Bahn geplant waren. Der Aufschrei war enorm. Die Bürger fürchteten die Verschandelung der Kommune mit rund 73.000 Einwohnern. Die Stadtspitze bangte um den prestigeträchtigen Weltkulturerbe-Titel der Unesco und denkmalgeschützte Gebäude wie die markante Mälzerei Weyermann, die erheblich Federn lassen sollte.

Nach einer Bürgerversammlung ist nun klar, wohin die Reise geht. Zwei Varianten stehen noch in der engeren Wahl. Zum einen die von der DB weiterhin bevorzugte Durchfahrt auf einem von zwei auf vier Gleise erweiterten Schienenstrang. Zum anderen der Bau eines insgesamt vier Kilometer langen Tunnels, wobei zwei Gleise vor dem Bamberger Bahnhof wieder an die Oberfläche geführt würden, damit dort die Züge halten können.

Der "Bahnsinn Bamberg" ging um

Der Ausbau an der Oberfläche würde laut Berechnungen der Bahn rund eine Milliarde Euro kosten. Für die Tunnellösung werden mindestens 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. Günstiger wäre eine Ostumfahrung Bambergs entlang der A 73, die ursprünglich von der Bürgerinitiative "Bahnsinn Bamberg" ins Spiel gebracht worden war. Dagegen hatte sich allerdings der Bamberger Stadtrat Mitte Januar ausgesprochen. Zum einen wegen der erheblichen Auswirkungen auf den Hauptmoorswald mit seinen Brunnen. Zum anderen, weil die Stadt fürchtet, den ICE-Halt zu verlieren und stattdessen nur noch einen Haltepunkt auf der grünen Wiese zu bekommen.

Egal, welche Variante am Ende kommt: Die Bürger müssen sich auf äußerst langwierige Bauarbeiten und eine erhebliche Beeinträchtigung des innerstädtischen Verkehrs gefasst machen.

Im Dezember geht Schnellfahrstrecke in Betrieb

Die Bagger sollen im Jahr 2021 anrollen. Eine Durchfahrt wäre laut DB bis zum Jahr 2030, ein Tunnel bis zum Jahr 2033 zu realisieren. Im ersten Fall wird über fünf bis sechs Jahre mit Baustellenverkehr und der wechselnden Sperrung von Hauptdurchfahrtsstraßen und ganzen Straßenzügen gerechnet. Bei der zweiten Variante könnte das Chaos acht Jahre lang dauern.

Der Ausbau des Bahnknotens Bamberg ist Teil der neuen Schnellfahrstrecke Nürnberg - Erfurt - Berlin, die bereits im Dezember diesen Jahres in Betrieb geht und Fahrten zwischen der deutschen Hauptstadt und München in knapp vier Stunden ermöglichen wird.

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