You Xie ist der Hoffnungsträger der Bamberger CSU

21.3.2014, 13:00 Uhr
You Xie ist der Hoffnungsträger der Bamberger CSU

© Ronald Rinklef

Mit Abstand stärkste politische Kraft in Bamberg? Lang ist es her. Bei der jüngsten Stadtratswahl stürzte die CSU weiter ab. Die Union bleibt zwar größte Fraktion im Kommunalparlament, hat aber drei Sitze verloren und nur noch 27,5 Prozent der Wählerstimmen hinter sich gebracht. Nach dem niederschmetternden Ergebnis stellen nicht wenige CSU-Politiker die Führungsfrage.

Dabei wäre das Debakel ohne ihren neuen Polit-Star noch heftiger für die Partei ausgefallen: Der Deutsch-Chinese You Xie, Journalist und Betreiber eines Imbissladens am Kranen, sammelte Stimmen über Stimmen. Am Ende schaffte er den sensationellen Sprung von Platz 29 auf Platz 1 der Parteiliste. Mit 10621 Stimmen ließ er so altgediente Parteifreunde und Leitfiguren wie Christian Lange und Helmut Müller hinter sich.

Erstaunlich an dem glänzenden Ergebnis: Xie ist erst seit zwei Jahren in der CSU. Das C und das S im Parteinamen haben ihn zur Union gebracht, sagt der 55-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion, „die Grundwerte der Partei haben mich überzeugt“.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Im April 2013 wählte ihn die Bamberger CSU mit einem überzeugenden Votum in den Kreisvorstand, drei Monate später hievte ihn die Mitgliederversammlung der Partei mit 97 von 110 Stimmen auf Platz 29 der Kandidatenliste für die Kommunalwahl. „Ich hatte schon ein wenig damit gerechnet, dass mir der Sprung in den Stadtrat gelingt“, sagt der quirlige Besitzer des China-Imbisses in Uninähe, „aber nicht mit diesem Ergebnis“.

Xie und seine Frau sind in Franken fest verwurzelt. „Mehr Integration geht nicht“, schrieb das CSU-Parteiblatt Bayernkurier Ende 2012 über den Mann, der erst seit knapp vier Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft hat und in seinem Herkunftsland als Dissident gilt. Weshalb der Wahl-Bamberger in die Politik gegangen ist, hat einen einfachen Grund: „Für meine alte Heimat kann ich nichts tun, deshalb tue ich etwas für meine neue Heimat.“ 2010 zählte man Xie zu den 100 einflussreichsten Intellektuellen Chinas.

In der alten Heimat unerwünscht

Xie war 1988 nach Bamberg gekommen. Die Domstadt hatte er als Studienort ausgewählt, „weil es hieß, dass man hier leichter eine Wohnung und einen Ferienjob bekommt“. Spätestens seit er sich mit der 1989 in Peking grausam unterdrückten Demokratiebewegung solidarisierte, ist er in China unerwünscht. Dennoch hat er seinen großen Traum, eines Tages in der alten Heimat eine Zeitung herauszugeben, noch nicht aufgegeben.

Stattdessen schrieb er das Buch „Als Chinese in Bamberg“ und ist weiterhin journalistisch aktiv. Bereits 1999 hatte er Europas größte chinesischsprachige Zeitschrift gegründet, die 2011 allerdings eingestellt werden musste. Seit 2006 gibt er die Europaausgabe des christlichen Magazins Overseas Campus heraus.

Auch nach seinem Wahlerfolg will Xie nicht aufgeben, zu verstehen, warum der Gabelmann „Goblmoo“ heißt. Und er bringt weiter Frühlingsrollen, Peking-Ente und Gemüse süß-sauer auf den Teller, denn: „Der Imbiss ist meine Lebensgrundlage.“

Journalistisch wird der Neu-Stadtrat und CSU-Hoffnungsträger aber trotz seines „14-Stunden-Arbeitstags künftig etwas kürzertreten müssen“. Xie möchte sich kommunalpolitisch vor allem um soziale Themen kümmern, um die Belange von Kindergärten, Altenheimen und Schulen. An seinem oft zitierten Wahlspruch will der 55-Jährige auf jeden Fall festhalten: „Ente gut — alles gut!“

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