Baureferent: "Brauchen mehr kostenpflichtige Parkplätze"

19.3.2018, 19:09 Uhr
Braucht Nürnberg mehr kostenpflichtige Parkplätze? (Symbolbild)

© Harald Sippel Braucht Nürnberg mehr kostenpflichtige Parkplätze? (Symbolbild)

Herr Ulrich, London und andere Metropolen haben eine City-Maut eingeführt. Braucht Nürnberg solch eine Steuer, um den Verkehr zu lenken?

Daniel Ulrich: Eine City-Maut ist entweder gut dafür, die Stadtkasse zu füllen, oder überbordende Verkehrsmengen in den Griff zu bekommen. Die meisten Städte haben eine derartige Abgabe nicht aus finanziellen Gründen eingeführt, sondern um ein totales Verkehrschaos zu verhindern. Sieht man einmal davon ab, dass die Rechtsgrundlage für solch eine Steuer fehlt, hätte die City-Maut in Nürnberg diesen Nutzen nicht, weder fiskalisch noch verkehrlich. Das mag in München oder Stuttgart anders sein. Wir sind meilenweit von einem totalen Verkehrschaos entfernt.

Manche Nürnberger und auch Einpendler empfinden das aber durchaus anders...

Ulrich: Das stimmt. Rein subjektiv! Unsere Bürger sagen uns regelmäßig, dass für sie der Verkehr in Nürnberg das größte Problem ist. Jenseits von subjektiven Wahrnehmungen gibt es aber auch objektivierbare. Nämlich: Der Verkehr fließt bei uns prinzipiell sehr gut. Das sieht man, wenn man Staulängen misst oder Durchfahrtszeiten, also die Dauer, die ich von A nach B brauche.

Baureferent:

© Foto: Roland Fengler

Mit welchen Verkehrsproblemen kämpft Nürnberg?

Ulrich: Wir haben ein Spitzenlastproblem, und das im motorisierten Individualverkehr und im öffentlichen Personennahverkehr. Wie in jeder Stadt sind im Berufsverkehr bei uns zu viele Menschen gleichzeitig unterwegs. In den Pendlerverflechtungen sind es die Morgen- und die Abendspitze, die uns zu schaffen machen.

Das wissen Sie als Erlanger, der mit dem Auto nach Nürnberg pendelt, nur zu gut, oder?

Ulrich: Ich fahre meist vor der Morgen- und nach der Abendspitze.

Wieso pendeln Sie nicht mit Bus und Bahn?

Ulrich: Das geht nicht, weil es an leistungsstarken ÖPNV-Angeboten über die jeweilige Stadtgrenze hinaus gerade in den Randzeiten hapert. Dabei haben Nürnberg, Fürth und Erlangen im jeweiligen Stadtgebiet einen exzellenten ÖPNV. Nehmen Sie unser U-Bahnnetz, das beste in Europa, mit einem Supertakt und einer tollen Auslastung. Wer jedoch in einem der Landkreise oder am Stadtrand wohnt, hat es schwer, mit dem ÖPNV zu pendeln. Natürlich haben wir in Nürnberg auch Binnenpendler. Aber: Überwiegend stammen unsere rund 300.000 Pendler aus dem Umland.

Wie wirkt sich der Pendlerzustrom aus?

Ulrich: In Nürnberg sind etwa 240.000 Autos auf private Halter zugelassen. Tagsüber kommen noch einmal genauso viele Autos von Pendlern dazu. Während unser Straßennetz für den Binnenverkehr üppigst ausreichen würde, tut es das eben nicht, wenn der Verkehr aus dem Umland dazukommt. Da hilft selbst die beste Ampelschaltung nichts.


Das Interview "Wer im Auto sitzt, steigt nicht mehr aus" mit Oberbürgermeister Ulrich Maly lesen Sie hier. 


Was also tun?

Ulrich: Neben der Stärkung des Wohnstandorts Nürnberg und einem Ausbau des Radverkehrs als Alternative zu Auto und ÖPNV, wollen wir einen besseren stadtübergreifenden ÖPNV. So sollten alle S-Bahn-Äste mindestens einen 20-Minuten-Takt erhalten. Nur so kann die riesige Zahl an Pendlern vernünftig in die Stadt kommen. Und die Radschnellwege werden gerade zwischen den Städten helfen!

Wie wollen Sie den motorisierten Individualverkehr künftig besser lenken?

Ulrich: Technisch ist das ausgereizt, mehr Autos passen nicht auf die Straßen. Wir müssen uns bemühen, dass der Autoverkehr in der Stadt abnimmt.

Wo setzen Sie an?

Ulrich: Wir haben zwei Hebel: die Stärkung des ÖPNV und die Steuerung der Stellplatzsituation. Wir brauchen mehr kostenpflichtige Parkplätze, gerade in der Kernstadt. Und gleichlaufend eine bessere ÖPNV-Anbindung des Umlandes und der Nachbarstädte.

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