Bayern bleibt ein Studiengebühren-Land

29.3.2011, 17:46 Uhr
Bayern bleibt ein Studiengebühren-Land

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Immer mehr Hochschulen ändern ihre Gebührensatzungen. „Wir begrüßen es, dass die Hochschulen ihre Beiträge individuell festlegen und an den Bedarf anpassen“, sagt Katja Funken, Sprecherin im Wissenschaftsministerium, auf NZ-Anfrage. Als die Gebühren unter dem damaligen Minister Thomas Goppel (CSU) eingeführt wurden, hatten die meisten Hochschulen sich für die Maximalsumme entschieden. Fachhochschulen dürfen Gebühren von 100 bis 500, Unis von 300 bis 500 Euro erheben. Laut Wissenschaftsministerium plant derzeit keine Fachhochschule, die Gebühren zu erhöhen.

Die Universität Erlangen-Nürnberg hält an der Obergrenze von 500 Euro weiterhin fest, betont Vizepräsidentin Johanna Haberer, „denn die Studienbeiträge haben viele Vorteile: Sie sind gerecht, weil die Studierenden für eine Leistung bezahlen, von der sie selbst profitieren“. Auch überlegten Studenten sorgfältiger, welches Fach sie studierten. Und sie schauen, sagt Professorin Johanna Haberer, kritischer auf die Leistungen der Universität und fordern zurecht eine bessere Lehre ein.

Für den Erlanger Uni-Präsidenten Karl-Dieter Grüske war bei der Einführung der Gebühren im Sommer 2007 klar, die 500 Euro auszuschöpfen. Schließlich, so argumentierte er damals, bräuchten die Universitäten eher noch höhere Gebühren, um international konkurrenzfähig zu sein.

Auch an der Ohm-Hochschule Nürnberg werden weiterhin 500 Euro erhoben. Zuletzt war im Sommer 2010 an den einzelnen Fakultäten über die Verwendung und Höhe diskutiert worden, erläutert Ohm-Sprecherin Elke Zapf. Alle zwölf Fakultäten hätten sich unter Einbeziehung der Studenten für die Beibehaltung der 500 Euro ausgesprochen. Die Höhe werde regelmäßig überprüft.

Die Studentenvertretung der Ohm-Hochschule hatte aber erst in der vergangenen Woche eine „sofortige Reduzierung“ gefordert. Auslöser war eine interne Mitteilung des Kanzlers mit der Bitte um Vorschläge, um Studienbeiträge „kurzfristig verausgaben zu können“. Studenten hatten nach Auskunft der Hochschule ein Projekt abgelehnt, woraufhin Gelder frei geworden waren. Es sei nicht generell so, dass die Hochschule nicht wisse, was sie mit den Geldern anstellen solle.

Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) hatte im vergangenen Jahr die Hochschulen ermahnt, ihre Gebühren zeitnah auszugeben. „Es gab Anfangsschwierigkeiten, die Beiträge sinnvoll zu verwenden“, bestätigt Sprecherin Katja Funken. „Deshalb freuen wir uns, dass einige den Korrekturmechanismus nutzen und die Beiträge absenken.“ Einmalige Investitionen wie neue Beamer sind meist getätigt. Die Hochschule Amberg-Weiden senkt ihre Gebühren aber nicht in erster Linie, weil sie auf Einnahmen verzichten will. Sie kompensiert dies dadurch, dass weniger Studenten künftig von Gebühren befreit werden sollen.

Die niedrigsten Semesterbeiträge mit 300 Euro für alle Bachelor-Studiengänge erhob laut Ministerium die Hochschule Würzburg-Schweinfurt. In München müssen Studenten für einzelne Studiengänge sogar nur 215 Euro entrichten.

Statt die Gebühren zu verringern, fordert die Opposition weiterhin, diese ganz abzuschaffen. Der hochschulpolitische Sprecher der Freien Wähler im Landtag, Michael Piazolo, meint: „Studiengebühren überhaupt einzuführen, war eindeutig der falsche Weg.“ Minister Heubisch will aber auch nach der Wahlniederlage der CDU/FDP in Baden-Württemberg daran festhalten, obwohl Bayern damit wohl eines der letzten Bundesländer mit Studiengebühren sein wird: „Dies alles nun wieder abzuschaffen, nur weil die neue Regierung in Baden-Württemberg dies plant, ist wenig plausibel.“ Der Zuspruch für bayerische Hochschulen habe im Übrigen durch die Beiträge nicht gelitten: „Ganz im Gegenteil: Ein Studium in Bayern ist begehrt wie nie.“

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