Bayerns Bürger-Polizei: Freiwillige auf Streife

2.2.2012, 04:00 Uhr
Bayerns Bürger-Polizei: Freiwillige auf Streife

© dpa

In ihren blauen Jacken sehen sie aus wie die Beamten vom Ordnungsamt. Doch die Mitarbeiter der bayerischen Sicherheitswacht sollen keine Bußgelder oder Strafzettel verteilen. Sie beantworten Fragen von neugierigen Spaziergängern, ermahnen Radfahrer auf dem Gehweg oder weisen Hundebesitzer im Park darauf hin, die Hundehaufen ihrer Lieblinge nicht liegen zu lassen.

Etwa 740 freiwillige Helfer sind aktuell in 114 bayerischen Gemeinden für die Sicherheitswacht unterwegs - Tendenz steigend. Einer von ihnen ist Werner G. aus München. Der Bankkaufmann läuft mit kurzen Unterbrechungen seit zehn Jahren in Schwabing Patrouille. «Ich wollte unter Leute - und nicht nur zum eigenen Vergnügen», beschreibt der 61-Jährige seine Motivation von damals. Auch heute noch liebt er den Kontakt zu Menschen. Die Reaktionen seien meist positiv.

Um im Notfall die Polizei verständigen zu können, hat G. immer ein Funkgerät oder Handy dabei, auch Pfefferspray gehört zur Ausrüstung der Sicherheitswacht. Besondere Rechte haben die ehrenamtlichen Helfer allerdings nicht: Sie dürfen einen Verdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei festhalten und Personalien aufnehmen. Außerdem können sie einen Platzverweis erteilen, ohne ihn jedoch durchsetzen zu dürfen.

In den kommenden Jahren soll die Sicherheitswacht in Bayern auf 1000 Mitarbeiter ausgebaut werden. Die niederbayerischen Städte Bogen, Landau-Wallersdorf und Mainburg erhielten Anfang des Jahres die notwendige Genehmigung des Innenministeriums. Nun läuft die Suche nach geeigneten Bewerbern: «Wir wollen keine Rambos», sagt der zuständige Polizeibeamte in Bogen, Max Rosenlehner. «Es ist wichtig, dass die Leute zuverlässig sind.» Der 55-Jährige war schon bei der Gründung der Sicherheitswacht 1994 in einem der Pilotprojekte dabei. In Bogen ist er nun für die 40-stündige Ausbildung verantwortlich.

Die Aufwandsentschädigung von 7,16 Euro pro Stunde soll potenziellen Bewerbern einen Anreiz liefern. Insgesamt zahlte der Freistaat im vergangenen Jahr 850 000 Euro für die Sicherheitswacht und deren Ausrüstung, wie das Innenministerium mitteilt. Bei den Gewerkschaften stößt das Projekt deshalb auf Kritik. «Für uns ist das ganze völlig falsch investiertes Geld», sagt der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern, Hermann Benker. Bei der Ausstattung mit Digitalfunk oder Warnkleidung bestehe Bedarf. «Aber dafür ist dann kein Geld da», sagt Benker. «Andererseits leisten wir uns den Luxus und geben hier für solche Placebo-Effekte Geld aus.»

Sorgen macht sich Benker auch über die Sicherheit der freiwilligen Helfer. Angesichts der steigenden Gewaltbereitschaft innerhalb der Bevölkerung grenze es an ein Wunder, «dass eben diese Sicherheitswacht-Leute noch nicht von diesen gefährlichsten Situationen bedroht waren», mahnt Benker.

 Sicherheitswächter Werner G. geriet bislang erst einmal in Gefahr. Während einer Doppelstreife beobachtete er zusammen mit einem Kollegen eine Prügelei. Eine Frau habe am Boden gelegen, erzählt er. «Ich hab meinem Kollegen das Funkgerät in die Hand gedrückt und bin losgesprintet», sagt er.. Passiert ist ihm damals nichts.

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