Bei Baum Bremspunkt

16.11.2018, 07:04 Uhr
Bei Baum Bremspunkt

© Foto: Mathias Hochreuther

Insgesamt 95 Teams reisten zu dieser Rallye des Neuen Automobil- und Verkehrsclubs (NAVC) an, sie kamen aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus Skandinavien. Die Schotterspezialisten erwartete zum Auftakt gleich eine Nachtwertungsprüfung mit dem legendären "Mossandl-Kieswerk" – also Schotter pur –, Straßen und Wege durch waldiges Gebiet sowie Ortsdurchfahrten mit insgesamt rund 50 Kilometer auf abgesperrten Strecken als Bestzeitprüfung. Alles in allem eine "finale Herausforderung vor der Winterpause", wie es in einer Mitteilung des ACG heißt.

Doch bevor man so richtig Gas geben konnte, waren viele organisatorische Dinge zu erledigen. Die Fahrer mussten mit ihren — für den Straßenverkehr zugelassenen – Rallyeautos zur technischen Abnahme, wobei die Experten die sicherheitsrelevanten Dinge genau unter die Lupe nehmen: Überrollkäfig, Feuerlöscher, Sitze, Sechspunkt-Gurte, Helme, Kopf- und Genickschutz sowie feuerfeste Fahreranzüge.

Bitte an die StVZO halten

Die Beifahrer gehen in der Zwischenzeit zur Papierabnahme, legen dort Fahrzeugpapiere, Führerscheine und Lizenzen, Nennbestätigung und die Versicherungsdokumente des Rallyewagens vor. Erst dann bekommen sie die Startnummern und diverse Aufkleber der Sponsoren sowie endlich das "Roadbook" mit den Startkarten. Nun könnte es eigentlich losgehen, aber der Fahrtleiter lädt zunächst noch zu einer Besprechung und weist darauf hin, dass im Straßenverkehr sich jeder an die Straßenverkehrs-ZulassungsOrdnung (StVZO) zu halten habe. Und: Wer Einträge der Polizei in seiner Startkarte hat, kann gleich wieder heimfahren.

Jetzt können Fahrer und Beifahrer auf die Strecke zum Training beziehungsweise zu einer Besichtigungstour der Wertungsprüfungen fahren. Dazu gibt es im Normalfall etwa zwei Stunden Zeit. Das Team macht sich dabei Notizen und erstellt das sogenannte "Gebetbuch", um dann im Wettbewerb möglichst schnell und präzise unterwegs zu sein. Das hört sich dann im Auto in den meisten Fällen so an: "Start auf Teer, 200 rechts drei minus, 500 Kuppe voll, sofort in links voll, bei Baum Bremspunkt" — und so weiter, bis (hoffentlich) zum Ziel.

Diesen Vorbereitungs-Marathon mussten auch die Gunzenhäuser Rallyefahrer über sich ergehen lassen, ehe sie zum Start rollten. Ihr Team setzte sich zusammen aus dem ersten Vorsitzenden Christian Funk mit "Co" Enrico Schnelle (BMW 325), Benni Funk mit Michael Prinner (Opel Astra GTE), Thomas Heider mit Hans-Josef Zuckermeier (Renault Clio Sport), Timo Haderlein mit Bruder Jan (Seat), Matthias Kühnlein mit Andreas Stör (Mercedes C 200 Kompressor) sowie dem Ehepaar Gerhard und Jana Paul (BMW 325 X). Das PS-stärkste Gefährt brachte das Team Bernd Herler und Thomas Bratfisch an den Start, einen Mitsubishi Evo acht 4x4.

Hunderte von Zuschauern standen an den Absperrungen, vor allem im Kieswerk, wo die Fahrzeuge meistens quer daherkamen und durchs Wasser fahren mussten, um auf den Geraden dann mächtig Staub aufzuwirbeln.

Die Gunzenhäuser standen der Konkurrenz in nichts nach, alle kamen ins Ziel — bis auf den Kühnlein-Mercedes: "Dem sprang eine Böschung ins Auto", heißt es augenzwinkernd in der NAVC-Mitteilung.

Bei Baum Bremspunkt

© Foto: ACG

Glück und fahrerisches Können hatten Thomas Heider und Hans-Josef Zuckermeier mit dem Clio: Klassensieg, Dritter in der Gruppenwertung der Serientourenwagen – und damit genau so viele Punkte, um Deutscher Meister 2018 zu werden, was auch entsprechend gefeiert wurde. Auf Platz drei in der Klasse lief das Team Funk/Schnelle ein, Platz vier, nur wenige Sekunden dahinter, für das Ehe- und Rallyepaar Gerhard und Jana Paul.

Gesamtsieg nach Schweden

Platz vier in der Klasse der verbesserten Tourenwagen auch für das Team Funk/Prinner, auf Platz neun kamen die beiden Haderlein-Brüder mit ihrem Seat in der Zwei-Liter-Klasse ins Ziel. Der Mitsubishi mit Herler und Bratfisch konnte sich in der stark umkämpften Klasse der 300-PS-Boliden auf die dritte Stufe des Treppchens stellen. In dieser Klasse wurde auch um den Gesamtsieg gefahren: Emil Andersson und Beifahrer Björn Svensson stellten ihren Subaru WRC auf Platz eins – und so ging der Gesamtsieg nach Schweden.

Keine Kommentare