Bekommt Franken die längste Hängebrücke der Welt?

20.7.2018, 12:37 Uhr
So könnte die längste Brücke der Welt aussehen. In der Nähe des Aussichtspunktes "König David" soll sie starten und in 180 Metern Höhe bis nach Lichtenberg führen.

© Frankenwaldbrücke So könnte die längste Brücke der Welt aussehen. In der Nähe des Aussichtspunktes "König David" soll sie starten und in 180 Metern Höhe bis nach Lichtenberg führen.

Von der Aussichtsplattform "König David" hat man einen spektakulären Blick auf das Höllental: Kantige Felsformationen mischen sich unter dicht bewachsene Wälder. Hin und wieder kommen Wanderer oder Mountainbiker vorbei, machen einen Fotostopp und genießen die Stille. 

Dort, wo heute noch eine Holzbank mit eingeritzten Liebesbotschaften steht, soll in Zukunft die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt beginnen. In 180 Metern Höhe können Touristen dann auf einem 720 Meter langen Fußweg von Lichtenberg aus über das Höllental laufen. Eine zweite, deutlich kleinere Brücke (381 Meter) soll die Wanderer über das benachbarte Lohbachtal lotsen. 

Der Landkreis Hof erhofft sich von dem Zwölf-Millionen-Euro-Projekt, das zu 80 Prozent vom Freistaat Bayern gefördert wird, eine Stärkung des Tourismus. Bis zu 200.000 Besucher sollen nach Angaben des Landkreises Hof in Zukunft mithilfe der Brücken in die Region gelockt werden. Damit die vielen Gäste weder Natur noch Anwohner stören, soll der bestehende Parkplatz am Freizeitzentrum von Lichtenberg ausgebaut werden.

Landrat Oliver Bär ist einer der größten Befürworter des Projekts.

Landrat Oliver Bär ist einer der größten Befürworter des Projekts. © Landkreis Hof

Vorbei an verschiedenen Erlebnisstationen führt der Weg dann mitten durch die 1000-Einwohner-Gemeinde bis zur Burgruine. 
Einer der größten Befürworter des Projekts ist der Hofer Landrat Oliver Bär. Aus einer Idee zweier Bürger hat der CSU-Politiker ein Konzept entwickelt und hofft damit, die strukturschwache Region wieder aufzupäppeln. Nachdem der Kreisrat im vergangenen Jahr für den Brückenbau gestimmt hat, sucht Bär jetzt den Schulterschluss mit der Bevölkerung. Sein Plan ist es, gemeinsam mit den Menschen vor Ort ein kluges und nachhaltiges Konzept zu entwickeln. Der 41-Jährige ist sich sicher: "Mittelbar wird sich dies positiv auf die Lebensqualität der Bürger vor Ort ausüben."

Er kämpft für das Naturschutzgebiet Höllental: Stefan Pfeiffer.

Er kämpft für das Naturschutzgebiet Höllental: Stefan Pfeiffer. © privat

Daran zweifeln allerdings einige Anwohner. In den unmittelbar betroffenen Brückenkopf-Gemeinden Lichtenberg und Issigau hat sich Widerstand formiert. Einer der Kritiker ist Stefan Pfeiffer, er sagt: "Die erheblichen Baumaßnahmen und die hohe Besucherzahl stellen einen massiven Eingriff in das Naturschutzgebiet dar, und widersprechen den behördlich festgelegten Naturschutzzielen." Pfeiffer und seine Kollegen von der "Initiative Höllental" sehen in dem Projekt keine wirtschaftlichen Vorteile für die Region. Ganz im Gegenteil: Sie fürchten sich vor Massentourismus durch Tagesgäste. „Es kommen überwiegend Tagesbesucher, die über die Brücken gehen oder sie anschauen und nach zwei bis drei Stunden wieder wegfahren", erklärt Pfeiffer seinen Standpunkt. 

Längst hat sich der Frankenwald in zwei Lager aufgeteilt. Die einen sind für die Hängebrücken, die anderen dagegen. Am Sonntag soll ein Bürgerentscheid in Issigau Klarheit darüber schaffen, ob die Gemeinde Maßnahmen gegen einen Bau ergreifen soll. Die Lichtenberger stimmen im September dann darüber ab. Doch was macht der Landkreis, sollten sich die Menschen gegen das Projekt entscheiden? Landrat Bär will erst den Ausgang der Bürgerentscheide abwarten. Der Bund Naturschutz hat dem Landkreis schon vorab eine Art Kompromissvorschlag gemacht. Ihre Alternative: Die kleinere Lohbachtalbrücke soll mit einem Skywalk, wie er auch in Pottenstein entstanden ist, verknüpft werden. Landrat Bär hält von diesem Vorschlag nur wenig: "Wir glauben, dass unser Projekt unter den bestehenden Hängebrücken nochmals heraussticht." 


+++ Kommentar: Warum die Brücken der Region guttun würden +++


Im kommenden Jahr soll die Planung des Projekts dann konkretisiert werden, so dass die Bauarbeiten im Frühjahr 2020 starten könnten. Bei idealem Bauverlauf könnten die Höllentalbrücken zwischen 2021 und 2022 fertiggestellt werden. Bis dahin muss der Landkreis aber noch klären, ob der Bau in einem Naturschutzgebiet überhaupt realisiert werden kann. Die Untersuchungen laufen, heißt es.

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