Betonbauer soll Tramperin an Raststätte vergewaltigt haben

5.12.2018, 18:33 Uhr
Betonbauer soll Tramperin an Raststätte vergewaltigt haben

© F.: Daniel Karmann/dpa

Dieser Prozess ist das Abbild des Albtraums einer jeden Frau: Am 31. Oktober 2017 suchte eine Studentin an der Rastanlage Jura Ost nahe Velburg (Landkreis Neumarkt i. d. Opf.) nach einer Mitfahrgelegenheit, ein kleiner, kräftig gebauter Mann bot ihr an, sie nach Berlin mitzunehmen.

Ein Jahr später sitzen beide im Landgericht Nürnberg-Fürth. Die junge Frau ist kaum noch in der Lage, ihrem Studium nachzugehen, sie wird von Schlafstörungen gequält und Panikattacken heimgesucht. Die Rechtsanwältin, die sie als Nebenklägerin vertritt, spricht von einer Posttraumatischen Belastungsstörung; psychologisch gesehen, die Folge von Schreckenserlebnissen wie Naturkatastrophen oder Krieg. Man könnte also auch sagen, die junge Frau leidet wie ein Kriegsheimkehrer oder ein Erdbebenopfer und erlebt den Übergriff immer wieder von Neuem.

Szenen wie aus einem schlechten Film

Laut Anklage stieg sie vor einem Jahr gegen 23 Uhr in den Wagen des Angeklagten. Gleich als er losfuhr, forderte er Sex für die Mitfahrgelegenheit, die er bot – die junge Frau will angeblich sofort versucht haben, zu fliehen. Doch das Auto war zu schnell. Treffen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zu, spielten sich Szenen ab, wie in einem schlechten Film und man ahnt die Albtraum-Bilder, von denen die junge Frau gepeinigt wird: Der Mann verließ die Autobahn, bog in einen Feldweg ein. Es war mitten in der Nacht, entsprechend menschenleer die Gegend, der Feldweg unbeleuchtet. Sie sprang aus dem Auto und rannte weg – doch er holte sie ein, riss sie nieder, fiel über sie her und vergewaltigte sie. Als sie es schaffte, sich loszureißen, flüchtete sie sich zu einem nahe gelegenen Bauernhof.

Der Mann, der ihr dies angetan haben soll, schüttelt heftig den Kopf. "Alles inszeniert", sagt er – die Vorwürfe weist er von sich. Doch die Videokamera der Rastanlage hielt fest, dass er an jenem Tag vor einem Jahr dort tankte. Und am Körper der jungen Frau haftete seine DNA.

Treffer in der DNA-Datenbank

Nach dem Überfall hatte sie sich untersuchen lassen, sie klagte über Schmerzen und Schürfwunden. Auf ihrem Körper fanden sich auch Spuren des Angeklagten, seine DNA, sein genetischer Fingerabdruck. Diese DNA wurde mit verschiedenen Datenbanken verglichen, in Frankreich wurden die Ermittler fündig. Ein Treffer in der Datenbank kann so wertvoll sein, wie ein vergessenes Ausweisdokument am Tatort.

Vor der 2. Strafkammer des Landgerichts beteuert der Betonbauer seine Unschuld. Er sei an jenem Tag mit seiner Familie zu einer Hochzeit gefahren. Tatsächlich sei es zu einer Begegnung mit der Studentin gekommen, doch nur zufällig. Sie sei hilflos an der Raststätte gelegen. Nur aus Sorge habe er ein wenig an ihrem Körper gerüttelt, schon da habe sie gleich nach der Polizei gerufen.

Eine Aussage-gegen-Aussage-Konstellation? Fest steht, dass die junge Frau zumindest nicht alkoholisiert war. Ihr mutmaßlicher Peiniger, ein Mann osteuropäischer Herkunft, sitzt seit einem halben Jahr in U-Haft, Fluchtgefahr ist der Haftgrund. Zu Beginn der Beweisaufnahme wird die Studentin gehört. Um ihr die Aussage zu erleichtern, wird die Öffentlichkeit während ihrer Vernehmung von dem Prozess ausgeschlossen.

Derzeit wird mit zwei Prozesstagen kalkuliert, ein Urteil wird voraussichtlich am 12. Dezember gesprochen.

Erst im Sommer hatte das Schicksal der getöteten Tramperin Sophia L. die Öffentlichkeit erschüttert: Die in Amberg geborene junge Frau hatte Mitte Juni von ihrem Studienort Leipzig in Richtung Nürnberg trampen wollen. Den Ermittlungen zufolge nahm sie ein Lastwagenfahrer aus Marokko an einer Tankstelle an der Autobahn 9 in Sachsen mit und brachte sie später auf einem Rastplatz in Oberfranken um. Der Tatverdächtige wurde von Spanien ausgeliefert, er sitzt seit September in einem Gefängnis in Oberfranken, wann vor dem Landgericht Bayreuth der Prozess gegen ihn beginnt, ist noch offen.