Bezirksklinik-Ärger: Welche Fehler Mittelfranken machte

23.11.2017, 05:49 Uhr
Bezirksklinik-Ärger: Welche Fehler Mittelfranken machte

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Nichts weniger als die Rettung vor weiteren finanziellen Verlusten haben die Bezirksräte in Ansbach erwartet. Die künftigen Synergieeffekte wurden gepriesen, eine "einheitliche und effiziente Leitung" der Bezirkskliniken herbeigesehnt. Dann sei eine schwarze Null in den Bilanzen fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Diese starke Hoffnung gab es Ende 2004, kurz bevor die mittelfränkischen Bezirkskliniken tatsächlich in ein privatwirtschaftlich organisiertes Kommunalunternehmen mit einem mächtigen Klinikvorstand umgewandelt wurden. Sie ging nicht in Erfüllung. Das Defizit sank nicht, es wuchs beständig auf rund zehn Millionen Euro im Jahr 2012. Dann kam Klinikvorstand Helmut Nawratil in Ansbach ans Ruder.

Inzwischen schreibt das Bezirksunternehmen zwar wieder einige Millionen Euro im Jahr Gewinn. Nawratils Kurs ist gleichwohl höchst umstritten. Es gab massive Kritik an Mängeln bei der Patientenversorgung, an seinem rüden Umgang mit dem Personal, am für etliche Mitarbeiter unerträglichen Druck, an der Vergabe von Aufträgen. Und an Nawratils fürstlicher Entlohnung mit derzeit 380.000 im Jahr. Die sei in dieser Höhe notwendig, heißt es stets, weil für weniger Geld für diese höchst anspruchsvolle Arbeit kaum jemand zu bekommen sei.

Limousine und Campingbus

Das Innenministerium prüft derzeit noch, ob der Bezirk Mittelfranken mit einem solchen Gehalt noch die Haushaltsgrundsätze der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit im Blick hatte. Das gilt auch für Nawratils "Fahrzeugflotte". Ihm standen ein Limousine und ein Campingbus mit hohen Leasingraten zu Lasten des Bezirks zur Verfügung. Nach öffentlichen Druck gelobte er, das zu ändern. "Ja, ein Dienstwagen...", sagt Rainer Klingert und lächelt dabei irgendwie amüsiert als sei von etwas ganz Fernem die Rede. Klingert ist Geschäftsstellenleiter der Krankenhäuser und Heime des Bezirks Unterfranken, also so etwas wie das Würzburger Pendant zum Ansbacher Klinikvorstand Helmut Nawratil. Obendrein hat er als geschäftsleitender Beamter den Posten des Bezirkskämmerers inne.

Für diese gehobene Doppelfunktion bekommt auch Rainer Klingert nicht wenig Geld. Er ist in der Gehaltsstufe B2 eingruppiert, vergleichbar der eines Ministerialrates und bezieht dafür knapp 100.000 Euro im Jahr.

Erfolg durch Verbeamtung

Er hat seinerzeit natürlich mitbekommen, als es als schick und vor allem erfolgversprechend galt, privatwirtschaftliche Strukturen auf dem schwierigen Sektor der Kliniken aufzubauen. Die Butter vom Brot ließ er sich als Beamter davon nicht nehmen. "Was die Wirtschaft kann, kriegen wir auch hin" – das war sein Credo. Wenn man bei Klingert etwas tiefer gräbt nach den Gründen des verbeamteten Erfolgs seiner Bezirkskliniken spricht er von einem "Bombenteam", das er um sich habe, oder von einem "tiefen Vertrauensverhältnis" vor allem zu den Führungskräften. Auch da lebt Ansbach in einer anderen Welt. In jüngeren Zeit hat hier Spitzenpersonal reihenweise das Unternehmen verlassen. Teils ergriff es von sich aus die Flucht, teils schoss es Helmut Nawratil mit fragwürdigen Methoden ab.

Klingert hat es sich zum Prinzip gemacht, von Fall zu Fall gemeinsam im Gespräch mit den zuständigen Mitarbeitern nach Lösungen zu suchen. Ein Widerspruch zu unternehmerischem Denken ist das bei den unterfränkischen Bezirkskliniken offenbar nicht. "Das was investiert werden soll und muss, muss zuvor auch erwirtschaftet werden" — das ist so ein einfacher Satz, mit dem Klingert das Erfolgsrezept beschreibt.

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