Bundesweite Razzia: Zoll zerschlägt Anabolika-Ring

MÜNCHEN - 29 Beschuldigte, sechs Bundesländer, 750.000 Foreneinträge: In einer bundesweiten Razzia hat der Zoll einen Anabolikahändler-Ring zerschlagen. Acht Tatverdächtige sitzen derzeit in Untersuchungshaft, davon sollen vier aus Mittelfranken stammen.

Sie versorgten aus Untergrundlaboren Leistungssportler mit Anabolika und anderen Substanzen, organisierten sich über ein Internet-Forum. In einer groß angelegten Razzia haben Zoll und Staatsanwaltschaft einen bundesweit operierenden Anabolikahändler-Ring zerschlagen. 33 Objekte in sechs Bundesländern wurden zeitgleich durchsucht, insgesamt 29 Beschuldigte überprüft. Seitdem befinden sich acht Männer in Untersuchungshaft.

"Vier der Beschuldigten stammen aus Mittelfranken, einer aus Oberfranken, zwei weitere aus Oberbayern", erklärte ein Sprecher des Zollfahndungsamts München. Die Ermittler kamen den mutmaßlichen Anabolikahändlern über ein Internet-Forum auf die Spur. Die Fahnder werteten über ein Jahr lang 750.000 Beiträge dort aus - und konnten so den Ring zerschlagen. Das Forum unterhielt ein eigenes Wettkampfteam in der Bodybuilding-Szene und ließ sich von diversen Untergrundlaboren kostenlos mit Anabolika versorgen.

Bei Wohnungsdurchsuchungen stellten die Beamten neben etwa 500 Ampullen mit Anabolika und anderen Präparaten auch Geräte sicher, die zur Herstellung von Arzneimitteln geeignet sind. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler in geringen Mengen Rauschgift, einen Schlagring, Munition sowie diverse Messer und eine Stahlrute.

Anabolika-Flut in Deutschland

In zwei Fällen warfen die Tatverdächtigen Anabolika aus dem Fenster, um mit dem Händlerring nicht in Verbindung gebracht zu werden. An der Razzia beteiligt waren Fahnder aus München, Stuttgart, Frankfurt am Main, Hamburg, Essen und Hannover. Teilweise waren an den Einsätzen auch Spezialeinheiten des Zolls beteiligt.

Deutschland erlebt derzeit eine Flut an verbotenen Dopingsubstanzen. Allein in München verzeichnen die Behörden einen rapiden Anstieg. Dort wurden im vergangenen Jahr 335 Ermittlungsverfahren im Arzneimittelsektor eingeleitet, im Jahr 2012 waren es noch 135. Zudem wurden 93.800 Ampullen sichergestellt. Erst vor knapp einem Jahr standen fünf Männer wegen des Verkaufs illegaler Dopingsubstanzen in Nürnberg vor Gericht.