Bürger konnten Wallfahrtskirche nicht retten

22.6.2007, 00:00 Uhr
Bürger konnten Wallfahrtskirche nicht retten

© Werner Wenk

Im Chaos nach Säkularisation und Einverleibung Frankens durch Bayern waren vor rund 200 Jahren nicht nur wertvolle Kunstschätze ins wittelsbachische München verschleppt worden. Überall im Land kam es auch zur Zerschlagung und Plünderung von Kirchen und Klöstern. Arg erwischte es Rauenzell.

Mit Gewalt

Dort war von der staatlichen Obrigkeit nicht nur eine jahrhundertealte Wallfahrt gewaltsam unterdrückt worden. Bürger der kleinen Ortschaft südlich von Ansbach wurden um die Jahreswende 1807/08 zu allem Überfluss gezwungen, das barocke Pilgerziel St. Salvator im Steinbachwald, erste Wallfahrtskirche des Bistums Eichstätt, eigenhändig abzubrechen.

Dabei hatten Rauenzeller am 10. Dezember 1807 noch aktiv Widerstand gegen den Abriss geleistet. Doch als die Ansbacher Behörde mit «Exekution der widerspenstigen Gemeindeglieder» durch das Militär drohte, mussten sich die wackeren Männer der Staatsmacht fügen. St. Salvator, laut dem Herriedener Bundestagsabgeordneten Josef Göppel (CSU) das «fränkische Altötting», hatte aufgehört zu bestehen.

Eine der ältesten Hostienwallfahrten Deutschlands war am Ende. Ihr Ursprung reicht ins späte Mittelalter zurück. Am Karfreitag des Jahres 1353 soll ein adeliges Mädchen bei der Kommunion in der Rauenzeller Kirche unbemerkt die Hostie an sich genommen haben, um sie mit nach Hause zu nehmen. Auf dem Heimweg durch den Wald fiel die Hostie, so die Legende weiter, zu Boden und niemand konnte sie wieder aufheben. Erst dem Weihbischof von Eichstätt sei es gelungen, die Hostie zu bergen.

Am Ort des Geschehens entstand eine Holzkapelle, später ein Kirchlein und eine stattliche Wallfahrtskirche, die unter dem Eichstätter Hofbaumeister Maurizio Pedetti 1764/68 eine barocke Gestalt erhielt. Längst hatte sich eine blühende Pilgerstätte entwickelt, wo sich Gläubige ihr Heil sichern wollten oder Wunder erhofften. Für das Dorf nahe Herrieden war die Wallfahrt auch ein wirtschaftlicher Faktor.

An der Stelle, wo die Hostie lag, befand sich eine Steinplatte mit einem Jesus-Relief. Pilger kratzten immer ein bisschen Erde unter der Platte hervor. Schließlich wurde es fester Brauch, unter der Abdeckung hindurchzuschlüpfen. Das Relief blieb erhalten und befindet sich heute in der Rauenzeller Kirche.

Standort gesucht

In der Ortschaft war die Erinnerung an die Wallfahrt immer wach geblieben. Die Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg, EU-Gelder und ein rühriger Förderverein trugen nun dazu bei, St. Salvator wenigstens teilweise wiederaufleben zu lassen. Dazu musste zunächst der Standort der Kirche im Wald gefunden werden. Vor fünf Jahren begannen dann die Ausgrabungen und die Wiederherstellung der Grundmauern.

Zum Abschluss feiern die Rauenzeller am Sonntag auf der Lichtung im Steinbachwald ein großes Fest. Am Vormittag ziehen sie in einer Prozession vom Dorf hinaus zu St. Salvator. Zum Nachmittagsprogramm gehört ein Vortrag mit dem bezeichnenden Titel «Wenn Steine reden».