Camp-Räumung: Flüchtlinge klettern von den Bäumen

27.11.2014, 10:17 Uhr
Camp-Räumung: Flüchtlinge klettern von den Bäumen

© Andreas Gebert/dpa

Sieben vor der Polizei auf Bäume am Sendlinger Tor geflohene Flüchtlinge kletterten nach dem Angebot eines Gesprächs mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) von den Bäumen runter, sagte Polizeisprecher Wolfgang Wenger.

Die Männer hatten zuvor die Nacht auf den Bäumen verbracht. Das Gespräch der Flüchtlinge mit dem Oberbürgermeister und der Sozialministerin begann unmittelbar danach in einer kleinen Kirche nahe des Sendlinger Tores.

Wie der Polizeisprecher sagte, ist das Camp damit nun vollständig geräumt. Rund 30 Flüchtlinge hatten am Samstag in dem Camp in der Münchner Innenstadt ihren Hungerstreik begonnen. Sie forderten ein Ende ihrer Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften sowie ein Bleiberecht in Deutschland. Nachdem sie am Mittwoch ihren Hungerstreik ausgeweitet und auch das Trinken verweigert hatten, entschloss sich die Stadt zur Räumung des Camps.

Nach Angaben des Leiters des zuständigen Kreisverwaltungsreferats, Wilfried Blume-Beyerle, war für den Einsatz die Einschätzung von Ärzten entscheidend, dass den Protestierenden bei den niedrigen Temperaturen Unterkühlungen drohten. Mehrere Flüchtlinge widersetzten sich der Räumung, kletterten auf zwei Bäume und harrten dort aus. Die Stadt hatte den Flüchtlingen das Camp eigentlich bis zum 1. Dezember genehmigt.

Die Flüchtlinge hatten ihren Hungerstreik, mit dem sie für ein Bleiberecht in Deutschland und gegen die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften protestierten, vergangenen Samstag begonnen. Am Mittwoch verschärften sie ihren Protest und verzichteten auch auf die Einnahme von Getränken.

Im Laufe des Tages wurden nach Angaben von Blume-Beyerle mehrere Flüchtlinge in Kliniken eingewiesen. "Die schnelle Zuspitzung war für uns überraschend", betonte er. Bei einem weiteren Verbleib habe nicht zuletzt wegen der winterlichen Temperaturen die Gefahr bestanden, dass die Flüchtlinge im Schlaf in einen "komatösen Zustand" fallen könnten.

An der Aktion, für die die Münchner Innenstadt im Bereich des Einsatzortes komplett für den Verkehr gesperrt wurde, waren 500 Polizeibeamte beteiligt. Demonstranten protestierten mit Sprechchören wie "Kein Mensch ist illegal" gegen den Einsatz.

Das Camp war nach relativ kurzer Zeit geräumt, doch mehrere Flüchtlinge kletterten angesichts der herannahenden Polizisten auf Bäume. Mit Feuerwehrleitern und unter dem Schutz mehrerer Rettungskissen bemühten sich die Einsatzkräfte, die Menschen herunterzuholen. Dabei gingen die Beamten behutsam vor.

Von den Leitern seilten sich Beamte in das Geäst eines Baumes ab und nahmen dort Kontakt auf. Zunächst waren die Flüchtlinge aber nicht zum Aufgeben zu überreden. "Ich bin müde", gestand ein Flüchtling. "Aber die Polizei ist auch müde."

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