Münchner Bahnhof evakuiert: "Weiß nicht, wie ich heimkomm"

31.3.2015, 18:40 Uhr
Der Münchner Hauptbahnhof bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt - Reisende stehen vor großen Problemen.

© dpa Der Münchner Hauptbahnhof bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt - Reisende stehen vor großen Problemen.

"Bitte suchen Sie sich für den heutigen Tag eine Unterkunft!" Ungläubige Gesichter nach dieser Durchsage am Münchner Hauptbahnhof für Fahrgäste aus der näheren Münchner Umgebung. Der Hauptbahnhof der Landeshauptstadt ist auf unbestimmte Zeit gesperrt. Das Orkantief "Niklas" hat den Bahnverkehr in Bayern weitgehend lahmgelegt.

Die Bahnhofshaupthalle ist geräumt. Laut Bundespolizei brachte das Unwetter im Bereich der Gleise eine Glasscheibe zum Bersten, Splitter fielen auf die Gleise. Niemand wurde verletzt. Aber aus Sicherheitsgründen wurde die Gleishalle evakuiert.

"Mama, es geht nix mehr"

Rollgitter versperren nun den Zugang, Menschen drängen sich mit Koffern, Kinderwagen, Rucksäcken, Snowboards. Manche bleiben ruhig, andere sind am Rande ihrer Belastbarkeit. "Mama, es geht nix mehr", ruft eine Frau in ihr Handy. Andere tippen eifrig Nachrichten, suchen im Internet nach neuesten Informationen.

Der Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) wurde am Nachmittag komplett eingestellt. Warnemünde, Frankfurt am Main, Verona, Dortmund, Klagenfurt: "Unbestimmte Zeit später" steht an der Anzeigetafel für sämtliche Züge. Bei den Regionalbahnen waren einzelne Strecken gesperrt.

Mit 190 Stundenkilometern durch Bayern

Das Orkantief "Niklas" fegte mit gut 190 Stundenkilometern über Bayern. Der Sturm hat Bäume und Lastwagen umgerissen, Dächer abgedeckt und Zugverbindungen blockiert. Mehrere Menschen wurden verletzt. Im Münchner S-Bahn-Verkehr wurden laut Bahn am Nachmittag nur noch zwei Linien befahren - wenigstens auf der Stammstrecke konnte ein Zehn-Minuten-Takt aufrecht gehalten werden. U- und Trambahnen fuhren.

"Wir versuchen es per Taxi", sagt ein Mann in sein Mobiltelefon. Doch Taxis sind kaum zu bekommen. Der Wind peitscht den Regen über die Straße vor dem Bahnhof - der Taxistand ist leer.

"Ich weiß nicht, wie ich heimkomm"

"Ich weiß nicht, wie ich heimkomm. Ich überlege, ob ich ins Büro zurückgehe und auf dem Schreibtisch schlafe", sagt Karin Hefele, sie arbeitet bei einer Bausparkasse. "Seit 27 Jahren fahre ich nach München - aber sowas habe ich noch nicht erlebt." Sie muss nur nach Petershausen bei München. Doch ob sie eine Chance hat, dorthin zu kommen, ist erst einmal unklar.

Mitarbeiter der Bahn versuchen den Fahrgästen zu helfen. Doch auch sie wissen nicht genau, wie es weitergeht.

Wieder kommt der Gong, eine Drucksage. "Wir brauchen dringend einen Arzt oder eine Ärztin", ruft eine nervöse Mitarbeiterin in das Mikro. "Es befindet sich eine unterzuckerte Person in der Schalterhalle." Teils rissen Böen in München auch Fußgänger zu Boden.

Dauer der Störungen bislang unklar

Rund um den Bahnhof hat ein Ansturm auf die Hotels begonnen. "Ausgebucht", heißt es an den Rezeptionen. Die Leute hätten das Hotel regelrecht gestürmt, berichtet ein Mitarbeiter. Manche, die kein Zimmer mehr bekamen, sitzen nun ratlos wartend auf den Eingangsstufen - immerhin unter einem Dach.

Gelassen schlendert Rita Albrecht aus Frankfurt mit einer Kollegin durch die Schalterhalle. Sie wollten nach einem Arbeitsmeeting gerade nach Hause fahren, als der Gleisbereich geräumt wurde. "Wir haben uns das genau fünf Minuten angesehen, dann sind wir zurück ins Hotel." Die beiden ergatterten genau die letzten beiden Zimmer.

Die Ereignisse des Tages in unserem Live-Ticker:

2 Kommentare