Das Limeseum: Fenster zur Antike

3.6.2011, 22:18 Uhr
Das Limeseum: Fenster zur Antike

© Horst M. Auer

20 Kubikmeter Holz und 30000 Schrauben aus Edelstahl, 60 Sack Reibputz und 5000 selbst gebrannte Tonziegel. All das und noch viel mehr haben tatkräftige Hände des Therapiezentrums Cronheim in fast dreijähriger Arbeit in ihr Werk gesteckt. Es ist ein Blickfang geworden, begehbar und wetterfest: Das Mini-Kastell im Maßstab 1:10 veranschaulicht in hervorragender Weise die frühere römische Militärpräsenz.

Am besten ist das Modell mit seinen Mauern, Türmen und Baracken vom Aussichtshügel im Archäologie-Park zu überblicken. Zum Vergleich liegt dahinter, auf einer kleinen Anhöhe, das echte Militärlager. Jedenfalls zeichnen Hecken und Ausmähungen in der Wiese deutlich erkennbar die Umrisse des Kastells nach.

Was dem Areal aus wissenschaftlicher Sicht eine absolute Sonderstellung verschafft, liegt im Boden verborgen: In der Nähe der heutigen Ortschaft Ruffenhofen, rund zwei Kilometer vom Limes entfernt und ganz am Nordrand der römischen Provinz Raetien, ruht unter der Grasnarbe ein Stück antiker Geschichte wie aus dem Bilderbuch. Denn im Gegensatz zu anderen militärischen Stützpunkten am Limes waren dort Kastell und Lagerdorf nach dem Abzug der Besatzungstruppen vor mehr als 1800 Jahren nie überbaut worden. Deshalb ist das Bodendenkmal sehr gut erhalten.

Reiterkastell für 500 Soldaten

Zur Absicherung ihres Territoriums gegenüber den Germanen war am Fuße des Hesselbergs um das Jahr 100 n.Chr. eine Römerwelt im Miniaturformat entstanden. Besiedelt wurden 70 Hektar — auch unter heutigen Maßstäben eine riesige Fläche. Neben dem Reiterlager für 500 Soldaten gab es eine Zivilsiedlung mit Häusern für Händler und Handwerker, mit Tempeln, Thermen und Tavernen. Geophysikalische Messungen ließen sogar einen Friedhof im Boden erkennen.

Schnell war man sich einig, dass das Bodendenkmal ohne zerstörerische Ausgrabungen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden soll. Ein kommunaler Zweckverband erwarb für rund 900000 Euro eine Fläche von 40 Hektar. Seit Sommer 2003 wird das Areal als archäologisches Vorzeigeprojekt erschlossen. Es soll in der strukturschwachen Region im südwestlichen Landkreis Ansbach Impulse für den Fremdenverkehr liefern.

Mittlerweile ist der Ausbau des Römerparks Ruffenhofen weit fortgeschritten. Aussichtshügel und der Nachbau des Kastells im Kleinformat zählen zu den Hauptattraktionen. Eine großformatige Bilderwand mit einer szenischen Darstellung des Gräberfelds führt ins Totenreich der Römer. Für Kinder wurden Spiel- und Mitmachstationen angelegt. Abgüsse von römischen Steindenkmälern bringen das Leben in der Antike nahe.

Die römische Ära am Hesselberg ist ein Stück Heimatgeschichte, sagt der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel. Der CSU-Politiker mahnt eine bessere Verkehrserschließung des Areals an. Göppel ist überzeugt, dass das neue Limeseum dem Römerpark „nochmals einen Schub bringen wird“. Der Rundbau soll 3,5 Millionen Euro kosten und im Herbst 2012 fertig sein. Dass sich durch die Aufwertung Ruffenhofens die Rivalitäten mit dem römischen Weißenburg noch steigern könnten, befürchtet der CSU-Landtagsabgeordnete Gerhard Wägemann nicht: „Die Spannungen sind weitgehend beseitigt“.
 

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