Diagnose Depression: Tausende Bayern leiden darunter

30.4.2017, 10:31 Uhr
2014 litten allein in Bayern etwa 2,6 Millionen Menschen an einer psychischen Störung.

© Matthias Balk/dpa 2014 litten allein in Bayern etwa 2,6 Millionen Menschen an einer psychischen Störung.

Jeder zweite Deutsche leidet laut Daten des Robert-Koch-Instituts im Lauf seines Lebens an einer psychischen Erkrankung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ärmere soziale Schichten häufiger als reiche. In Bayern hatten 2014 etwa 2,6 Millionen Menschen eine psychische Erkrankung. Das geht aus dem Bericht "psychische Gesundheit von Erwachsenen in Bayern" von Landesgesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hervor.

"Mein Ziel ist, mehr Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema zu erzielen. Denn eine Depression ist behandelbar – es sollte jedoch möglichst frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Deshalb ist es wichtig, dass offen über diese Erkrankung gesprochen wird", teilt sie mit. Neben Depressionen zählen auch Demenz, Burn Out, Psychosen, Magersucht, Angststörungen, ADHS, Lese- und Rechtschreibstörungen sowie Alkoholsucht zu psychischen Erkrankungen.

Postnatale Depressionen

"Gar nicht so selten sind postnatale Depressionen nach der Geburt", erklärt Wolf-Dietrich Braunwarth, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie des Klinikums Nürnberg und Mitglied des Bündnisses gegen Depression in Nürnberg, das es seit 16 Jahren gibt. Etwa jede zehnte Frau leidet nach einer Geburt an einer postnatalen Depression, die im Volksmund Wochenbettdepression genannt wird. Postnatale Depressionen entwickeln sich typischerweise während der ersten Wochen bis zum ersten Jahr nach der Geburt des Kindes, gelten aber als gut behandelbar.

Der Schweregrad psychischer Störungen kann stark variieren. Mediziner sprechen von leichten, mittleren und schweren Erkrankungen. Hat der Patient Selbstmordgedanken, handelt es sich um eine schwere Erkrankung. "Das ist bei mehr als 50 Prozent der Patienten der Fall", erklärt Wolf-Dietrich Braunwarth. In Bayern sterben jährlich etwa 1800 Menschen an einem Suizid. Psychische Störungen sind häufig die Ursache, allen voran Depressionen.

Meiste Erkrankungen im Frühjahr und im Herbst

Wissenschaftler gehen davon aus, dass biologische Vorgänge,  psychische Faktoren, die persönliche Situation eines Menschen und besondere Ereignisse im Leben zusammenwirken. Depressionen treten häufiger im Frühjahr und im Herbst auf als im Sommer und Winter. "Das Verhältnis von Tag- und Nachtlänge ändert sich. Dieser Wechsel bringt wohl die innere Uhr der Menschen durcheinander, vermuten Forscher", erklärt Wolf-Dietrich Braunwarth.

Eine Depression kann auch erblich mitbedingt sein. Die Behandlung von psychischen Störungen erfolgt meist ambulant, kann aber auch teilstationär, also in einer Tagesklinik, oder stationär erfolgen. Darüber hinaus bieten Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen Hilfe.

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