Diehl warnt vor steigenden Energiepreisen

23.7.2012, 09:19 Uhr
SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher (rechts) und Vize Thomas Beyer in der Gießerei von Diehl Metall in Röthenbach an der Pegnitz.

© oh SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher (rechts) und Vize Thomas Beyer in der Gießerei von Diehl Metall in Röthenbach an der Pegnitz.

Was die rund 1200 Mitarbeiter von Diehl in Röthenbach an der Pegnitz herstellen, findet sich in jedem Auto. Synchronringe beispielsweise, die moderne Getriebe so schön weich und doch exakt schalten lassen. Oder Rohre für die Sanitär- und Heizungsindustrie, an denen keine Keime haften bleiben. Und demnächst bekommt das Gymnasium in Röthenbach Türklinken geliefert, die dank einer speziellen Diehl-Legierung Krankheitserregern keinen Nährboden bieten sollen.

Damit Diehl seine dafür notwendigen Legierungen gießen kann, braucht es eine Menge Energie. Den jährlichen Strombedarf von Lauf oder zweimal Röthenbach, erklärt Vorstand Prof. Heiner Otten. Da merken Markus Rinderspacher, der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, und sein Vize, Thomas Beyer aus dem Nürnberger Land, auf. Sie wollen erfahren, was ein wichtiges Industrieunternehmen von der Politik erwartet, die gerade die Wende weg von der Atomenergie und hin zu erneuerbaren Energien gestaltet.

Aus Sicht von Diehl-Vorstand Otten ist die Rechnung ganz einfach. Jeder Cent mehr an Stromkosten gefährdet den Standort Röthenbach, denn in Deutschland sei der Strom EU-weit ohnehin schon am teuersten. Über 400 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet Diehl-Metall insgesamt. Für die 100 Millionen Kilowattstunden Strom, die Diehl-Metall allein in Röthenbach im Jahr braucht, zahlt das Unternehmen knapp unter zehn Cent pro kwh.

Zum Vergleich: der Privathaushalt berappt, je nach Anbieter, rund 25 Cent inkl. der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, die wiederum jene Bürger bekommen, die zum Beispiel Strom aus Solarzellen ins Netz einspeisen. Von dieser Umlage sind sogenannte energie-intensive Unternehmen wie Diehl-Metall befreit.

Das muss auch so bleiben, fordert Vorstand Heiner Otten, und warnt vor anderweitigen Forderungen aus der Politik oder aus Naturschutzverbänden. Denn sollte durch noch höhere Stromkosten der Betrieb der Gießerei in Röthenbach unrentabel werden, gefährde dies den gesamten Standort. „Wir brauchen hier die gesamte Wertschöpfungskette.“

Otten will nicht missverstanden werden. „Wir sind für die Energiewende“, betont der Diehl-Vorstand. Nur müsse sie eben so umgesetzt werden, dass sie der Industrie nicht schade. Das fordert auch die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Diehl, Edeltraud Roth, und blickt ernst in Richtung der SPD-Landtagsfraktionsspitzen, als sie betont, dass das Schicksal von 1200 Mitarbeitern und ihrer Familien am Standort Röthenbach hängt.

Die Gespräche hinterlassen Eindruck bei Markus Rinderspacher und Thomas Beyer. Der SPD-Landtagsfraktionschef versichert Otten und dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Diehl, man werde darauf achten, dass die Finanzierung der Energiewende Unternehmen wie Diehl in Deutschland nicht gefährde.

Und Fraktionsvize Thomas Beyer, auch Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Bayern, erklärt, es dürfe nicht sein, dass die Belange von Hartz-IV-Empfängern, die die EEG-Umlage zahlen müssen, und die von energie-intensiven Unternehmen gegeneinander ausgespielt werden. Beyer erklärt, zuerst müsse das Oligopol, also die Herrschaft weniger Unternehmen, auf dem Energiemarkt durchbrochen werden.

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