Henry Kissinger wird 93: Rückblick auf ein bewegtes Leben

27.5.2016, 09:20 Uhr
Am 27. Mai feiert der gebürtige Fürther und ehemalige Außenminister der USA Henry Kissinger seinen 93. Geburtstag. Anlass für uns, in Bildern auf sein Leben zurückzublicken. Kissinger war noch kein Jahr Außenminister, als 1974 dieses Foto entstand: Kissinger unterhält sich offenbar vergnügt mit Bundeskanzler Helmut Schmidt. Schmidt sollte für ihn nicht nur ein Zeitgenosse sein: Als der Alt-Kanzler im November 2015 starb, verabschiedete sich Henry Kissinger in einem persönlichen Nachruf in der "Zeit" von einem "Freund, den ich nicht duzte".
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Am 27. Mai feiert der gebürtige Fürther und ehemalige Außenminister der USA Henry Kissinger seinen 93. Geburtstag. Anlass für uns, in Bildern auf sein Leben zurückzublicken. Kissinger war noch kein Jahr Außenminister, als 1974 dieses Foto entstand: Kissinger unterhält sich offenbar vergnügt mit Bundeskanzler Helmut Schmidt. Schmidt sollte für ihn nicht nur ein Zeitgenosse sein: Als der Alt-Kanzler im November 2015 starb, verabschiedete sich Henry Kissinger in einem persönlichen Nachruf in der "Zeit" von einem "Freund, den ich nicht duzte". © fn

1923 kam Heinz Alfred Kissinger, wie er hieß, als erster Sohn der jüdischen Eltern in Fürth zur Welt, sein Bruder Walter ein Jahr später. Nicht vergessen hat Walter, wie schwer es war, die Heimat zu verlassen. Als ihn die Fernsehjournalistin Evi Kurz vor einigen Jahren für ihren Film "Die Kissinger-Saga" fragte, wie es war, als die Mutter verkündete, dass die Kinder nicht mehr ins Flussbad konnten, schwieg Walter sehr lange und bat dann, den Film kurz zu unterbrechen.
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1923 kam Heinz Alfred Kissinger, wie er hieß, als erster Sohn der jüdischen Eltern in Fürth zur Welt, sein Bruder Walter ein Jahr später. Nicht vergessen hat Walter, wie schwer es war, die Heimat zu verlassen. Als ihn die Fernsehjournalistin Evi Kurz vor einigen Jahren für ihren Film "Die Kissinger-Saga" fragte, wie es war, als die Mutter verkündete, dass die Kinder nicht mehr ins Flussbad konnten, schwieg Walter sehr lange und bat dann, den Film kurz zu unterbrechen. © dpa

Bis heute ist Henry Kissinger seiner Geburtstadt verbunden. Das Foto entstand 2012 bei einem Besuch im Rathaus.
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Bis heute ist Henry Kissinger seiner Geburtstadt verbunden. Das Foto entstand 2012 bei einem Besuch im Rathaus. © Hans-Joachim Winckler

Die Familie war von 1925 bis zur Ausreise in der Marienstraße 5 zuhause, das Foto zeigt Kissinger bei einem späteren Besuch. 1933 war sein Vater Louis - ein engagierter Lehrer im Mädchenlyzeum, dem heutigen Helene-Lange-Gymnasium - durch die Nazis zwangsbeurlaubt worden. Im Sommer 1938 wandert er mit seiner Frau Paula und seinen Söhnen Henry und Walter in die USA aus. Mehrere Verwandte werden später von den Nationalsozialisten ermordet.
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Die Familie war von 1925 bis zur Ausreise in der Marienstraße 5 zuhause, das Foto zeigt Kissinger bei einem späteren Besuch. 1933 war sein Vater Louis - ein engagierter Lehrer im Mädchenlyzeum, dem heutigen Helene-Lange-Gymnasium - durch die Nazis zwangsbeurlaubt worden. Im Sommer 1938 wandert er mit seiner Frau Paula und seinen Söhnen Henry und Walter in die USA aus. Mehrere Verwandte werden später von den Nationalsozialisten ermordet. © Hans-Joachim Winckler

Das Reiseziel der Kissingers heißt New York. Die Familie (Vater Louis ist rechts im Bild) wagt einen Neuanfang, Walter (links) wird später ein angesehener Geschäftsmann, während Henry - nach dem Dienst für die US Army - Politikwissenschaften studiert. 1954 promoviert er und unterrichtet bis 1971 als Professor an der Harvard University. Prägend war für ihn die Begegnung mit dem deutschen Politologen Fritz G. A. Kraemer während seines Militärdienstes in der US Army. Dieser habe sein Interesse an Geschichte und Politik geweckt, sagte Kissinger später. 1945 war Kissinger unter den US-Soldaten, die das KZ-Außenlager Hannover-Ahlem befreiten.
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Kissingers Familie

Das Reiseziel der Kissingers heißt New York. Die Familie (Vater Louis ist rechts im Bild) wagt einen Neuanfang, Walter (links) wird später ein angesehener Geschäftsmann, während Henry - nach dem Dienst für die US Army - Politikwissenschaften studiert. 1954 promoviert er und unterrichtet bis 1971 als Professor an der Harvard University. Prägend war für ihn die Begegnung mit dem deutschen Politologen Fritz G. A. Kraemer während seines Militärdienstes in der US Army. Dieser habe sein Interesse an Geschichte und Politik geweckt, sagte Kissinger später. 1945 war Kissinger unter den US-Soldaten, die das KZ-Außenlager Hannover-Ahlem befreiten. © Bernd Hafenrichter

Der politische Aufstieg Kissingers ist gigantisch: Unterstützt wird er von Richard Nixon (links). Als Nixon 1969 zum Präsidenten der USA gewählt wird, ernennt dieser Kissinger (rechts) zu seinem Sicherheitsberater. Die größte Herausforderung der beiden ist der Vietnamkrieg, der kurze Zeit vorher die Tet-Offensive erlebt hatte, bei der allein in drei Monaten mehr als 14.000 Zivilisten starben, 25.000 verwundet und 670.000 obdachlos wurden. Vier Jahre ist Kissinger im Amt des Beraters tätig, bis...
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Spaziergang mit Richard Nixon

Der politische Aufstieg Kissingers ist gigantisch: Unterstützt wird er von Richard Nixon (links). Als Nixon 1969 zum Präsidenten der USA gewählt wird, ernennt dieser Kissinger (rechts) zu seinem Sicherheitsberater. Die größte Herausforderung der beiden ist der Vietnamkrieg, der kurze Zeit vorher die Tet-Offensive erlebt hatte, bei der allein in drei Monaten mehr als 14.000 Zivilisten starben, 25.000 verwundet und 670.000 obdachlos wurden. Vier Jahre ist Kissinger im Amt des Beraters tätig, bis... © AFP

... er 1973 unter Nixon Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Hier ist Kissinger mit Richard Nixon im intensiven Gespräch während eines Fluges 1974 zu sehen.
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Gespräch im Flugzeug

... er 1973 unter Nixon Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Hier ist Kissinger mit Richard Nixon im intensiven Gespräch während eines Fluges 1974 zu sehen. © dapd

Bis 1977 wird Kissinger US-Außenminister bleiben. Trotzdem schafft er es in den 70ern, seine Heimatstadt Fürth zu besuchen und spaziert im Grundig-Park durch "Fürth bei Nacht".
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Bis 1977 wird Kissinger US-Außenminister bleiben. Trotzdem schafft er es in den 70ern, seine Heimatstadt Fürth zu besuchen und spaziert im Grundig-Park durch "Fürth bei Nacht". © fn

1973 - noch vor seiner Zeit als Außenminister - gelang Kissinger gemeinsam mit dem vietnamesischen Politiker Le Duc Tho ein Waffenstillstand im Vietnamkrieg. Dafür erhielten die beiden im gleichen Jahr den Friedensnobelpreis - im Gegensatz zu Kissinger lehnte Le Duc Tho diesen aber ab. Dem damaligen Außenminister, hier am Tisch mit dem ehemaligen US-Präsidenten Gerald Ford (2.v.r.) und Richard Nixon (2.v.l.), wird vorgeworfen, dass der Vietnamkrieg bei der Verleihung des Nobelpreises noch andauerte. Zur selben Zeit spielte Kissinger eine große Rolle bei den Bemühungen, Frieden zwischen Israel und den arabischen Ländern zu schaffen.
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1973 - noch vor seiner Zeit als Außenminister - gelang Kissinger gemeinsam mit dem vietnamesischen Politiker Le Duc Tho ein Waffenstillstand im Vietnamkrieg. Dafür erhielten die beiden im gleichen Jahr den Friedensnobelpreis - im Gegensatz zu Kissinger lehnte Le Duc Tho diesen aber ab. Dem damaligen Außenminister, hier am Tisch mit dem ehemaligen US-Präsidenten Gerald Ford (2.v.r.) und Richard Nixon (2.v.l.), wird vorgeworfen, dass der Vietnamkrieg bei der Verleihung des Nobelpreises noch andauerte. Zur selben Zeit spielte Kissinger eine große Rolle bei den Bemühungen, Frieden zwischen Israel und den arabischen Ländern zu schaffen. © dpa

Kissingers Entscheidungen als Außenminister aber sind höchst umstritten. Er steht für eine harte Realpolitik. Kritisiert werden insbesondere seine Rolle beim Putsch in Chile 1973, die Genehmigung der völkerrechtswidrigen indonesischen Invasion in Osttimor, bei der in nur einem Jahr etwa 60.000 Menschen zu Tode kamen, sowie die Ausweitung des Vietnamkriegs und die völkerrechtswidrige Bombardierung Kambodschas, um vietnamesische Nachschubrouten zu zerstören. Unter Jimmy Carter (rechts), der 1977 Präsident der USA wird, kann Kissinger seinen Außenminister-Posten nicht mehr behaupten und scheidet weitestgehend aus der aktiven Politik aus.
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Kissingers Entscheidungen als Außenminister aber sind höchst umstritten. Er steht für eine harte Realpolitik. Kritisiert werden insbesondere seine Rolle beim Putsch in Chile 1973, die Genehmigung der völkerrechtswidrigen indonesischen Invasion in Osttimor, bei der in nur einem Jahr etwa 60.000 Menschen zu Tode kamen, sowie die Ausweitung des Vietnamkriegs und die völkerrechtswidrige Bombardierung Kambodschas, um vietnamesische Nachschubrouten zu zerstören. Unter Jimmy Carter (rechts), der 1977 Präsident der USA wird, kann Kissinger seinen Außenminister-Posten nicht mehr behaupten und scheidet weitestgehend aus der aktiven Politik aus. © AFP

Im Privatleben findet er sein Glück in zweiter Ehe mit Nancy Maginnes, mit der er seit 1974 verheiratet ist.
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Im Privatleben findet er sein Glück in zweiter Ehe mit Nancy Maginnes, mit der er seit 1974 verheiratet ist. © Oliver Lang/dapd

Aber auch für seine Heimat interessiert sich Kissinger immer noch brennend. 1975 Ankunft am Flughafen Nürnberg.
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Aber auch für seine Heimat interessiert sich Kissinger immer noch brennend. 1975 Ankunft am Flughafen Nürnberg. © fn

Kissinger hält eine Rede im Fürther Stadttheater 1975.
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Kissinger hält eine Rede im Fürther Stadttheater 1975. © fn

Seine Geburtsstadt besucht er immer wieder - und natürlich auch seinen Lieblingsverein, die SpVgg Greuther Fürth.
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Seine Geburtsstadt besucht er immer wieder - und natürlich auch seinen Lieblingsverein, die SpVgg Greuther Fürth. © Koegler

1998 bekommt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Fürth verliehen - übergeben von Oberbürgermeister Wilhelm Wenning.
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1998 bekommt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Fürth verliehen - übergeben von Oberbürgermeister Wilhelm Wenning. © Kögler

Viele bekannte Persönlichkeiten kommen in die Stadt, um die Verleihung mitzuverfolgen, unter anderem der ehemalige Außenminister Deutschlands Hans-Dietrich Genscher (links) und der Bundesminister des Auswärtigen Klaus Kinkel (2. von rechts), hier zusammen mit dem Fürther Oberbürgermeister.
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Viele bekannte Persönlichkeiten kommen in die Stadt, um die Verleihung mitzuverfolgen, unter anderem der ehemalige Außenminister Deutschlands Hans-Dietrich Genscher (links) und der Bundesminister des Auswärtigen Klaus Kinkel (2. von rechts), hier zusammen mit dem Fürther Oberbürgermeister. © Kögler

Auch der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt ist dabei und gratuliert.
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Auch der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt ist dabei und gratuliert. © Kögler

Oberbürgermeister Wilhelm Wenning lässt sich auch im Jahr 2000 die Chance auf ein Gespräch mit Kissinger nicht entgehen. Hier beim Besuch im Ronhof.
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Oberbürgermeister Wilhelm Wenning lässt sich auch im Jahr 2000 die Chance auf ein Gespräch mit Kissinger nicht entgehen. Hier beim Besuch im Ronhof. © Kögler

Im Juni 2004 schaut er erneut in seiner Heimatstadt vorbei - diesmal ist auch Bruder Walter mit dabei.
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Im Juni 2004 schaut er erneut in seiner Heimatstadt vorbei - diesmal ist auch Bruder Walter mit dabei. © Günter Kögler

2012, mit 89 Jahren, kommt Henry Kissinger erneut nach Fürth - der Aufstieg seines Herzensvereins, der SpVgg Greuther Fürth, ist noch nicht lange her. Beim Pressetermin im Ronhof herrscht großer Andrang. Kissinger löst damit ein Versprechen ein: "Wenn die SpVgg aufsteigt, komme ich wieder", hatte er mehrfach angekündigt.
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2012, mit 89 Jahren, kommt Henry Kissinger erneut nach Fürth - der Aufstieg seines Herzensvereins, der SpVgg Greuther Fürth, ist noch nicht lange her. Beim Pressetermin im Ronhof herrscht großer Andrang. Kissinger löst damit ein Versprechen ein: "Wenn die SpVgg aufsteigt, komme ich wieder", hatte er mehrfach angekündigt. © Sportfoto Zink

Schon als Kind fieberte Kissinger im Ronhof mit: "I used to have a Stehplatz", sagt er. Links Oberbürgermeister Thomas Jung, rechts SpVgg-Präsident Helmut Hack.
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Schon als Kind fieberte Kissinger im Ronhof mit: "I used to have a Stehplatz", sagt er. Links Oberbürgermeister Thomas Jung, rechts SpVgg-Präsident Helmut Hack. © Sportfoto Zink

Kissinger erinnert sich: „Ich musste mich immer reinschmuggeln." Sein Vater sei der Meinung gewesen, dass er lieber Opern besuchen sollte.
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Kissinger erinnert sich: „Ich musste mich immer reinschmuggeln." Sein Vater sei der Meinung gewesen, dass er lieber Opern besuchen sollte. © dpa

Oberbürgermeister Thomas Jung begrüßt den ehemaligen US-Außenminister herzlich, dessen Portrait nun Teil der Ahnengalerie des Fürther Rathaus ist.
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Oberbürgermeister Thomas Jung begrüßt den ehemaligen US-Außenminister herzlich, dessen Portrait nun Teil der Ahnengalerie des Fürther Rathaus ist. © Harald Sippel

Museumsleiterin Daniela Eisenstein verschafft dem damals 89-Jährigen Kissinger einen Einblick in das jüdische Museum.
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Museumsleiterin Daniela Eisenstein verschafft dem damals 89-Jährigen Kissinger einen Einblick in das jüdische Museum. © Hans-Joachim Winckler

Aber nicht nur bei offiziellen Anlässen lässt sich Kissinger blicken. Er gibt sich bürgernah und tritt am Grünen Markt in Kontakt mit den Menschen.
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Aber nicht nur bei offiziellen Anlässen lässt sich Kissinger blicken. Er gibt sich bürgernah und tritt am Grünen Markt in Kontakt mit den Menschen. © Bernd Hafenrichter

Auch sein Bruder Walter bricht die Verbindung nach Fürth nicht ab. 2015 reist er - mit vier erwachsenen Kindern und vier Enkeln - an, um bei der Verleihung des Louis-Kissinger-Preises im Helene-Lange-Gymnasium dabei zu sein. Seit 2012 wird der Preis, der an seinen Vater erinnert, an vorbildlich engagierte Lehrer vergeben. Walter Kissinger gratuliert hier der Preisträgerin Ingrid Streck, Rektorin der Stadelner Hans-Sachs-Grundschule, die sich besonders für Kinder mit Migrationshintergrund einsetzt.
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Auch sein Bruder Walter bricht die Verbindung nach Fürth nicht ab. 2015 reist er - mit vier erwachsenen Kindern und vier Enkeln - an, um bei der Verleihung des Louis-Kissinger-Preises im Helene-Lange-Gymnasium dabei zu sein. Seit 2012 wird der Preis, der an seinen Vater erinnert, an vorbildlich engagierte Lehrer vergeben. Walter Kissinger gratuliert hier der Preisträgerin Ingrid Streck, Rektorin der Stadelner Hans-Sachs-Grundschule, die sich besonders für Kinder mit Migrationshintergrund einsetzt. © Foto: Anestis Aslanidis

Im November 2015 kam Henry Kissinger einmal mehr nach Deutschland - aus traurigem Anlass: Er nahm am Staatsakt für den verstorbenen Alt-Kanzler Helmut Schmidt teil.
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Im November 2015 kam Henry Kissinger einmal mehr nach Deutschland - aus traurigem Anlass: Er nahm am Staatsakt für den verstorbenen Alt-Kanzler Helmut Schmidt teil. © Tobias Schwarz (dpa)

Er habe ihn 60 Jahre lang gekannt und geschätzt, sagte Kissinger.
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Er habe ihn 60 Jahre lang gekannt und geschätzt, sagte Kissinger. © Christian Charisius (dpa)

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