Einsatzkräfte erkennen Besserung bei Rettungsgassen

18.1.2018, 06:00 Uhr
Im vergangenen Jahr war es für die Rettungskräfte oftmals sehr schwierig, an den Ort eines Unfalls vorzudringen. Mittlerweile sind die Verkehrsteilnehmer sensibler geworden.

© News5 Im vergangenen Jahr war es für die Rettungskräfte oftmals sehr schwierig, an den Ort eines Unfalls vorzudringen. Mittlerweile sind die Verkehrsteilnehmer sensibler geworden.

Bislang gibt es auf der A8 zwischen dem Autobahnkreuz München-Süd und der Anschlussstelle Holzkirchen 13 Anlagen, die bei Bedarf den Text "Rettungsgasse" einblenden. Die Anzeigen sind allerdings Anlagen der neueren Generation. Für Änderungen muss nur ihre Software neu programmiert werden. Bei einem Großteil der vorhandenen älteren Anzeigen wären allerdings zusätzlich teure Hardwareanpassungen nötig, erklärt das Ministerium auf Anfrage der Nürnberger Zeitung. Weil es in Bayern viele ältere Anzeigen gibt, würde eine bayernweite Umstellung Kosten im zweistelligen Millionenbereich verursachen.

Rund ein Jahr lang wird getestet, inwieweit die Anzeigen das Bilden von Rettungsgassen unterstützen. "Aufgrund der Kürze der bisherigen Testlaufzeit liegen hierzu noch keine aussagekräftigen Erfahrungswerte vor", erklärt das Ministerium weiter.

Mehr Probleme am Wochenende

Im vergangenen Jahr hatten die Rettungsdienste oft Schwierigkeiten, zu einem Unfall vorzudringen, weil die Rettungsgasse nicht ordentlich gebildet wurde. Grundsätzlich sei es besser geworden, sagt Werner Löchl, Kreisbrandrat im Landkreis Roth. In seinem Zuständigkeitsbereich liegen ein Teil der A9, A73 und A6. Natürlich gebe es schwarze Schafe, meint er. Zu diesen gehört so mancher ausländische Lkw-Fahrer.

Unter der Woche, wenn viele Pendler unterwegs sind, gibt es in der Regel keine Probleme. Denn die Fahrer sind es gewohnt, eine Gasse zu bilden, wenn der Verkehr stockt, erzählt der Kreisbrandrat. Am Wochenende ist das anders. Dann tummeln sich Wohnwagengespanne und Autos mit Ski auf dem Dach auf den Schnellstraßen. Deren Fahrer sind gedanklich oft schon im Urlaub – und weniger sensibilisiert für eine Rettungsgasse.

"Verhalten ist besser geworden"

Auch für Norbert Thiel, Kreisbrandrat im Kreis Nürnberger Land, hat sich die Situation gebessert. Manchmal sei es sogar "mustergültig". Zugleich appelliert er aber an die Verkehrsteilnehmer: "Es kann noch nachgebessert werden." Thiel und seine Mannschaft betreuen Abschnitte der A3, A6, A73 und A9. In Franken sind sie für die meisten Autobahnkilometer zuständig. Ab und an gebe es aber noch Probleme mit der Rettungsgasse, erzählt Thiel. Nämlich dann, wenn Klein-Lkw auf der linken Spur stehen. Sie seien so breit, dass, obwohl sie ausweichen, wenig Platz ist für die Fahrzeuge der Rettungskräfte.

Auch die Polizei kann Fortschritte vermelden. "Das Verhalten der Autofahrer ist besser geworden", heißt es nach einer Umfrage des Polizeipräsidiums Mittelfranken bei den Verkehrspolizeiinspektionen in Erlangen, Feucht und Ansbach. Bei 100 Prozent sei man allerdings noch nicht. Generell gebe es in Baustellenbereichen Schwierigkeiten. Und auch wenn sich die Lkw-Fahrer nicht an das Überholverbot halten und der Seitenstreifen wegfällt, kommen die Rettungsdienste nur langsam vorwärts.

Neue App-Funktion kommt später als geplant

Warten müssen die Autofahrer noch auf eine neue Funktion in der App BayernInfo. Generell zeigt BayernInfo auf Grundlage von aktuellen Verkehrsmeldungen die Verkehrsbelastung auf den Straßen an. Geplant war, dass die App Verkehrsteilnehmer darauf hinweist, wenn eine Rettungsgasse gebildet werden soll. Eigentlich sollte diese Funktion bis Ende 2017 bereitstehen. Doch die Infrastruktur der Server, auf denen die Informationen liegen, ist komplex. Die App kombiniert Infos aus dem GPS des Handys mit Infos der Verkehrsmeldestelle der Polizei.

Christian Seel, der das Institut für Projektmanagement und Informationsmodellierung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Landshut leitet, wo die Funktion entwickelt wurde, hofft, dass diese im Februar zur Verfügung steht. Dass die Benachrichtigung nicht als eigene App konzipiert wurde, hat einen Grund. Personen, die so sensibel für das Thema Rettungsgasse seien, dass sie sich eine App herunterladen, müssten wahrscheinlich gar nicht mehr auf die Rettungsgasse aufmerksam gemacht werden, argumentiert Seel.

Dass vor allem viele ausländische Fahrer in Deutschland nicht wissen, wie eine Rettungsgasse zu bilden ist, liegt auch daran, dass in Europa keine einheitliche Regel dafür existiert. Zum Beispiel gibt es in Italien, den Niederlanden und Spanien keine speziellen Vorschriften. In Tschechien dagegen soll bei mehreren Fahrspuren die Rettungsgasse zwischen dem mittleren und rechten Fahrstreifen entstehen. In Österreich und Slowenien gelten die gleichen Vorschriften. Im Fall von Stau muss eine Fahrspur für Rettungskräfte frei bleiben. Die Gasse muss bereits gebildet werden, wenn der Verkehr nur stockt.

Wie in Deutschland sollen die Fahrzeuge auf der linken Spur sich so weit nach links orientieren wie möglich. Alle Fahrzeuge auf den anderen Fahrspuren fahren so weit rechts wie möglich. Wer keine Rettungsgasse bildet, muss bis zu 320 Euro zahlen und mit einem Fahrverbot rechnen.

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