Endlager für atomare Brennstäbe: Bayern stellt sich quer

29.6.2016, 06:00 Uhr
Für die Atomentlagerung hatte die Kommission Standorte im Freistaat, wie zum Beispiel das Fichtelgebirge, im Blick.

© dpa Für die Atomentlagerung hatte die Kommission Standorte im Freistaat, wie zum Beispiel das Fichtelgebirge, im Blick.

Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) redet nicht lange um den heißen Brei: "Die Gesteine in Bayern sind nicht für ein Endlager geeignet — das gilt für Grani, Ton und Salz. Sie bieten die notwendige geologische Barriere-Wirkung nicht." Bei der Sicherheit dürften keine Abstriche gemacht werden. Die Endlagerkommission des Bundestages hatte sich kurz zuvor auf Empfehlungen für die Suche nach einem Standort zur Lagerung von hoch radioaktivem Atommüll geeinigt.

Das Gremium aus Abgeordneten, Wissenschaftlern und Verbandsvertretern formulierte die Kriterien so, dass völlig offen bleibt, in welchem Bundesland die abgebrannten Brennelemente aus den Kernkraftwerken letztlich gelagert werden sollen. Versuche einzelner Mitglieder, die Anforderungen so zu fassen, dass eine Lagerung in Salzgestein oder Granitgestein von vorneherein ausgeschlossen wäre, lehnte die Mehrheit ab. In Bayern galten in den vergangenen Jahren neben den Salzstöcken in Berchtesgaden und den Granitvorkommen im Bayerischen und Oberpfälzer Wald sowie dem Fichtelgebirge vor allem die Tonschichten an der Donau im Raum Neu-Ulm als potenzieller Standort.

Salze kommen nur in dünnen Lagen vor

Im Falle konkreter Untersuchungen etwa im Bayerischen Wald wird heftiger Widerstand der Bevölkerung erwartet. "Wer meint, uns als AtomKlo benutzen zu können, der muss mit dem gleichen Desaster rechnen wie in Wackersdorf", sagte der Vorstand der Initiative gegen ein Endlager im Saldenburger Granit, Thurmansbangs Bürgermeister Martin Behringer (FWG) energisch. "Wir haben auch Geld dafür." Nach Ansicht des bayerischen Umweltministeriums sollte ein endlagerfähiges Wirtsgestein mindestens 100 Meter mächtig und homogen sein – ohne Risse und Spalten, durch die Wasser eindringen kann. "Diese erforderliche Qualität weist zerklüfteter Granit, wie es ihn in Bayern gibt, nicht auf", sagte ein Sprecher.

Die Tonvorkommen in Bayern seien von stark wasserführenden Grundwasserschichten über- und unterlagert, und Salz komme in Bayern nur in dünnen Lagen vor.

Eine Million Jahre lang soll der hoch radioaktive Atommüll im Endlager vor sich hin strahlen, ohne Leben und Gesundheit der Menschen zu gefährden. Über Standorte wird seit Jahrzehnten gestritten.

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