100 Euro für Erlanger Schulkinder reichen nicht aus

23.9.2018, 15:00 Uhr
100 Euro für Erlanger Schulkinder reichen nicht aus

© Foto: Harald Sippel

Was braucht ein Kind für den Schulalltag? Jedes Jahr zum Schulanfang bekommen die Kinder eine lange Liste, auf der die Dinge stehen, die sie mit ihren Eltern kaufen müssen: Hefte, Stifte, Ordner, Lineal, Radiergummi, Sportkleidung . . . Noch nicht eingerechnet sind die Dinge wie Schulranzen und Federmäppchen, die bei der Einschulung fällig sind. Arbeitsbücher, Kopierkosten und ähnliches kommen außerdem dazu.

"Dass die Bildung kostspielig ist, würden wir Sie gern selber ausprobieren lassen", sagte Ute Auschel, die stellvertretende Vorsitzende des Kindschutzbund Kreisverbandes Erlangen, am Donnerstag. Mehrere Politiker hatten sich am Kinderschutzbund-Stand in der Nürnberger Straße eingefunden, darunter Erlangens zweite Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens, Christian Zwanziger (Grüne), Matthias Fischbach (FDP), Philipp Dees (SPD). Sie bekamen die Materialliste einer Erlanger Grundschule überreicht und durften nun "einkaufen": für 100 Euro, das ist der Betrag, den sozial schwache Familien jedes Jahr aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) des Bundes erhalten.

Die 100 Euro waren schnell "ausgegeben", die Materialliste noch längst nicht abgearbeitet: "200 bis 400 Euro geben Familien, je nach Klassenstufe, jährlich für die Lernmittel aus", erklärte Angelika Will, die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Erlangen. Der BuT-Betrag von 100 Euro für den Schulbedarf sei viel zu wenig. Von Lernmittelfreiheit sei man in Deutschland weit entfernt.

"1300 Kinder in Erlangen bekommen das Schulteilhilfepaket", führte sie aus. Dann gebe es eine Dunkelziffer und vermutlich recht hohe Anzahl von Kindern aus Familien, die ein Einkommen knapp oberhalb der Bemessungsgrenze haben, faktisch ebenfalls arm sind und die 100 Euro nicht bekommen.

Zwar hilft der Erlanger Bildungsfonds mit dem Geld verschiedener Sponsoren bedürftigen Familien und leistet damit einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Die Antragstellung für Zuschüsse läuft über den Kinderschutzbund.

Dennoch: Beim Bildungs- und Teilhabepaket muss die Bundesregierung aus Sicht des Kinderschutzbundes dringend nachbessern. Denn auch in anderen Bildungs- und Teilhabebereichen seien die Leistungen zu gering bemessen oder zu kompliziert zu beantragen.

Beispiel Lernförderung: Hier werden von den Familien, die eigentlich einen Anspruch hätten, oftmals die Anträge nicht gestellt. "Im Landkreis Erlangen-Höchstadt nehmen das nur acht Prozent der Berechtigten in Anspruch", so Angelika Will.

In der Stadt Erlangen seien es immerhin 60 Prozent — dies sei dem von der Stadt entwickelten Projekt "Optimierte Lernförderung" zu verdanken, das Nachhilfe an den Schulen verortet. Bei der individuellen Lernförderung gebe es aber auch hier noch Luft nach oben.

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