120 Jahre ATSV Erlangen: Wieder am Höhepunkt

8.6.2018, 18:19 Uhr
In dieser Saison feierten die Fußballer des ATSV den Aufstieg in die Bayernliga. Es ist der größte Erfolg in der jüngeren Geschichte der Abteilung.

© Sportfoto Zink / ThHa In dieser Saison feierten die Fußballer des ATSV den Aufstieg in die Bayernliga. Es ist der größte Erfolg in der jüngeren Geschichte der Abteilung.

Herr Peter, seinen Ursprung hat der ATSV Erlangen in einem anderen Stadtteil. Wieso?

Wolfgang Peter: Zuerst waren es hauptsächlich Turner. Später haben sie sich im Röthelheim auch niedergelassen. 1933, als die Nazis an die Macht kamen, wurden alle Arbeitervereine zwangsaufgelöst und enteignet. Kurz nach dem Krieg hat man den Verein wieder gegründet, Fußball gespielt wurde beim Post- und Eisenbahner-Sportverein.

120 Jahre ATSV Erlangen: Wieder am Höhepunkt

© Alle Fotos: ATSV

Als der ATSV Ende der 50er Jahre an die Paul-Gossen-Straße umzog: Wie hat der Umzug den Verein verändert?

Vorher war es ein Erlanger Verein. Hier ist man sehr standortspezifisch geworden, mit Bruck und Anger. Der ATSV wurde der Heimatverein für diese Menschen hier.

Welchen Stellenwert hat der ATSV heute in diesem Teil der Stadt?

Bei den Kindern auf jeden Fall einen hohen. Die Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren kommen überwiegend aus diesem Stadtteil. Je älter sie werden, umso flexibler werden sie. Bei den Fußballern wurde in den letzten drei Jahren leistungsorientierter gearbeitet, deshalb kommen hier manche Spieler auch aus Nürnberg oder Fürth. 

Die jüngste Abteilung ist Wrestling, außerdem gibt es Iaido, Kendo und Badminton. Haben Sie ein Herz für Randsportarten?

Wir haben immer für alles ein offenes Ohr und versuchen, etwas Neues zu finden. Die Mitgliederzahlen sind leicht steigend, auch innerhalb der Abteilungen. Im Fußball sind viele Jugendteams hinzugekommen, auch im Kickboxen, Tennis und Badminton gibt es einen großen Zulauf. 

Wie ist der aktuelle Erfolg, der Aufstieg in die Fußball-Bayernliga, einzuordnen? 1953 gab es den Aufstieg in die 1. Amateurliga Bayern.

120 Jahre ATSV Erlangen: Wieder am Höhepunkt

Die Bayernliga jetzt ist die höchste Stufe, die der ATSV jemals hatte, mindestens vergleichbar mit 1953. Wir sind begeistert. Es hat in der Vereinsführung niemand erwartet, als Jörg Markert (Abteilungsleiter Fußball, d. Red.) zu uns kam. Man muss wissen: Die Fußball-Abteilung stand mal ganz unten, die war kurz vor der Auflösung, hat in der untersten Liga gespielt.

Hatten Sie Bedenken wegen Jörg Markert?

Bedenken hatte ich eigentlich nicht. Wir haben uns getroffen, hatten einen positiven Eindruck voneinander. Dann kam von etlichen Seiten: "Pass auf, der Jörg, sehr ehrgeizig, das musst du vorsichtig sein".

Mit seinem ehemaligen Verein, dem SC Eltersdorf, ist Jörg Markert nicht im Guten auseinander gegangen.

Ist er nicht, richtig. Aber ich weiß auch nicht warum, das interessiert mich nicht. Ich habe mir gedacht: Wir werden darauf achten, was passiert. Wenn man Ehrgeiz hat, sind einige Leute damit nicht immer einverstanden. Wir hatten am Anfang auch das ein oder andere Streitgespräch. Als er 2015 angefangen hat, haben wir uns als Vorstand viel eingemischt. Das hat er nicht eingesehen. Das mussten wir auch erst lernen. Mittlerweile hat es sich eingespielt. Er engagiert sich sehr, ideell und finanziell, schafft mit seiner Firma Arbeitsplätze für die Spieler. Da kann man schon neidisch sein.

Wie wichtig ist die Nachwuchsarbeit im Fußball?

Enorm wichtig. Deshalb freut es mich, das manche Abteilungen aufgewacht sind und eine gute Jugendarbeit machen. Beim Tischtennis hat man das versäumt, wir mussten die Abteilung auflösen. Integrationsarbeit ist auch wichtig. Im Vorstand haben wir eine Integrationsbeauftragte, Meryem Karabel. Für uns ist Migration tägliche Arbeit.

Welche Herausforderungen kommen auf den ATSV in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu?

Wolfgang Peter (r.) ist Präsident des ATSV Erlangen, Günter Götz ist Vereinsmitglied seit 60 Jahren.

Wolfgang Peter (r.) ist Präsident des ATSV Erlangen, Günter Götz ist Vereinsmitglied seit 60 Jahren. © Harald Sippel

Was mir Sorgen macht, wo ich gerne hinarbeiten würde, es mir aber nicht gelingt, weil ich niemanden finde, der sich da engagiert: Freizeitgruppen anzubieten für Menschen, die sich einmal pro Woche einfach mal auspowern wollen. Der Bedarf ist groß. Doch jemand muss das organisieren. Dafür brauchen wir wahrscheinlich einen hauptamtlichen Mitarbeiter, auch wenn ich noch nicht weiß, wie wir das finanzieren. Die Bürokratie wird zunehmend schwieriger für uns, die Finanzierungen werden auch nicht einfacher. Es wird auch nicht einfacher, weil uns die Übungsleiter fehlen. Wir müssen junge Leute motivieren, in den Trainingsbetrieb einzusteigen.

Was wünschen Sie dem ATSV zum 120. Geburtstag?

Wovon manche träumen und ich auch, ist eine eigene Halle hier auf dem Sportgelände. Hinter dem A-Platz wäre die Fläche vorhanden. Es ist eine Frage der Finanzierung. Man wäre dann unabhängiger, könnte andere Sportarten anbieten. Irgendwo muss man ja träumen!

 

Programm 120 Jahre ATSV

Samstag

9 bis 16 Uhr: Fußballturniere Bambinis und U9-Jugend

13 bis 15.30 Uhr: Spiel- und Sportparcours und Aufführungen verschiedener Abteilungen

14 Uhr Wrestling Show 

17 Uhr Trainingsauftakt der Bayernliga-Mannschaft

18.45 Uhr Freestyle-Akrobatik Kindershowgruppe

19 Uhr Unterhaltungsabend mit Live-Musik von Rudi und Stephan

Sonntag

10 bis 12 Uhr Weißwurst-Frühschoppen für Sponsoren und VIPs

10.30 Uhr Fußball U19 ATSV – JFG NDR Franken

13 Uhr Fußball Herren ATSV III – ASV Herzogenaurach

15 Uhr Fußball Herren ATSV II – TSV Lonnerstadt

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