260 Jobs bei Siemens in Erlangen in Gefahr

13.6.2018, 06:00 Uhr
260 Jobs bei Siemens in Erlangen in Gefahr

© Foto: Siemens

Wohl in der Hoffnung, etwas mehr und Konkreteres über ihre Zukunft zu erfahren, sind am Montagnachmittag rund 1800 Mitarbeiter in die Betriebsversammlung des Standorts Siemens-Süd gekommen. Dort wurden die Beschäftigten vom Management unter anderem über die derzeitige Marktsituation der Kraftwerkssparte Power and Gas informiert. Bekanntlich sind die Umsätze in diesem Bereich zuletzt doch massiv eingebrochen. Auch weil klassische Gas- und Dampfturbinen in Zusammenhang mit der Energiewende immer weniger nachgefragt werden. Zahlen, die einen möglichen Stellenabbau betreffen, waren jedoch nicht zu hören.

Laufende Gespräche

Die Sparte schwächelt, die Lage ist schwierig. "Die Situation hat sich seit November leider nicht verbessert – ist eher schlechter geworden", sagt Manfred Bäreis, Betriebsratsvorsitzender von Siemens PG gegenüber den EN. Und er bestätigt, dass keinerlei Zahlen genannt wurden. Er wies darauf hin, dass von Frühjahr an bis zum 8. Mai Sondierungsgespräche gelaufen sind. Ergebnis davon ist ein Eckpunktepapier. Darin haben sich Konzernleitung und Arbeitnehmervertreter grundsätzlich auf einen Stellenabbau in Deutschland geeinigt. Und dieses Papier bildet die Grundlage für die nun laufenden Gespräche an den betroffenen Standorten. Das Ganze wird sich sicherlich bis Ende September hinziehen – die EN berichteten bereits im Hauptteil.

Auch Elisabeth Mongs, Bevollmächtigte der Erlanger IG Metall, hätte sich in der Betriebsversammlung etwas mehr Konkreteres gewünscht, wie sie in einem Interview äußerte. Sie wies unter anderem auf die jetzt anstehenden Aufgaben hin, nämlich bis September einen Interessensausgleich für die Mitarbeiter der einzelnen Standorte zu erarbeiten.

Befristete Schließung

Bereits zu Pfingsten hat der Konzern zehntausende Mitarbeiter der Kraftwerkssparte ein paar Tage in den Zwangsurlaub geschickt, was offiziell als "zeitlich befristete Betriebsschließung" bezeichnet wurde. Ziel war natürlich, die Kosten in jener Sparte zu senken, in der sich ein massiver Stellenabbau abzeichnet. Betroffene Mitarbeiter mussten auf ihr Urlaubs- oder Gleitzeitkonto zurückgreifen. Für eine solche befristete Betriebsschließung ist allerdings auch die Zustimmung des Betriebsrats nötig. Und sie wurde auch in Erlangen vom Betriebsrat mitgetragen, wie Bäreis bestätigte. Außerdem sollten auch bei Reisekosten, Sponsoring, Messen und Investitionen schließlich ein paar Euro gespart werden.

Der Elektrokonzern beschäftigt in der Kraftwerkssparte rund 30 000 Mitarbeiter. Aber wie bedrohlich und dramatisch die Lage in der Produktion großer Turbinen für Gas- und Dampfkraftwerke nun tatsächlich ist, ist durchaus umstritten.

Siemens-Chef Joe Kaeser verwies dieser Tage jedenfalls darauf, dass die Nachfrage wegen des Vormarschs der erneuerbaren Energien bald auf gut 100 pro Jahr zurückgehen werde, während die großen Hersteller die vierfache Kapazität vorhielten, wie es hieß. Und zudem machen viele Beschäftigte noch reichlich Überstunden, wo die Kosten doch reduziert werden sollen.

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