400 Tonnen mehr: Rekordjahr für Zwetschgenbauern

21.8.2018, 06:30 Uhr
400 Tonnen mehr: Rekordjahr für Zwetschgenbauern

© Roland Huber

 Mit der Rekordernte zufrieden ist Herbert Hubmann von der Fränkischen Obstabsatzgenossenschaft, die auch von Landwirten aus Eckental und Kalchreuth beliefert wird. Er spricht von 400 Tonnen Früchten mehr.

Nachtblau schimmern sie durch die Zweige, füllen die Körbe und finden auf den Großmärkten reißenden Absatz: Die fränkischen Zwetschgen, die heuer früher, süßer – und obendrein preiswerter zu haben sind. Die Gründe für die reiche Ausbeute sind frühe Blüte und lange Trockenzeit. Während andere Pflanzen und Bäume Köpfe und Kronen hängen lassen, haben die Zwetschgenbäume den schwierigen Sommer unbeschadet überstanden. "Na ja, die Früchte sind kleiner als sonst", weiß Herbert Hubmann, Geschäftsführer der Fränkischen Obstabsatzgenossenschaft, auch hier einen kleinen Wermutstropfen zu träufeln.

Dabei sind die Zwetschgen vielfach noch qualitätvoller, weil sie nicht aufgeplatzt sind. Außerdem sind die Früchte in diesem Jahr so gut wie nicht wurmig. "Ich habe heuer noch keine wurmige Zwetschge in der Hand gehabt", bestätigt Hubmann.

Die Fränkische Schweiz ist Zentrum des bayrischen Zwetschgenanbaus. Pretzfeld, Igensdorf, Mittelehrenbach sind die Ortschaften mit Großmarkthallen, aber die blauen Früchte, wobei es sich hauptsächlich um die fränkische Hauszwetschge handelt, sind überall anzutreffen. Vielfach gibt es sogar uralte Baumbestände, deren Früchte gar nicht mehr geerntet werden.

Laut Statistik gibt es in Bayern eine Baumobstanbaufläche von 2824 Hektar, davon 622 in Oberfranken. 13,1 Prozent davon sind mit Zwetschgenbäumen bepflanzt. Herbert Hubmann spricht von insgesamt etwa 1000 Obstbetrieben in der Fränkischen Schweiz, 400 davon bauen hauptsächlich Zwetschgen an und pflegen den Bestand an Bäumen auch. Die Zwetschge ist nach der Süßkirsche die wichtigste Frucht in den oberfränkischen Betrieben und sie erlebt jetzt in diesen Tagen ihre große Zeit. 

Jetzt schon Rekord

Man kann jetzt schon von einem Rekordjahr sprechen. Die Obstabsatzgenossenschaft rechnet mit gut 1000 Tonnen der blauen Früchte; im vorigen Jahr hatte man aufgrund der Ausfälle durch den Frost während der Blütezeit nur etwa 600 Tonnen Früchte in den Verkauf gebracht.

Auerbacher, Schönberger, Ortenauer heißen die hier gebräuchlichen Sorten die schon seit einigen Tagen von den Bäumen geholt werden, sie weisen eine relativ längliche Form auf. Zurzeit ist die Sorte "Jojo" dran und in der kommenden Woche ist die überall vorzufindende Hauszwetschge mit ihrer ovalen Form reif. Die Hauszwetschge wird etwa so groß wie ein kleines Hühnerei und hat süßes, goldgelbes Fruchtfleisch.

Das "blaue Gold" Frankens wird wie eh und je eingebracht, indem die Leiter unter den Baum gestellt wird. Wer in der Familie kraxeln kann ist angehalten, bei der Ernte mitzumachen. Saisonale Erntehelfer sind bei der Obsternte nur in geringem Maße im Einsatz, sagt Hubmann, "hie und da ist vielleicht einer anzutreffen, aber hier sind Zwetschgen noch Familiensache".

Auf die Öchsle kommt es an

Der Reifezustand der Früchte lässt sich an der Farbe, an ihrem weißlichen Duftfilm festmachen, der sie vor dem Austrocknen schützt. Die Zwetschgen werden vom Baum in Ein- und Zwei-Kilo-Körbchen abgepackt und kommen hauptsächlich auf Groß- und Frischmärkte, wo sie für den Frischverzehr in den Handel gelangen.

Weil das Angebot die Nachfrage und den Preis regelt, sind die Zwetschgen in diesem Jahr für den Verbraucher etwas günstiger zu haben. Das Kilo kostet etwa 1,50 Euro, der Anbauer erhält davon etwa 80 Cent. "Die Preise verändern sich von Woche zu Woche", so der Geschäftsführer der Genossenschaft. Herbert Hubmann kontrolliert täglich die angelieferte Ware auf Größe und Qualität, bevor sie auf die Märkte kommt.

Sogar im Rekordjahr findet er dann doch noch einen klitzekleinen negativen Aspekt. Aufgrund der langen Trockenheit sind die Früchte etwas kleiner ausgefallen. Dass sie dann einen besonders guten Zwetschgenbrand ergeben, mag Herbert Hubmann nicht gelten lassen: "Nicht alle Zwetschgen sind vom Geschmack her zum Brennen geeignet", wehrt er ab, "die Früchte haben dann oft nicht den notwendigen Öchsle-Grad, weil die entsprechende Süße fehlt".

Hauptsächlich für Schnaps

In früheren Jahrzehnten brauchte man die fränkischen Hauszwetschgen hauptsächlich für den Schnaps. Hier hat sich der Qualitätsanspruch erheblich verändert. Man wählt sorgfältig aus, um sortenreine Brände anbieten zu können. Allerdings wird weniger gebrannt, seit Ende 2017 das alte Steuergesetz abgelaufen ist, bei dem quasi in Naturalien bezahlt werden konnte. Jetzt müssen die Schnapsbrenner mit Bargeld ihre Steuern entrichten, das setzt mehr Zwetschgenwasser voraus.

Das sollte den Genuss an den saftig-süßen violettblauen Zwetschgen nicht nehmen. Jede Frucht frisch vom Baum ist ein Vitaminspender mit viel Kalzium, Kalium, Phosphat und Eisen. Frischer Zwetschgenkuchen, lauwarm gegessen, ist einfach eine Delikatesse.

Am Samstag, 25. August, ist es möglich, die Obstversuchsanlage Hiltpoltstein zu besuchen. Ab 9 Uhr kann gemeinsam mit dem Pflanzenschutzexperten Matthias Krauß vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Bayreuth und Thomas Fahner vom Obstinformationszentrum Hiltpoltstein kostenlos die Vermarktung und Verarbeitung von Zwetschgen und Mirabellen beobachtet werden.

Die Bäume in der Versuchsanlage tragen auch in Hiltpoltstein in diesem Jahr sehr gut und sind aufgrund der Trockenheit und den heißen Temperaturen auch hier zwei bis drei Wochen früher reif geworden. Deshalb wurde auch der Besichtigungstermin um eine Woche nach vorn verlegt. Sortenempfehlungen sollen am Samstag deshalb neben Pflanzung, Düngung, Pflanzenschutz und Pflegehinweisen ebenfalls ein wichtiges Thema bei der Begehung sein. Die Tour empfiehlt sich sowohl für Hobbygärtner wie für Obstbauern ab Obstinformationszentrum in Hiltpoltstein, Möchser Weg 12.

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