Abend der musikalischen Kostbarkeiten

12.3.2019, 18:38 Uhr

ERLANGEN - Das renommierte Orchester aus der Landeshauptstadt präsentierte, neben Bachs populärem Brandenburgischen Konzert Nr. 3, symphonische Streichermusik von Edvard Grieg und Felix Mendelssohn Bartholdy, Werke, die von den engagierten, hochmotivierten Musikern dem Erlanger Publikum auf sehr intensive und eindringliche Weise vermittelt wurden. Dieses Konzert in der Ladeshalle war ein musikalisches Event hinsichtlich Auswahl, Interpretation und Präsentation bedeutender Kompositionen aus zwei Jahrhunderten Musikgeschichte.

Als Auftakt Edvard Griegs Hommage an das Barockzeitalter, die er in seiner fünfsätzigen Suite "Aus Holbergs Zeit" in Form von Tänzen "im alten Stil" kreiert hatte. Die höchst unterschiedlichen, von expressiver bis melancholischer Stimmung geprägten Sätze mit ihren eingängigen Melodiefolgen spielte das Kammerorchester unter Leitung seines vorzüglichen Konzertmeisters Daniel Giglberger, der mit Soloeinlagen wie z. B. im "Rigaudon"-Satz seine Klasse bewies, sehr präzis, klar strukturiert und voller Emphase. Griegs spätromantische Musik mit ihren thematisch-nostalgischen Bezügen zum Barock kam bei den Zuhörern sehr gut an.

Danach der Höhepunkt mit dem Auftritt der japanischen Violinistin Midori, die, wie fast alle bedeutenden Geigenvirtuosen, sich seit frühester Jugend besonders der Musik von Bach gewidmet hat. Seine Violinkonzerte in d-Moll und E-Dur stehen im Programmheft neben einem Jugendwerk Mendelssohns, dem die Wiederentdeckung Bachs Mitte des 19. Jahrhunderts zu verdanken ist.

Die exponierte und engagierte Midori mit ihrem wunderbaren, höchst differenzierten Geigenspiel interpretierte diese beiden musikalischen Kostbarkeiten in jeder Hinsicht vorzüglich. Den Part des am Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen um 1720 entstandenen Konzerts in d-Moll (BWV 1052) hatte Bach zehn Jahre später zu einem Cembalo-Konzert umgearbeitet, das zu seinen bedeutendsten Werken dieser Gattung gehört.

Differenziert und einfühlsam

Zum Violinkonzert: Bereits im Allegro des ersten Satzes mit seinem ausdrucksstarken, energischen Klanggebilde und im anschließenden, poetischen Adagio bewies diese begnadete Künstlerin, wie differenziert und einfühlsam sie die unterschiedlich strukturierten Sätze musikalisch und technisch auf hohem Niveau zu gestalten versteht. Auch das sich am Vorbild von Antonio Vivaldi orientierende Solokonzert BWV 1042, von Bach in der ihm eigenen genialen, komplexen Art komponiert, gestaltete Midori so vorzüglich, dass sowohl der tänzerische Eröffnungssatz, das folgende elegische cis-Moll-Adagio und das schwungvolle Rondo-Finale zu einem musikalischen Erlebnis gerieten.

Als Zugabe schenkte sie dem Publikum das Largo aus der Solosonate Nr. 3 BWV 1005. In Bachs Zeit als Hofkapellmeister in Köthen entstanden auch seine sechs "Brandenburgischen Konzerte", die er seinem Dienstherrn Markgraf Christian Ludwig gewidmet hatte. In seinem vielleicht berühmtesten, dem nur mit Streichern besetzten dritten Konzert in G-Dur, bewiesen die Mitglieder des Münchener Kammerorchesters, wie einfühlsam und mit welcher Leidenschaft sie das geniale Werk mit seiner suggestiven Rhythmik vermitteln können. Mit Elan, präzis und einer Hingabe, die ihresgleichen sucht, präsentierte das Ensemble, souverän und unaufdringlich geleitet von seinem Konzertmeister, dieses Bachsche Orchesterwerk.

Von den zwischen 1821 und 1823 komponierten zwölf Streichersymphonien des jungen Felix Mendelssohn Bartholdy stellte das Orchester seine achte vor, die sich, allein wegen ihrer vier Sätze, von den anderen elf absetzt. Dieses Bravourstück des 14-jährigen Komponisten, der sich an den Vorbildern Haydn und Mozart orientierte, wurde von den Münchener Musikern sehr temperamentvoll dem Publikum offeriert. Das konzentriert und mit großer innerer Anteilnahme, engagiert aufspielende Kammerorchester bot die vier Sätze dieser Jugendsymphonie sehr eindringlich dar, sowohl den komplexen ersten Satz als auch das folgende, von einer reinen Bratschengruppe bestimmte Adagio. Mit dem wunderbaren, geradezu "süffigen" Menuett und dem temperamentvollen, furiosen Finale stellte dieses Ensemble seine gestalterischen Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis.

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