Abenteuer und Fehltritte in Erlangen

19.10.2016, 18:30 Uhr
Abenteuer und Fehltritte in Erlangen

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Dass ausgerechnet der Coyote zum Protagonisten des Stückes erkoren wurde, erscheint anfangs schräg, vielleicht sogar lächerlich. Wolfgang Tietz schafft es durch die grandiose Erzählung der Abenteuer und Fehltritte von Cojote jedoch schnell, seine Hauptfigur nicht nur ungemein witzig und unterhaltsam, sondern vor allem sehr menschlich darzustellen: Coyote – eigentlich ein Gott, von den Menschen aber nicht als solcher erkannt – stolpert eher durch sein Leben, in dem er mehr oder minder geplant die Welt erschafft, Menschen errettet, aber auch mit den großen und kleinen Problemen seines beinahe unendlichen Daseins auf der Erde zu kämpfen hat.

Er ist eine Figur aus indigenen Sagen und taucht als Halbgott, Schelm und Trickser immer wieder in unterschiedlichen Erzählungen auf. Vieles hat er selbst dazu gedichtet, oft stellt er auf humorvolle Art Bezüge zur heutigen Lebensweise her, die das Publikum geradezu zum Teil des Geschehens machen.

Tietz, der Begründer des „Theater Regenbogen“, führt immer wieder vor Augen, dass die Freuden und Verluste von Coyote nur Teil einer viel größeren und ursprünglicheren Geschichte sind: Ihm geht es um nichts Geringeres als um die Erde und das Leben selbst. Dabei greift er auf die großen Themen wie Religion, Eroberung, Liebe und Krieg zurück, verwendet aber auch Gesang und unterschiedlichste Instrumente, um das Publikum in eine fast vergessene Welt zu ziehen. Tietz gelingt es, seine Zuschauer zu berühren und zum Nachdenken anzuregen, ohne dabei je ins Esoterische abzugleiten.

Spätestens nach dem Ende des Stückes ist die Botschaft deutlich: Denn dann erzählt der Schauspieler von indigenen Völkern und den massiven Problemen, mit denen sie zu kämpfen haben – Probleme, die nicht zuletzt durch den im Theaterstück mehrmals erwähnten „Weißen Mann“ entstanden sind. Der darauf folgende Spendenaufruf für die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ ist weder geheuchelt noch aufdringlich, sondern schlicht die logische Konsequenz aus den Lehren der Geschichte.

Tietz hat ein unbedingt sehenswertes Werk abgeliefert, das alle etwas angeht und niemanden kalt lässt.

Wer „Coyote — der heilige Clown“ verpasst hat, kann das Stück nochmal am Freitag, 28. Oktober, ab 20 Uhr im Kulturforum Logenhaus (Universitätsstraße 25) ansehen.

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