Abwasser trennen in Heroldsberg

28.11.2015, 14:00 Uhr
Abwasser trennen in Heroldsberg

© Foto: Tilmann Ochner

Als im Gemeinderat vor einem Vierteljahr die Ergebnisse einer umfassenden Kanaluntersuchung des Heroldsberger Abwassernetzes vorgestellt wurden, ging es in erster Linie um dringend anstehende Sanierungsarbeiten in einigen Straßenzügen. Drohende Überflutungsschäden durch beschädigte oder zu schwach dimensionierte Rohre sollen zukünftig so verhindert werden.

Diskutiert wurde auch die Möglichkeit, das Abwasser aus den Haushalten vom Oberflächenwasser durch Niederschläge zu trennen. Gerade bei starken Regenfällen oder Schneeschmelzen müssen bei so genannten Mischsystemen nämlich Hausabwässer und relativ sauberes Fremdwasser von den Drainagen und Straßenabflüssen aufwändig und kostenintensiv gemeinsam gereinigt werden. Für bestehende Wohngebiete ist eine nachträgliche Trennung der dazu erforderlichen Abwasserkanäle allerdings zu teuer.

So beschloss das Heroldsberger Gemeindeparlament, Kanaltrennung möglichst nur für Neubaugebiete durchzuführen. Für zu erwartende Baulandausweitung und neue Baugebiete am nordwestlichen Ortstrand ist somit ein „Oberflächenwasserableitungskanal“ – so die offizielle Bezeichnung – geplant. Gedacht ist dabei vor allem an Wasser aus den Flächen nördlich von Flieder-, Geranien- und Tulpenweg.

Ob der zukünftige Ableitungskanal eine bestehende alte Leitung beim Schulgelände nutzen kann oder durch die Kohlengasse neu geführt werden muss, wird die Ausarbeitung eines zweiten Bauabschnitts zeigen. Zuerst jedoch soll zeitglich mit der Sanierung der Hauptstraße (die EN berichteten ausführlich) der 1. Bauabschnitt von der Abzweigung Schustergasse zur Kohlengasse und weiter über die Hauptstraße und den Festplatz bis hinunter zur Gründlach in Angriff genommen werden.

Größter planerischer Knackpunkt ist dabei die Kreuzung vor der Schuster-Villa, dem markanten Jugendstil-Bau an der Ortsdurchfahrt. Hier muss eine gründliche „Kollisionsprüfung“ durchgeführt werden, da unter der Straße jede Menge Leitungen von Wasser und Kanal, Gas und Strom sowie Telekommunikation verlegt sind. Hinzu kommen Wurzelbereiche etlicher großer Bäume, die geschützt sind.

Auch der geologische Untergrund hat hier seine Tücken: Sind aktuelle Probebohrungen am Festplatz schnell auf massiven Fels gestoßen, so findet sich unter der Hauptstraße durch viel Grundwasser nur ein schwammiger und wenig tragfähiger Untergrund, der umfangreichere Baugrubensicherungen erforderlich macht. Insgesamt soll die Baumaßnahme sechs Wochen dauern, genau diese sechs Wochen, in denen die Hauptstraße von der Kreuzung Kohlengasse bis zum Gasthaus Gelber Löwe saniert wird. Als Kosten sind für den 1. Bauabschnitt von Schustergasse bis zur Einleitung in die Gründlach vorerst rund 420 000 Euro veranschlagt.

Ob der zweite Bauabschnitt, an den auch die Adlerstraße angeschlossen werden könnte, wirtschaftlich ist, muss noch geklärt werden. Der neue Oberflächenwasserableitungskanal soll jedenfalls bis zu 800 Liter pro Sekunde („Bemessungsdurchfluss“) in die Gründlach leiten können und somit das Klärwerk ein gutes Stück entlasten. Für die weitere Planung gab der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung ohne Gegenstimmen grünes Licht.

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