Aktionsbündnis formiert sich für Erhalt der Hupfla

9.2.2019, 16:05 Uhr
Aktionsbündnis formiert sich für Erhalt der Hupfla

© Luftbildverlag Ernst Assmus/Leipzig

Entstanden ist das Aktionsbündnis aus einer Diskussionsveranstaltung heraus, zu der der Koordinierungsrat Flüchtlingshilfe Erlangen Ende Januar in das evangelisch-reformierte Kirchenzentrum der Hugenottenkirche eingeladen hatte. "Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer repräsentierten die Erlanger Stadtgesellschaft, die sich — mit inzwischen über 1700 Unterzeichnern bei einer Unterschriftensammlung — für den Erhalt des vom Abriss bedrohten letzten Patientengebäudes der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt einsetzt", heißt es in einer Pressemitteilung des Aktionsbündnisses. Sprecher des Bündnisses sind Werner Lutz und Pfarrer Johannes Mann.

Menschen starben durch Nahrungsenentzug

Unentschuldbar sei die Tatsache, so die Sprecher des Bündnisses, dass die Krankenmorde in der "Hupfla" während der NS-Zeit — 908 Menschen wurden durch das T4-Programm ermordet und weitere zirka 1500 Menschen starben durch Nahrungs- und Medikamentenentzug — in Erlangen über 70 Jahre lang vergessen und verdrängt worden seien.

"Unverzeihlich ist weiter, dass es bislang keinen würdigen, angemessenen Gedenkort für die Opfer und kein Erinnern an die Geschichte gibt", teilt das Aktionsbündnis mit. "Umso dringender ist die Umsetzung der Forderung, das letzte Patientengebäude der Hupfla zum Gedenken komplett zu erhalten und dort einen Gedenkort einzurichten."

"Unzureichender Kompromiss"

Diese Forderung sei mehrfach unterstützt worden "Die vom Stadtrat beschlossene sogenannte Kompromisslösung, nämlich lediglich eine ,Option‘ für einen Teilerhalt des Gebäudes und die Gestaltung als Gedenkort zu befürworten, wurde als völlig unzureichend abgelehnt", heißt es von Seiten des Aktionsbündnisses. Als nächster Schritt werde angestrebt, dass mit dem Stadtarchiv eine öffentliche Geländebegehung zustande kommt.

Beim Stadtarchiv liegt die Geschäftsführung des Beirats, der — zurückgehend auf einen fraktionsübergreifenden Antrag im Stadtrat — 2017 gegründet wurde, um die Schaffung eines Ortes der Erinnerung an die Ermordung von Menschen mit psychischer Erkrankung der "Hupfla" voranzutreiben und ein Konzept zu entwickeln. Ende Februar ist das nächste Treffen.

Viele Befürworter

Beteiligt an dem Beirat sind die Stadt Erlangen (vertreten durch OB Florian Janik, Kulturreferentin Anke Steinert-Neuwirth, Baureferent Josef Weber, das Bürgermeister- und Presseamt und das Stadtarchiv), die Friedrich-Alexander-Universität (vertreten durch den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin, der Professur für Neuere Bayerische und Fränkische Landesgeschichte und das Universitätsarchiv), das Universitätsklinikum (vertreten durch einen Prodekan der Medizinischen Fakultät bzw. ein Vorstandsmitglied des Uniklinikums), die Bezirkskliniken Mittelfranken, das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, die Jüdische Gemeinde, der Psychoanalytiker Hans-Ludwig Siemen und die Ehrenbürgerin der Stadt und Mitbegründerin des Zentrums für selbstbestimmtes Leben Behinderter (ZSL), Dinah Radtke.

Bündnis sammelt Unterschriften am Hugenottenplatz

Das Aktionsbündnis "Gedenken gestalten — Hupfla erhalten" sammelt weiterhin samstags von 11 bis 13 Uhr auf dem Hugenottenplatz Unterschriften zum Erhalt der "Hupfla". Außerdem trifft sich das Aktionsbündnis an jedem letzten Dienstag im Monat um 19 Uhr im evangelisch-reformierten Kirchenzentrum der Hugenottenkirche (Eingang grünes Tor an der Calvinstraße), dieser Termin ist offen für interessierte Bürger. Das nächste Treffen findet am 26. Februar statt.

Die Diskussion um den Erhalt bzw. Teilabriss des unter Denkmalschutz stehenden "Hupfla"-Kopfbaus hat vor zwei Wochen die Stadtratsfraktion der Grünen Liste aufgegriffen — sie hat die Aufstellung eines kommunalen Denkmalkonzepts für den Bereich Schwabach-Palmsanlage-Hauptstraße-Friedrichstraße/Luitpoldstraße beantragt. Die Kommune ist der Auftraggeber eines Kommunalen Denkmalkonzepts, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege begleitet die Konzeptentwicklung und unterstützt sie finanziell.

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