Alexa Feser in Erlangen: Im Karussell des Befindlichkeitspop

1.12.2015, 18:00 Uhr
Alexa Fesers größter Trumpf ist zweifellos ihre volle dunkle Stimme.

© Matthias Bothor Alexa Fesers größter Trumpf ist zweifellos ihre volle dunkle Stimme.

Es wird nicht unbedingt leichter, über Deutschpop zu schreiben. Seitdem man sich hierzulande wieder ganz unverkrampft seiner Muttersprache beim Singen bedient, scheinen die letzten verbliebenen großen Musikvertriebe fast monatlich neue Pop-Prinzen ins Rennen zu schicken, einer talentierter, gutaussehender, sympathischer und (ganz wichtig!) ehrlicher als der andere.

Frauen sind in diesem Karussell des angepassten Befindlichkeitspop nach wie vor in der Minderheit. Dabei ist die Sichtweise von Sängerinnen wie Alin Coen, Anna Depenbusch oder Alexa Feser nicht viel anders als die von Philipp Poisel, Johannes Oerding oder Joris: Man kreist im Grunde um die gleichen Befindlichkeiten und verwendet dabei ähnliche musikalische Schablonen. Doch man muss der Sängerin und Pianistin Alexa Feser Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Lange Jahre hat sich die aparte Mittdreißigerin mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, verdingte sich als Backgroundsängerin genauso wie als Flugbegleiterin oder DJane und versuchte auch beim Eurovisions-Contest ihr Glück. Nun hat sie endlich ihren heiß ersehnten Plattenvertrag und wenn man sie in der gut besuchten Clubbühne in Aktion sieht merkt man schnell: Hier will’s eine schaffen.

Festhalten und Loslassen

Könnte klappen. Fesers größter Trumpf ist zweifellos ihre volle dunkle Stimme, die am Ende ihrer recht vernuschelten Melodiebögen auf eigenartige, an Bob Marley erinnernde Art und Weise bricht, was ihren durch und durch harmonischen Klavierballaden ein klein wenig Kantigkeit verleiht. Ansonsten ist diese Musik ein einziges lauwarmes Wellness-Bad: Texte übers Weggehen und Bei-sich-ankommen, übers Festhalten und Loslassen, übers Suchen und Finden, gemalt in hübschen, leicht verständlichen Sprachbildern, nett verpackt in sehnsuchtsvolle Melodien, die verlässlich wie der Sonnenuntergang am Abend in einen dieser Oh-Oh-Refrains münden, ohne die heutzutage überhaupt nichts mehr geht.

Ihre drei Jungs an Schlagzeug, Bass und Tasten bleiben meist verlässlich im Hintergrund, der Fokus liegt klar auf der Chefin, die zwischen den Songs mit Lebensweisheiten um sich wirft oder das Publikum mit netten Spielchen einbezieht.

All das kommt prima an beim Publikum und funktioniert bestimmt nicht nur vor 170, sondern auch vor 1000 Leuten. Alles ist gut. Nur dieser kleine Meckerschlumpf von Kritiker wünscht sich heimlich einen durchgeknallten Kobold, der aufs Klavier springt und mit einem gellenden „Awopbopaloobop Alopbamboom!“ die ganze Seifenblase zum Platzen bringt. ’Tschuldigung.

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