Als Erlangen eine Bierinsel war

23.4.2016, 12:00 Uhr
Diese Reproduktion nach Originalaufnahme um 1880/85 zeigen die Familie Erich und im Hintergrund die Produktionsstätten.

© Stadtarchiv Erlangen Diese Reproduktion nach Originalaufnahme um 1880/85 zeigen die Familie Erich und im Hintergrund die Produktionsstätten.

Anfangs war das regionale Bier weder beliebt noch besonders bekannt. Zwar gab es bereits im 18. Jahrhundert ein paar Brauereien. Wirklich rentabel wurde das Geschäft aber erst, als sich die Stadt dem Königreich Bayern anschloss. Mitte des 19. Jahrhunderts brauten die Erlanger mehr Bier als die Kulmbacher, Nürnberger oder Münchner.

Gute wirtschaftliche Bedingungen, eine ideale Eisenbahnverbindung und findige Unternehmerpersönlichkeiten machten das Bier aus der Hugenottenstadt über das Königreich hinaus bekannt. Zwischen 1860 und 1890 gab es bis zu 18 Brauereien. Viele hatten nur eine lokale Bedeutung, der größte Anteil des Export teilte sich auf vier große Familien auf.

Darunter die Erich Bräu. 1718 gegründet entwickelte sie sich für mehrere Jahre zu größten Exportbrauerei der Stadt. Der Firmenkomplex erstreckte sich vom Altstädter Kirchenplatz 6 bis zu Theaterplatz. 1882 lieferte Erich Bräu mehr als 1000 Hektoliter Bier in einem Sonderzug nach Hamburg.

Das Flaggschiff der Erlanger Brauwirtschaft hatte Georg Vierzigmann vor 1699 gegründet, später einige Generationen später fiel es an Johann Henninger. In der Hauptstraße 55–57 florierte die Produktion. 1861 verkaufte er sein Unternehmen an Wilhelm Helbig. Nach dem Tod von Oscar Helbig 1904 übergab dessen Witwe den Betrieb an eine Kapitalgesellschaft, die 1906 die Fusion mit der Reifbrauerei einging.

Viele Brauerein gab es am Martin-Luther-Platz. Drei Betriebe gab es auf der Westseite, hinzu kam Niklas Bräu im Norden und die Brauerei Ott im Osten. An der Fassade von Hausnummer 3 verweist noch heute das Zeichen „NS 1707“ mit Maischscheit und Malzschaufel auf das Braurecht von Nikolaus Schad hin. Von 1788 folgten etwa 80 Jahre unter der Familie Stahl, bis Mitte der 1870er Jahre endgültig Schluss war.

Im Nachbarhaus braute von 1760 bis 1865 die Familie Vierzigmann. Hausnummer 5 gehört zu den rückwärtigen Gebäuden der Mittleren Schulstraße. 1866 kaufte Christian Ulrich Tauber den Betrieb. Er braute für den heimischen Markt bis 1902, sein Nachfolger Johann Ammon kochte 1911 den letzten Sud Bier. 1811 richtete Johann Adam Erich im Gasthaus „Zum Goldenen Engel“ (Neue Straße 13) eine Brauerei ein. Adam Weller kaufte 1868 eine Brauerei. Im Jahr des 100-jährigen Bestehens wurde das letzte Mal gebraut.

Nach 1890 begann der Glanz der Erlanger Brauereien zu verblassen. Dann kam der 1. Weltkrieg und die Inflation im Jahr 1923. Nur vier Brauereien überdauerten die Ereignisse. Bis Mitte der 1970er Jahr blieben Erich Bräu und Henninger Reifbräu bestehen. Nach der Schließung dieser beiden Betriebe gab es nur noch die Kitzmann Bräu und seit 1995 wieder die Steinbach Bräu.

In der Hauptstraße 116 braut bereits 1617 der Brauer Wolff Maisenbuech Bier. Erst unter Georg Bechert (ab 1848) und später Carl Steinbach (ab 1861) setzte ein starker Aufschwung im Brauereibetrieb ein. Im Inflationsjahr 1923 wurde das Braukontingent an das Brauhaus Nürnberg verkauft. Der Urenkel Carl Steinbachs, Diplombraumeister Christoph Gewalt, knüpfte 1995 an die Tradition an und setzte ein kleines Spezialitäten-Sudwerk in Betrieb.

In der Südlichen Stadtmauerstraße 25 gibt es seit 1712 ein Brauhaus. Über verschiedene Besitzer ging es im Jahr 1833 an Johann Lorenz Kitzmann über. Nach Schließung der Erlanger Braustätten Henninger und Erich profitierte Kitzmann als einziger verbliebener Erlanger Braubetrieb vom Lokalbewusstsein der Erlanger und expandierte weiter — bis heute.

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