Alte Schreibgeräte als faszinierendes Lebenshobby

11.2.2012, 14:00 Uhr
Alte Schreibgeräte als faszinierendes Lebenshobby

© Scott Johnston

Immer wieder bleiben Passanten vor Fischers Haus an der Oberschöllenbacher Straße stehen, blicken zu den Fenstern hoch und fragen sich: „Was hat denn der für komische Gardinen?“ Die Gardinen entpuppen sich bei näherem Hinsehen als akkurat zusammengefügte Girlanden aus lauter Kugelschreibern. Über 2500 unterschiedliche besitzt Günter Fischer inzwischen, die 3000er Marke zu knacken ist sein Ziel.

Er ordnet sie nach Farben, Größe oder Branchen, denn die meisten sind Werbegeschenke. „Diese sehen viel interessanter aus als das Standardmodell. Wenn ich sie aufhänge, soll schließlich auch die Optik passen“, erläutert der gebürtige Oberschöllenbacher.

Günter Fischers Kugelschreiber kommen aus der ganzen Welt. Da baumelt das Werbegeschenk eines neuseeländischen Apfelhändlers neben Stiften aus Amsterdam, Shanghai, Tunesien, New York oder Hongkong. Gehen Freunde des Röckenhofers auf Reisen, schauen sie nämlich stets, ob sie nicht auch einen Beitrag zur Sammlung leisten können.

Sein größter Kugelschreiber stammt jedoch aus Hirschaid von einem bekannten Möbelhaus und misst 35 Zentimeter. Natürlich gibt es genauso Mini-Versionen, wenige Zentimeter lang zum Ausklappen.

Auch furchterregend können Kugelschreiber sein. So findet sich in einer der Girlanden plötzlich eine Kobra. Doch statt der gespaltenen Zunge spitzt eine blaue Mine aus dem Maul. Daneben ragen eine Rakete und ein Bohrhammer zur Decke. Als Elektronikkonzern steht Siemens dagegen mehr auf eine Licht-Show, die sich durch die durchsichtige Hülle bewundern lässt. Adidas lässt einen Turnschuh im Stift tanzen und ein Anbieter aus Venedig selbstverständlich eine Gondel.

Tja – und der 1. FC Nürnberg wäre nicht ruhmreich, wenn er sich nicht auch etwas Besonderes einfallen ließe. Drückt man oben auf das Knöpfchen, erschallt mehr oder weniger klangvoll die Club-Hymne.

Da die Fenster bereits weitgehend vollgehängt sind und seine Ehefrau räumlichen Erweiterungsplänen skeptisch gegenübersteht, hat Günter Fischer eine Styropur-Platte mit einem Gitter und Stecklöchern versehen, auf dem sich mittlerweile ein dichter Kugelschreiber-Wald entwickelt hat.

Zum Tauschen

Doppelte Exemplare verwendet der Röckenhofer zum Tauschen oder stellt sie seiner Frau zur Verfügung, die gerne schreibt. Sammlertreffen oder Internetforen besuchen will er nicht, aber bei Messen wie der Consumenta, „Garten und Freizeit“ oder beim Zentralen Landwirtschaftsfest in München hält er Ausschau nach neuen Objekten: „Abstauben möchte ich nicht, sondern frage immer, ob die Aussteller einen Kugelschreiber für mich übrig haben.“

Wer einen Kugelschreiber entbehren kann und Günter Fischer eine Freude machen will, ruft am besten unter (0911) 5180818 an oder wirft den Stift einfach in den Briefkasten. „Für mich gibt es kein angenehmeres Geräusch, als wenn es im Postkasten klappert. Die Marke von 3000 rückt dann immer näher.“ Deswegen beschränkte sich die Wunschliste zu seinem 70. Geburtstag, den er kürzlich feierte, auch auf einen einzigen Posten: Kugelschreiber.

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