„An der StUB sollte festgehalten werden“

24.1.2012, 00:00 Uhr
„An der StUB sollte festgehalten werden“

© Banasch

Für etwas Aufregung sorgte Oberbürgermeister Siegfried Balleis, als er im Planungsausschuss des Stadtrates eine „Beerdigung auf altbairisch“ für das Erlanger StUB-Projekt prognostizierte: Sollte es der Stadt München gelingen, den Freistaat zur Finanzierung einer zweiten S-Bahnstrecke im Stadtgebiet München zu bewegen, seien „auf Jahrzehnte hinaus die Mittel für andere Projekte des öffentlichen Nahverkehrs in Bayern blockiert“.

Zudem seien die Kosten-Nutzen-Rechnungen für eine Erlanger Stadt-Umland-Bahn derart ungünstig, dass auch im Falle einer Erholung der Staatsfinanzen erst einmal jene Projekte im Freistaat bevorzugt würden, die günstigere Werte aufwiesen.

„Jenseits von gut und böse“

Dem wollte der neue Planungsreferent der Stadt zwar nicht direkt widersprechen („Der Kosten-Nutzen-Faktor der Planvariante der Bürgerinitiative ist weit jenseits von gut und böse“), Josef Weber will aber trotzdem am Projekt einer Stadt-Umland-Bahn festhalten: „Die reduzierte Variante bis Uttenreuth, besser noch bis Buckenhof, hat einen positiven Kosten-Nutzen-Faktor — das reicht allemal, um an dem Projekt festzuhalten“, ist er überzeugt.

An der Idee eines soliden Schienenverkehrsmittels festhalten wollen aber auch viele Stadträte — zumal die Idee der Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG), die Straßenbahnlinie 4 von Thon durch das Knoblauchsland bis ins Erlanger-Universitäts-Südgelände „durchzubinden“, keineswegs vom Tisch ist, der Aufbau eines weiterführenden Erlanger Schienenwegs also nicht abwegig wäre.

Für die SPD-Fraktion wäre auch ein verbessertes Bussystem keine Alternative – „der Busverkehr hat auch ein Akzeptanzproblem“, so Felizitas Traub-Eichhorn. Und Harald Bußmann von der Grünen Liste will deshalb „das Projekt StUB vom Oberbürgermeister nicht schlechtreden lassen“ – ein Eindruck, dem der OB aber später energisch entgegentrat.

Neben Bußmann zeigte sich auch Frank Höppel von der ÖDP überzeugt, dass eine Stadt-Umlandbahn „einen Quantensprung“ im öffentlichen Nahverkehr darstellen würde, weshalb gerade jetzt „auf die Tube statt auf die Bremse“ gedrückt werden müsse, im Stadtrat müsse dazu Geschlossenheit herrschen.

„Engherzige Richtlinien“

Für seinen „grünen“ Kollegen sind zudem die Förderrichtlinien Bayerns für den schienengebundenen Nahverkehr viel zu engherzig – „in anderen Bundesländern werden weniger hohe Hürden aufgebaut“, ist er überzeugt.

Zudem fehlten bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen die Potentiale zweier Großfirmen (Siemens und Areva), die einem öffentlichen Nahverkehr auch finanziell Konkurrenz machten, weil sie keine Parkraumbewirtschaftung hätten, Auto fahrenden Mitarbeitern also finanzielle Vorteile gegenüber den Nahverkehr-Nutzern einräumten.

Grundsätzliche Einwände hatte Ausschuss-Beisitzer Prof. Gerhard Steeger, der Auswirkungen der Energiewende auch auf den öffentlichen Personennahverkehr sieht. Angesichts knapper werdender Roh- und Treibstoffe würden neue Transportsystem erforderlich, damit würden aber auch die Fahrgastpotentiale wachsen. Die heutigen Prognosen, so auch sein Kollege Karl-Peter Frohmader, seien angesichts der zu erwartenden Änderung wohl viel zu niedrig angesetzt.

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