Angeln ist Nahrungsbeschaffung, kein Sport

1.9.2017, 15:00 Uhr
Angeln ist Nahrungsbeschaffung, kein Sport

© Foto: Scott Johnston

Auch viele Teilnehmer von auswärts, beispielsweise aus Würzburg, Nürnberg, Fürth oder dem Landkreis Forchheim nutzen das mehrtägige Angebot in Eckental. Hier besteht nämlich der Vorteil, dass mit dem Feuerwehrhaus in Ebach ein fester Veranstaltungsort existiert, während sonst oft zwischen verschiedenen Räumlichkeiten gewechselt werden muss.

Bis 1997 hatten sich auch die Eckentaler andernorts das Wissen und die Fertigkeiten für die Prüfung angeeignet. Vereinsvorsitzender Johann Feidel bildete sich vor zwei Jahrzehnten dann extra bei der Landesanstalt für Fischerei in Starnberg entsprechend fort und hält seitdem die Kurse. Ihm assistieren derzeit Jugendleiter Achim Regelein, der sich den Fanggeräten einschließlich der praktischen Einweisung widmet, sowie Gewässerwart Wolfgang Stöckel, ein anerkannter Experte für das artgerechte Töten und Schlachten der Fische.

Mindestens 30 Stunden

Gefordert ist der Besuch von 30 Unterrichtsstunden, doch Feidel setzt in der Regel 42 bis 45 Stunden an: "Es geht schließlich nicht allein um das Bestehen des Tests. Vielmehr sollen später an den Seen, Teichen, Flüssen und Bächen die Vorschriften auch genau eingehalten werden."

Angeln sei eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit und dürfe in Deutschland nicht als Sport betrieben werden: "Möglichst große Fische zu fangen, sich fotografieren zu lassen und anschließend die lebende Trophäe wieder ins Wasser zu werfen, ist hierzulande nicht erlaubt."

Viel Wissen nötig

So wird in dem Kurs für jede Fischart über die Brut- und Laichzeiten sowie die Mindestgrößen informiert. Werden Letztere unterschritten, sind die jungen Tiere wieder zurückzusetzen, um die Fortpflanzung zu gewährleisten. Da das Fischen ausdrücklich dem Erwerb von Lebensmitteln dient, muss der Fisch ab einer bestimmten Größe auch mitgenommen werden, wobei gleichzeitig der Tierschutz zu beachten ist. "Einen lebendigen Karpfen bei über 30 Grad im Auto zu transportieren, wäre Quälerei", erläutert Johann Feidel.

Dem Naturschutz kommt ebenfalls große Bedeutung zu. Die Kursteilnehmer erfahren unter anderem, welche Tiere und Pflanzen in und an den Gewässern vorkommen und auf die entsprechend Rücksicht genommen werden muss. Bei Vögeln ist nicht nur auf Gelege zu achten, sondern auch darauf, dass sie sich nicht in Schnüren verheddern, weshalb man diese unbedingt wieder mit nach Hause nehmen soll.

Selbstverständlich sind auch Fische gefährdeter Arten wie Streber und Schätzer wieder freizulassen. Dazu zählen ebenso Lachse, die in der Mosel, der Lahn und anderen Nebenflüssen des Rheins langsam ihre früheren Lebensräume zurückerobern.

Mit Strafen belegt wird Schwarzfischen – also Angeln ohne Erlaubnis respektive Schein. Um Diebstahl handelt es sich, wenn jemand an Gewässern eines Teichwirts Fische fängt.

Für den Nachwuchs gibt es einen eigenen Jugendfischereischein. Im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren darf damit geangelt werden, wenn eine Begleitperson dabei ist, die über den Erwachsenen-Schein verfügt. Ab dem 14. Geburtstag können die Jugendlichen auch allein ihr Glück versuchen, wenn sie die Qualifikation nachgewiesen haben.

Funktioneller Schlachtraum

Ein Vorteil des Unterrichts in Ebach ist, dass die Familie Seidel dem Verein freundlicherweise eine professionellen Schlachtraum zur Verfügung stellt. Dadurch können die Tiere unter hygienischen Bedingungen küchenfertig gemacht werden. Hierbei zeigt Wolfgang Stöckel den Kursteilnehmern, wie fachgerecht vorzugehen ist, um dem jeweiligen Fisch keine unnötigen Schmerzen zuzufügen.

Ein renommierter Experte für das Fliegenfischen ist Wolfgang Fabisch aus Eschenau, der gern seine Erfahrungen, die er weltweit gesammelt hat, weitergibt. Beliebt ist diese besondere Form des Angelns mit einer speziellen Wurftechnik auch bei uns, wovon man sich beispielsweise an der Wiesent in der Fränkischen Schweiz überzeugen kann.

Jenseits aller Vorgaben, des Fachwissens und der Techniken muss ein Fischer vor allem eins lernen, wenn er sie nicht bereits mitbringt: Geduld. Schon Fußball-Weltmeister, Trainer und Hobby-Angler Klaus Augenthaler schwärmte: "Für mich ist dies die ideale Möglichkeit, vom Stress in der Bundesliga abzuschalten."

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Eckentaler Vereins.

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