Auch das Reformhaus-Bistro scheitert am Fettabscheider

30.7.2014, 14:20 Uhr
Auch das Reformhaus-Bistro scheitert am Fettabscheider

© Foto: Anestis Aslanidis

Das Traditionscafe "Elements" musste dicht machen, weil es die städtische Verordnung nicht einhalten konnte, die "Suppenküche" folgte. Beide konnten keine Fettabscheideranlage einbauen, in der Flüssigkeiten und Fette voneinander getrennt werden, bevor das Abwasser in die Kanalisation gelangt.

Die Verwaltung listet eine ganze Reihe von Folgen auf, mit denen ohne Fettabscheider zu rechnen ist: Fettablagerungen an Rohren in der Kanalisation bis hin zur Verstopfung, verstärkter Rattenbefall, Beeinträchtigung des Klärwerks. Die Verpflichtung, einen Fettabscheider zu betreiben, ergebe sich unmittelbar aus der Entwässerungssatzung, heißt es erklärend. 530 Betriebe im gesamten Stadtgebiet seien überprüft worden, hieß es 2012. 130 Betriebe – so der damalige Stand – wurden ausgemacht, die nachrüsten sollten. Weiter hieß es, dass die Regelung verstärkt im Innenstadtbereich kontrolliert werde, weil es genau dort vermehrt zu Problemen mit Fett aus der Gastronomie gekommen sei.

Fünf Arbeitskräfte müssen entlassen werden

Doch gerade dort, in der Innenstadt, ist es häufig aufgrund der räumlichen Gegebenheiten problematisch, eine Fettabscheideranlage einzubauen. Man könne die Auflagen der Stadt räumlich und baulich nicht erfüllen und werde den Bistrobetrieb – der jetzt eigentlich 30-jähriges Jubiläum feiern würde — deshalb zum 31. Juli einstellen, informiert das Reformhaus Kolbe nun seine Kunden. Ein Keller, in dem man eine derartige Anlage unterbringen könne, sei nicht vorhanden, präzisiert der Inhaber Dirk Schröder gegenüber den EN. Eine Fettabscheideranlage in die Küche einzubauen, untersage die Baubehörde aus hygienischen Gründen.

Dem Bauordnungsamt macht Schröder keine Vorwürfe. Die Behörde halte sich lediglich an die Vorgabe, die der Stadtrat ihr gegeben habe. Sie habe die Verordnung "eins zu eins umgesetzt". Allerdings bedauert Schröder, dass die "Verordnung keine Varianten vorsieht". Es werde nicht genügend berücksichtigt, dass bei manchen Gebäuden in der Altstadt der Einbau einer festen Anlage schlicht nicht möglich sei. Mit der Verordnung in der derzeitigen Form nehme man in Kauf, dass die Altstadt in gastronomischer Hinsicht an Attraktivität verliere.

Bis September hätte er laut einem Anschreiben der Stadt einen Bauantrag stellen und diesen dann innerhalb von vier Monaten umsetzen müssen, so Schröder. Wegen eines mobilen Fettabscheiders brauche er gar nicht nachzufragen, sei ihm beschieden worden. Der werde nicht genehmigt. Allerdings hatte Schröder genau auf eine derartige Lösung gehofft. Ein mobiler Fettabscheider sei angelegt auf weniger, nämlich 200 Essen pro Tag, erbringe ansonsten aber die gleiche Leistung wie eine fest installierte Anlage. "Wir haben um die 150 Essen am Tage, das heißt, der mobile Fettabscheider wäre ausreichend", argumentiert Schröder.

Zulassung von mobilen Geräte bleibt Wunschdenken

Seine Idee, einen Marktwagen anzuschaffen und mitsamt dem mobilen Fettabscheider vor dem Reformhaus aufzustellen, sei abgeschmettert worden. Bei einem Marktwagen müsse er ständig wechselnde Standorte nachweisen, habe es geheißen.

Fünf Arbeitskräften hat Schröder nun gekündigt. Er hofft, dass die Kunden dem Reformhaus trotz der Schließung des Bistros die Treue halten. "Die Gäste des Bistros haben auch im Reformhaus gekauft", sagt er.

Für das 80. Jubiläum im kommenden Jahr wünscht sich Schröder eigentlich nur ein Geschenk: Dass die Fettabscheider-Verordnung in der Altstadt dahingehend geändert wird, dass auch mobile Geräte zugelassen werden. "Sollte es zu einer Änderung kommen, stehen wir in den Startlöchern und öffnen unser Bistro wieder", sagt er.

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