Auch Stadt Erlangen spürt Fachkräftemangel

20.11.2018, 06:00 Uhr
 Auch Stadt Erlangen spürt Fachkräftemangel

© Harald Sippel

"Dann hoffen wir, dass wir die Stellen besetzen können, die wir jetzt geschaffen haben." Diesen Satz schickt die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, SPD-Stadträtin Ursula Lanig, hinterher, nachdem der Tagesordnungspunkt "Stellenplan" abgearbeitet worden ist. Auch neue Erzieherstellen sind fürs nächste Jahr dabei — denn der Bedarf an Betreuungsplätzen steigt stetig an. Dass es nicht leicht sein wird, diese Stellen zu besetzen, ist leicht vorherzusagen. Erzieher an Land zu ziehen, ist derzeit eine Herausforderung.

Auch im Sozial- und Gesundheitsausschuss kommt das Problem schwieriger Stellenbesetzungen zur Sprache — in anderem Zusammenhang. Stadtrat Wolfgang Winkler, Fraktionsvorsitzender der Grünen Liste, stellt fest, dass sich der Bau einer Fahrradparkanlage am Bahnhof noch mal um ein Jahr verschiebt. Der Grund: Es gebe, so Winkler, nicht genug Personal beim Amt für Gebäudemanagement.

1,77 Millionen Euro will die Stadt im kommenden Jahr für zusätzliche Stellen ausgeben — die Stadt wächst und mit ihr wachsen die Aufgaben der Stadtverwaltung. 116,9 Millionen Euro betrugen die Personalausgaben insgesamt im Jahr 2017. In den letzten Jahren stand für die Schaffung zusätzlicher Stellen jeweils ein Betrag von 1,2 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung. Dieses Jahr hatte der Kämmerer zunächst 2,2 Millionen Euro eingebracht. Da war man noch davon ausgegangen, dass das Jugendamt zwei temporäre Kindertagesstätten ins Leben rufen will. Inzwischen wurde dieses Vorhaben modifiziert, es soll nur noch eine Übergangskita geschaffen werden.

In den Fachausschüssen bereiten Verwaltung und Stadträte den künftigen Stellenplan bereits vor — mit einer Prioritätenliste. Stellen, die in dieser Liste ganz hinten stehen, haben die schlechteste Chance, realisiert zu werden. Oder eben Stellen, die wegen des leergefegten Arbeitsmarktes nur schwer besetzt werden können. Ingenieure zum Beispiel drängen in Zeiten des Baubooms in die freie Wirtschaft. Ebenso wie Techniker und Architekten. Bei Verwaltungsberufen hingegen gebe es viele Bewerber, sagt Personalreferent Thomas Ternes, wobei der Fachkräftemangel allmählich auch die Verwaltungsberufe erfasse.

Für 2700 städtische Mitarbeiter auf 1800 Planstellen sind Referent Ternes und der Leiter des Personal- und Organisationsamtes Gerhard Matuschke zuständig. Über 200 Stellen schreibt die Stadt jährlich aus und bekommt dafür um die 3500 Bewerbungen. Außerdem gibt es interne Stellenverschiebungen. "Wir sind fast eine interne Jobmesse", sagt Ternes.

Mit verschiedenen Maßnahmen versucht die Stadt, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. So wurde beispielsweise im erzieherischen Bereich die Zahl der Berufspraktikanten erhöht und es gebe, so Ternes, attraktive Übernahmeangebote nach dem Praktikum. In den Verwaltungsberufen werden viele Quereinsteiger eingestellt, die spezielle Weiterbildungen erhalten.

Das attraktive Profil der Stadt Erlangen als öffentliche Arbeitgeberin verdeutlicht aus Sicht des Personalreferenten insbesondere der "Masterplan Personalmanagement", der seit letztem Jahr umgesetzt wird. Darunter fallen unter anderem das Projekt "Frauen in Führungspositionen", unterschiedliche Teilzeitmodelle und eine attraktive betriebliche Altersvorsorge auch für Tarifbeschäftige.

Der Überalterung der städtischen Verwaltung wird nun ebenfalls dezidiert entgegengewirkt. Die Alterspyramide schaut nach den Worten des Planungsreferenten besser aus als vor zehn Jahren. Entwarnung aber könne man noch nicht geben. Darunter fällt auch der Bereich Friedhofswesen im Standesamt. Hier ist der Altersdurchschnitt relativ hoch. Für zehn Friedhöfe sorgen die Mitarbeiter, pflegen und erhalten sie. Und da in der wachsenden Stadt auch die Sterbefälle zugenommen haben, kommt immer mehr Arbeit auf sie zu.

Stadtrat Wolfgang Winkler zeigt sich im Sozial- und Gesundheitsausschuss besorgt, dass die Stadt als Dienstleistungsbetrieb ihre zunehmenden Aufgaben nicht mehr stemmen kann.

"Wenn wir beim Personal weiterhin so knausrig sind, kommen wir nicht weiter", sagt er.

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