Auf dem Balkon mit dem Mitbewohner jammen

11.2.2016, 15:00 Uhr
Musik spielen Sebastian Markart (re.) und Pascal Friedel überall. Auch auf dem Balkon...

© Fotos: Athina Tsimplostefanaki Musik spielen Sebastian Markart (re.) und Pascal Friedel überall. Auch auf dem Balkon...

Manchmal bleiben die beiden WG-Kollegen auch gleich im Flur. Der ist eigentlich das Wohnzimmer, wenn auch nicht ganz so groß wie ein normales Wohnzimmer. In den Raum direkt an der Eingangstür passen zwei Sessel, ein kleines Regal und die Stereoanlage, nach drei Schritten steht man in der Küche. Anfangs war der Flur auch nur ein Flur. „Wir haben überlegt, dass es cool wäre, einen Raum zum Nintendo-Spielen zu haben“, sagt Friedel. Also richteten sie sich mit zwei gebrauchten Sesseln und einem kleinen Beamer ein. Nach und nach kamen unzählige Poster, Postkarten und Bilder an die Wand.

Markart studiert Wirtschaftsingenieurwesen, Friedel Politikwissenschaft. Beide haben zusammen in Bad Kissingen Abitur gemacht. „Wirklich befreundet waren wir aber nicht“, sagt Friedel. Neu kennen gelernt haben sie sich erst später. Auf einem Konzert. Wo sonst? Denn das ist, was beide verbindet: die Musik.

„Wir haben beide in Erlangen eine Wohnung gesucht.“ Große Auswahl hatten die Studenten nicht. „Auf den letzten Drücker haben wir eine Zweier-WG für 440 Euro Miete pro Person gefunden.“ Das war im Jahr 2011.

„Zuerst war mein Plan, nach einem Semester wieder auszuziehen, weil es zu teuer ist“, sagt Friedel. „Doch dann haben wir gemerkt, wie gut wir miteinander auskommen.“ Eine Zweck-WG können sich beide nicht mehr vorstellen. Stattdessen kommen hier nur waschechte Musiker rein. „Als Basti länger in Chile war, ist der Sänger aus seiner Band zur Zwischenmiete eingezogen.“

Einmal haben die Studenten sogar ein Musik-Video in ihrer Wohnung gedreht. Generell seien immer viele Freunde da. Und meistens wird zusammen „gejammt“. Dabei spielen Musiker Melodien, die harmonisch klingen, allerdings nicht nach Noten, sondern spontan, was ihnen gerade einfällt.

... Zum Zocken sitzen die beiden quasi im Flur.

... Zum Zocken sitzen die beiden quasi im Flur.

In Friedels Zimmer stehen ein Klavier und E-Drums, ein elektronisches Schlagzeug. Das spielt er in der Regel in seiner Band „Shit Happens When You Party Naked“, der 25-Jährige ist zudem Teil der Hochzeitsband „Cadenza“. An der Wand hängt eine Gitarre, weitere stehen im Gang zwischen den Zimmern. „Wie viele Instrumente wir haben, müssten wir nachzählen“, sagt Markert. Der 24-Jährige spielt bei „No Surrender“ Gitarre. Die anderen Band-Kollegen wohnen teilweise direkt um die Ecke.

Wenn das Wetter schön ist, packen die Studenten ihre Instrumente, auch das Schlagzeug, auf den großen Balkon. „Im Sommer grillen wir draußen, laden Freunde ein, machen gemeinsam Musik“, sagt Friedel. Die Nachbarn hätten sich deshalb noch nie beschwert.

„Wir haben Glück mit der Wohnung“, sagt Markert. Zwar ist die Miete mit 440 Euro pro Person für einen Studenten sehr teuer, doch dafür ist alles in der ehemaligen Luitpold–Kaserne renoviert, neue Küche und Bad, Internet sowie Waschmaschinen inklusive. Jeder kann sich das nicht leisten. „Wir machen beide viel nebenbei, als Werksstudent oder mit der Cover-Band“, sagt Markert. „Ohne ginge es nicht.“

Kreativ in der Prüfungsphase

Aus diesem Grund sehen sich die WG-Kollegen aktuell eher selten. Zu selten, um stundenlang gemeinsam zu jammen. Deshalb läuft umso häufiger Musik von der Platte. Wenn Markert zu Hause ist, meistens „Hardcore“. Friedel war früher Punk-Rock-Fan. „Aber wir hören eigentlich alles.“

„Green Day“ allerdings eher weniger — anders als es das einzige Band-Poster in der Küche vermuten lässt. „Das hängt seit dem Einzug dort“, sagt Friedel. Bislang hat sich noch keiner aufraffen können, es zu ersetzen. „Am Kreativsten sind wir während der Prüfungsphase.“ Jetzt sind aber erst einmal Semesterferien. „Green Day“ bleibt also erst einmal, wo es ist.

In loser Serie stellen die EN Studenten-WGs in Erlangen vor. Wer auch eine interessante WG kennt, schreibt eine E-Mail an redaktion-erlangen@pressenetz.de

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