Auf Einkaufstour

8.10.2014, 18:49 Uhr
Auf Einkaufstour

© Scott Johnston

Michael Thiem, Geschäftsführer der Sozialen Betriebe der Laufer Mühle, und Renate Kern, die Leiterin des Sozialkaufhauses, informierten über die Einrichtung in der früheren Bäckerei Fischer. Sie zählt zu den insgesamt 40 Sozialen Betrieben, bei denen etwa 40 Mitarbeiter und 180 bis 200 Betreute engagiert sind.

Das Ziel ist, Langzeitarbeitslose sowie Menschen mit Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen wieder in das Arbeitsleben zu integrieren. Thiem bedauert es daher sehr, dass die Unterstützung immer mehr auf der Basis von Geldleistungen erfolge: „Hier entsteht rasch ein Teufelskreislauf und eine gefährliche Abhängigkeit, weil die Betroffenen versuchen, mit der finanziellen Hilfe zurechtzukommen und entsprechend wenig unternommen wird, um die Rückkehr an einen regulären Arbeitsplatz zu ermöglichen.“

Weg zurück in den Beruf

Demgegenüber ist es der Laufer Mühle über die Sozialen Betriebe gelungen, mittlerweile 80 Frauen und Männern den Weg zurück in die Berufswelt zu ebnen. Allein durch die Nachfrage der Bedürftigen könnte sich das Sozialkaufhaus, dem ein Café angegliedert ist, nicht halten. Renate Kern: „Bei uns kann jeder einkaufen. Leider ist die Hemmschwelle immer noch sehr groß, doch ich kann nur raten, einfach mal vorbeizuschauen.“

Bezirkstagspräsident Bartsch traf sich auch zu einem Gespräch mit der Eckentaler Bürgermeisterin Ilse Dölle. Er bedauerte es, dass damals das Angebot nicht angenommen wurde, im bisherigen Gebäude der Diakonie Plätze für Blinde und Körperbehinderte einzurichten. Mittlerweile werde in Büchenbach südlich von Nürnberg eine entsprechende Einrichtung aufgebaut, während die Zukunft des alten Diakoniezentrums weiter offen sei, nachdem sich die Verlagerung der sozialtherapeutischen Einrichtung in Doos bei Waischenfeld zerschlagen hat.

Neubau bald fertig

Voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres dürfte der Neubau fertig sein. Richard Bartsch: „Es besteht die große Gefahr, dass Fördermittel zurückgezahlt werden müssen, falls keine weitere soziale Nutzung des Altbaus gewährleistet ist.“

Der Bezirkstagspräsident skizzierte auch die bisherigen Erfahrungen mit der Inklusion an Schulen. Wenn behinderte Kinder in der Schule permanent von einer externen Person begleitet würden, werfe dies in der Praxis zahlreiche Probleme auf. So passiere es schnell, dass die Ausgrenzung, der eigentlich entgegengewirkt werden solle, eher verstärkt werde. „Sowohl das betroffene Kind als auch die Mitschüler finden es in der Regel seltsam, wenn immer ein Erwachsener unmittelbar daneben steht.“

Auch seien weder der Bezirk noch die Schulleitung gegenüber dem Betreuer weisungsbefugt. Eine Integration in das Lehrpersonal wäre hier wesentlich sinnvoller.

Zudem gebe es Beschwerden von Lehrern, die plötzlich mit sonderpädagogischen Aufgaben konfrontiert seien, für die sie nicht ausgebildet wurden. Bartsch befürchtet darüber hinaus auch juristische Auseinandersetzungen mit Eltern, die ihre Kinder durch die Inklusion benachteiligt sehen, wenn Gleichaltrige in Klassen ohne Inklusion bei der Behandlung des Unterrichtstoffes schon wesentlich weiter seien.

Es stelle sich außerdem die Frage, ob behinderte Kinder mit extra hierfür ausgebildeten Pädagogen und eigens darauf zugeschnittenen Einrichtungen mit entsprechender Ausstattung nicht deutlich besser gefördert werden könnten als beim momentanen Ansatz. „Schnell wird einem bei der Diskussion unterstellt, man habe irgendwas gegen Behinderte. Das Gegenteil ist aber der Fall: Es geht einfach darum, sowohl für die Kinder mit als auch ohne Behinderung die jeweils optimale Lösung zu finden“, so Richard Bartsch.

Bürgermeisterin Dölle schilderte ein Vorkommnis in Eckental, wo Eltern ihr Kind mit einer Körperbehinderung unbedingt an die Schule in ihrem Gemeindeteil schicken wollten, die aber im Gegensatz zu anderen Schulen im Marktgebiet nicht barrierefrei sei.

Ein extra Umbau wäre jedoch auf 200 000 Euro gekommen. Für einige tausend Euro baute man schließlich Rampen ein. Dennoch bleibt das Problem, dass beispielsweise zum Werkraum im Keller kein Aufzug geht.

Ilse Dölle interessierte sich auch dafür, ob es möglich sei, soziale Einrichtungen nach Eckental zu holen. Hier empfahl ihr Bartsch, den Kontakt mit den Trägern wie der Lebenshilfe oder den Barmherzigen Brüdern in Gremsdorf zu suchen, da diese die entsprechenden Entscheidungen träfen. SCOTT JOHNSTON

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