Auftakt zu den 33. Schultheatertage in Erlangen

7.7.2015, 14:38 Uhr
Auftakt zu den 33. Schultheatertage in Erlangen

© Foto: Harald Hofmann

Eine schnörkellose Bühneninstallation aus Holzpaletten, Schilder definieren die Handlungsräume (Güllen, Bahnhof, Hotel) – so entfaltet sich im Markgrafentheater im raschen Szenenwechsel Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ in dem verarmten Städtchen Güllen. Eine griechische Tragödie mit der Milliardärin Claire Zachanassian als Rachegöttin und dem Krämer Alfred Ill, der einst die junge Klara schwängerte, als tragischem Helden. Mit Hilfe bestochener Zeugen verlor Clara den Prozess gegen Alfred und musste entehrt ihre Heimat verlassen. Sie verlor ihr Kind, wurde zur Prostituierten, doch durch die Heirat mit einem Ölquellenbesitzer, der noch weitere acht Ehen folgten, gelangte sie an ein riesiges Vermögen.

Geldgierige Betrüger

Es ist dies zugleich ein groteskes Spiel um geldgierige Betrüger, Lügner und Phrasendrescher. Lächerliche Figuren sind es, die Bürger Güllens, die auf das große Geld hoffen und schon dabei sind, den erhofften Geldsegen zu verprassen und sie sind zu allen Schandtaten bereit. Zum Beispiel den Tod Alfreds, den Claire verlangt. Eine Milliarde soll es für die verlangte „Gerechtigkeit“ geben und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Großes Theater in großer Besetzung von der Klasse 12 der Freien Waldorfschule Erlangen unter der Leitung von Katharina Kraul und Ursula Schneider, die voller Spielwitz ein rasantes Pendelspiel zwischen Komödie und Tragödie inszeniert haben.

 

Auftakt zu den 33. Schultheatertage in Erlangen

© Foto: Harald Hofmann

Tja, Jungsein hat auch seine Tücken. Da gibt‘s so Sachen wie Mobbing, Tussenzickereien, Handy-Manie, Schulstress, Eifersüchteleien und was sonst noch alles. Aber irgendwie gibt‘s auch Freundschaften, Solidarität und Empathie. Alles ziemlich kompliziert. Aber so kompliziert nun auch wieder nicht, dass man aus dieser wild wuchernden Gemengelage nicht einfallsreiches und unterhaltsames Theater machen kann.

Die Theater-AG der Ganztagsklassen der Hermann-Hedenus-Mittelschule Erlangen hat sich unter der Leitung von Stefanie Anna Miller mit „Ich sehe was, was du nicht siehst!“ eine hurtig vonstatten gehende Szenen-Collage ausgedacht, die sich des nicht leichten Themas leichtgewichtig, aber nicht leichtsinnig annimmt. Auf der Bühne der „Garage“ toben sich quicklebendig agierende Akteure in Mini-Szenen aus, in denen exakt obige Themen spielerisch in den Fokus rücken. Abwechslungsreich aufgesplittet in Einzel- und „Massen“-Szenen, werden Dialoge geboten, die ungefiltert nichts an Deutlichkeit vermissen lassen, werden beeindruckende Breakdance-Tanzfiguren präsentiert, wird live gerapt und noch mehr gezankt.

Knackiger Revue-Reigen

Ganz zahm und nachdenklich geben sich die Jugendlichen in den Video-Einspielern, in denen sie sich zu Themen wie Familie, Berufswunsch, Zukunft oder Glück äußern. Auch das gehört zu den Dingen, die junge Menschen umtreiben. Was ganz schnell zu einem Betroffenheits-Brei hätte werden können, wird hier zu einem knackigen Revue-Reigen. Sehr unterhaltsam!

 

Nürnberger bei den „Erlanger Schultheatertagen“? Ja, die Hugenottenstadt ist eben „offen aus Tradition“ — und in Nürnberg gibt es keine vergleichbare Veranstaltung, in der die AGs und Gruppen unter professionellen Bedingungen ins Rampenlicht treten können. Und so zeigt die Musical-Gruppe der Wilhelm-Löhe-Schule unter Leitung von Moritz Metzner mit „Bruce Allmächd’“ eine kurzweilige Bearbeitung der Jim-Carrey-Komödie „Bruce Allmächtig“. Musikalisch ist das allererste Sahne, wenn die Geschichte über einen unzufriedenen Mann, der sich mit Gott anlegen möchte, in den Schulalltag übertragen wird. Bruce trifft dann sogar auf den „Allmächtigen“ und darf göttliche Fähigkeiten annehmen.

Dazu erklingen viele bekannte Melodien. Joan Osborns Hit „One of us“ wird in einer herzergreifenden A-capella-Version von einem jungen Vocal-Sextett vorgetragen und bei den Solo-Nummern überzeugen die etwas älteren Darsteller. Manche der Darsteller wirken fast schon wie Profis. „Allmächd’“ würde der Franke dazu sagen.

 

Weitere Programm-Infos:

www.theater-erlangen.de

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