Aus Uttenreuth zur EM: Beachtennis in Erlangen

15.8.2018, 11:30 Uhr
Tennis im Sand: Auf dem neun mal neun Meter großen Feld müssen die Sportler den Ball über das 1,60 Meter hohe Netz spielen.

© Berny Meyer Tennis im Sand: Auf dem neun mal neun Meter großen Feld müssen die Sportler den Ball über das 1,60 Meter hohe Netz spielen.

Früher haben sie bei einem Freund im Garten gespielt, sie haben Sand aufgeschüttet, ein Beachvolleyballnetz aufgestellt und ihre Tennisschläger mitgebracht. Die Nachbarn werden etwas seltsam geschaut haben, beim SC Uttenreuth hingegen hat Beachtennis schon eine lange Tradition. Vor 15 Jahren hat Alexander Rieß seine ersten Erfahrungen in diesem Sommer-Sport gemacht.

Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt der gebürtige Eckentaler Tennis, als 17-Jähriger wechselte er zum SCU. "Einige aus dem Verein waren bei der ersten Deutschen Meisterschaft im Beachtennis dabei", sagt Rieß. Ein Jahr später spielte er selbst mit. Da es eine offene Meisterschaft ist, musste man sich dafür nicht qualifizieren. Der Erlanger konnte sich einfach anmelden. "Das war damals in Esslingen, die Beachfelder waren direkt in der Innenstadt." Mehr als 100 Teilnehmer, Männer und Frauen, machten die DM zu einem großen Event. "Dabei steckte der Sport noch in den Kinderschuhen, seither ist er immer gewachsen."

Beachtennis ist ein sehr schnelles Spiel, man braucht taktische Raffinesse, muss reaktionsschnell sein und mit dem Tennisschläger umgehen können. "Es ist ein Riesenspaß", sagt Rieß, "Sonne, laute Musik, man kann sich wunderschön in den Sand werfen." Früher spielte man auch bei Deutschen Meisterschaften mit einem ganz normalen Tennisschläger.

Mittlerweile aber hat sich der Deutsche Tennis-Bund, der diese Sportart 1998 in sein Regelwerk aufgenommen hat, der internationalen Variante mit sogenannten Paddles angepasst. Diese Schläger sind solide und ohne Bespannung. "Seither gibt es zwei Szenen", sagt Rieß. Er selbst hat zunächst mit der internationalen Spielart weitergemacht und an vielen Deutschen Meisterschaften teilgenommen.

2007 führte das den Erlanger sogar zur Europameisterschaft. Als Deutscher Vizemeister waren Rieß und sein damaliger Partner Andre Glardon, ein Vereinskollege vom SC Uttenreuth, bei diesem "Riesenereignis" dabei und belegten sogar Platz drei. "Die Atmosphäre war wie beim Beachvolleyball", sagt Rieß, "und das im Mutterland des Beachtennis". Im Jahr 1988 gab es das erste Turnier mit Tennisschlägern und einem 180 Zentimeter hohen Netz am Strand von Grado in Italien.

Seither ist viel passiert, in Deutschland aber bleibt Beachtennis eine krasse Randsportart. "Es gibt wenige Vereine, die das anbieten. Auch fehlen große Turniere in Deutschland. Und man muss ehrlich sagen: Man kann damit kein Geld verdienen, selbst wenn man internationales Niveau erreicht. Für viele ist es nur ein zusätzliches Freizeitvergnügen zum Tennis", sagt Rieß. Auch für ihn gilt das. Beim SCU spielt er in der Bezirksliga-Mannschaft. "Tennis ist für mich der Nummer-eins-Sport. Beachtennis fühlt sich dagegen an wie ein Urlaubstag nach der Saison." So war das auch am Sonntag am "Beach 48", den Sandplätzen des TV 48 Erlangen.

Aus Uttenreuth zur EM: Beachtennis in Erlangen

© Berny Meyer

Seit 2011 finden dort jährlich die offenen Mittelfränkischen Meisterschaften statt. Im Herren- und Damendoppel sowie im Mix können die Teams antreten. "Dieses Jahr waren viele Tennisspieler dabei, von Freizeitspielern bis zu Leistungsklassen aus der Bezirksliga", sagt Organisatorin Eva Schöppel aus der Tennis-Abteilung des Turnvereins. Sie selbst hat auch mitgespielt und im Damen-Doppel mit Aileen Harrer gewonnen. Der Titel im Mixed ging an Ivonne Friedrich und Gebhard Riederer. Bei den Herren waren Alexander Rieß und Tim Jäger nicht zu schlagen, obwohl beide erstmals zusammen gespielt hatten.

"Tim ist neu im Verein", sagt Rieß, da seine anderen beiden Beachtennis-Partner keine Zeit hatten, war das ein willkommener Ersatz. "Wir wollten das Turnier gewinnen und haben uns auch gute Chancen ausgerechnet." So war der Sieg keine Überraschung, auch wenn "viele gute Tennisspieler dabei waren". Rieß allerdings hat bereits viel Erfahrung im Beachtennis, "das Taktische" liegt ihm. "Wo man steht, die Stops, wie man die Bälle spielt", das alles fällt dem Erlanger mittlerweile leicht.

Doch auch den Tag an sich hat Rieß genossen. "Ich war schon länger nicht mehr bei den Meisterschaften in Erlangen dabei", zeitlich hatte es in den vergangenen Jahren immer nicht wirklich gepasst. So kamen auch ein paar neue Spieler hinzu. "Trotzdem ist es immer eine lockere Atmosphäre, wie früher bei den Deutschen Meisterschaften. Da war es immer ein ganzes Wochenende, ein großes Come-Together der Szene." Daran denkt Alexander Rieß immer noch gerne zurück, ebenso wie an den Beachtennis-Platz im Garten.

Keine Kommentare