Außer Betrieb und hinterm Zaun: Nur Schwarzfahren drin

14.9.2016, 12:00 Uhr
Außer Betrieb und hinterm Zaun: Nur Schwarzfahren drin

© Manfred Ankenbrand

Nach 26 Jahren Planung des "Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr 8" (VDE 8) fieberte EN-Leser Manfred Ankenbrand aus Baiersdorf der Vollendung des Projekts schier entgegen. Jahrelang war er als Arbeitnehmer treuer Kunde der Bahn, fuhr täglich von Baiersdorf nach Erlangen zur Arbeit.

Jetzt als Rentner nutzt er zusammen mit seiner Frau gern die Schiene für kombinierte Bahn-/Fahrradausflüge. Am 24. August wollte Ankenbrand mit der S-Bahn nach Forchheim fahren. Auf der Westseite des Bahnhofs fand er folgende Hinweisschilder "Züge Richtung Nürnberg Gleis 1", "Züge Richtung Forchheim Gleis 2", "Barrierefreier Zugang zum Bahnsteig 1".

Kurz darauf entdeckte er im Info-Kasten am Gleis 1 einen Zettel, dass ab 15. August die Abfahrts-Gleise verlagert sind: Aus den Gleisen 1/2 wird 3/4. "Ich fühlte mich verhonepipelt", schreibt Ankenbrand der Bahn.

Dieses Gefühl erfuhr jedoch noch eine Steigerung, als er eine Fahrkarte lösen wollte. Der Fahrkartenautomat steht in Baiersdorf nämlich auf dem Bahnsteig 1. Den Automaten konnte er jedoch nur durch Erklettern eines Bauzauns erreichen, um dort festzustellen, dass der Fahrkartenautomat außer Betrieb war. Also kraxelte er zurück und begab sich auf die Suche. Aber, Fehlanzeige. Es gab keinen Ersatzautomaten.

Am Gleis 4 wartete Manfred Ankenbrand, begleitet von seiner Frau, auf die S-Bahn. Um zu erfahren, wann die kommt, musste er freilich seinen Feldstecher zücken; die elektronische Anzeige befand sich in einer geschätzten Entfernung von 80 Metern.

Kuriose Beschilderung

Was den Rentner allerdings viel mehr krümmte, war die Frage, ob er nun, wenn er die S-Bahn besteigt, ein Schwarzfahrer ist, der mit einer 60-Euro-Buße belegt wird. Und dann noch die Frage: Wenn ich einsteige, muss ich dann an der nächsten Station, die einen Fahrkartenautomaten hat, aussteigen und ein Ticket lösen? Würde die S-Bahn solange warten?

Diese Fragen mit dem Hinweis auf die kuriose Beschilderung schickte er dem VGN per Mail zu. Der erklärte sich für nicht zuständig, sandte das Schreiben jedoch weiter an "das zuständige Verkehrsunternehmen DB Regio".

Immerhin bekam er wenige Tage später eine "tröstliche" Antwort der DB Station & Service aus Nürnberg. Die Mitarbeiter der Bahn seien angewiesen worden, die alte Beschilderung zu entfernen und neue Schilder dem aktuellen Bauzustand anzupassen. Die dynamische Zugauskunft solle so weit versetzt werden, dass die Kunden eine bessere Sicht darauf haben. Schließlich werde der Fahrkartenautomat so installiert werden, dass Reisende den Automaten in einem geschützten Bereich nutzen können. Die Umsetzung des Automaten werden voraussichtlich im September erfolgen. Die DB bedauere den Vorfall und hoffe, dass ein zehn-Euro-Gutschein als kleine Wiedergutmachung akzeptiert werde.

Mit Stand vom 7. September, so der Baiersdorfer, hat sich nichts Wesentliches geändert, außer dass nun der Automat auf Gleis 1 richtig verbarrikadiert ist.

Einen Ersatzautomaten gibt es immer noch nicht. Was ihn aber am meisten grämt: Er hat immer noch keine Auskunft auf seine Frage erhalten: Bin ich jetzt ein Schwarzfahrer, wenn ich in Baiersdorf in Zug oder S-Bahn einsteige?

Sein fränkisches Fazit lautet schlicht und einfach: "Die ham doch an Badscher."

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