Azubis übernehmen Station in Erlanger Klinik

5.11.2018, 06:00 Uhr
Azubis übernehmen Station in Erlanger Klinik

Es sind die 19 Schüler des Examenskurses der Berufsfachschule für Krankenpflege, die sich vom 24. Oktober bis zum 2. November zusammen in Früh- und Spätschichten um die Patienten auf der Station mit den Fachbereichen Orthopädie, Unfallchirurgie und Gefäßchirurgie gekümmert haben. Das Projekt "Schüler leiten eine Station" feiert dabei dieses Jahr Premiere am Waldkrankenhaus. "Es ist ein Wunschprojekt der Schule gewesen", sagt Pressereferentin Petra Hollederer. Dafür war aber auch eine lange und intensive Planungsphase nötig. "Weil es das erste Mal war, hat die Planung bestimmt ein Dreivierteljahr angedauert", erklärt Hollederer. Aber alle sind sich sicher, die Mühe war es wert – so sind die Rückmeldungen bisher mehr als positiv.

"Es ist auch eine Chance, eingefahrene Wege mit der Kreativität der jungen Generation zu verlassen", stellt der Ärztliche Direktor Horst Beyer fest. Und einer dieser "eingefahrenen Wege" scheint für die angehenden Pflegekräfte wohl die klassische weiße Krankenhaus-Kluft zu sein, weshalb sie sich entschieden für die zwei Wochen Weiß gegen knallige Farben wie Orange und Rot zu tauschen. "Die bunte Kleidung haben sie sich selbst organisiert", erzählt die Schulleiterin Ingrid Dresel-Fischer stolz.

"Immer zwei sie sind"

Um einen reibungslosen Ablauf während des Projektes zu gewährleisten sind die Schüler immer in Zweier-Teams eingeteilt, die dann einen von drei Stations-Bereichen übernehmen, um sich dann in Früh- und Spätschichten abzuwechseln. Begleitet werden sie dabei von einem Praxisanleiter, der die Auszubildenden im Notfall unterstützen soll.

"Die Schüler arbeiten dabei aber komplett pflegerisch eigenständig. Sie sind auch für alle Berufsgruppen, wie Ärzte Ansprechpartner". Die Praxisanleiter sollen dabei immer im Hintergrund bleiben, betont sie. Nach jeder Schicht gebe es dann auch eine Rückmeldung von den Praxisanleitern für die Schüler. Unter anderem durften aber auch Patienten, so wie Ärzte Feedback-Bögen ausfüllen, die dann in Kürze ausgewertet werden sollen. Erste Rückmeldungen gab es aber bereits, wie die Pressesprecherin weiß. So erzählt sie, dass drei männliche Patienten von der Idee total begeistert gewesen seien und betont hätten, dass man unbedingt die Jugend unterstützen müsse.

"Für unsere Ausbildung ist es toll, dass unsere Schüler Verantwortung übernehmen können. Dadurch werten wir natürlich auch unsere Ausbildung auf", erzählt die Pressereferentin zufrieden. Und auch die nächste Generation an Krankenpflegern "scharrt schon mit den Hufen", wie die Schulleiterin Ingrid Dresel-Fischer weiß. Zudem betont sie: "Die Schüler bedauern total, dass es schon vorbei ist". Das erzählt auch Praxisanleiter Marco Nießer, der sich über eine Verlängerung sehr gefreut hätte. Deshalb stelle sich die Frage eigentlich fast gar nicht mehr, ob das Projekt auch im nächsten Jahr wiederholt werde, so Hollederer.

Einer von den 19 Schülern ist Julian Weigand, der trotz der großen Verantwortung sichtlich entspannt wirkt. Fast so, als hätte er nie etwas anderes getan. Tabletten legen, Verbände wechseln, Vor- und Nachbereitung von Operationen, Aufnahmen und Entlassungen — der Aufgabenbereich der Pflegekräfte ist breit gefächert. Dazu klingelt auch die ganze Zeit das Telefon, und Büroarbeiten müssen auch sorgfältig gemacht werden. Da die Übersicht zu behalten, ist sicher nicht einfach. Angst vor der geballten Aufgabenfülle beim Projekt hat der angehende Krankenpfleger aber nicht gehabt. "Eher Respekt und Neugier".

An diesem Tag habe er um 6 Uhr angefangen, Frühschicht also. "Normale Uhrzeit", wie er schulterzuckend erklärt, während er ein Blutzucker-Messgerät vorbereitet um die Medikamenteneinstellung eines Patienten zu überprüfen. Zuvor hatte er kurz mit dem Amtsarzt telefonieren müssen. Bei der Messung selbst geht der Auszubildende geschickt und routiniert vor und auch der Patient, der gerade erst eine Knie-Operation überstanden hat, wirkt zufrieden. "Das macht er sehr gut", lobt er.

Und trotz Alltags-Stress bleibt für Weigand immer noch ein wenig Zeit für einen kurzen Plausch mit seinem Patienten. Er verabschiedet sich und trägt dann die Werte ein. "Jetzt kommt langsam die Routine rein", erzählt er und scheint fast schon ein wenig traurig zu sein, dass das Projekt jetzt bald wieder vorbei ist.

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