Babyboom: Erlangen muss mehr Kita-Plätze schaffen

27.10.2016, 15:00 Uhr
Babyboom: Erlangen muss mehr Kita-Plätze schaffen

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Zwar ist die Betreuungssituation im Moment noch recht entspannt. „Wegen dem BGH-Urteil kriegen wir keine schlaflosen Nächte“, heißt es beim Jugendamt. Vor einer Woche war das Urteil des Bundesgerichtshofs bekannt geworden, demzufolge Kinder ab dem ersten Geburtstag bei fehlenden Betreuungsplätzen in einer Kita oder bei einer Tagesmutter einen prinzipiellen Schadensersatzanspruch haben. Besonders der Krippenausbau liegt vielerorts noch im Argen, die Stadt Erlangen steht aber vergleichsweise gut da.

Dennoch: „Wir müssen jetzt aktiv werden“, mahnt das Jugendamt an. Denn immerhin seien die Kinder, für die in Zukunft mehr Betreuungsplätze geschaffen werden müssen, bereits geboren. 13,1 Prozent mehr Kinder als im Vorjahr haben in Erlangen im Jahr 2015 das Licht der Welt erblickt, 2014 betrug die Geburtensteigerung lediglich 5,8 Prozent.

Man ist sich im klaren darüber, dass es ab der zweiten Hälfte des kommenden Jahres eng werden könnte, falls der Bedarf an Krippenplätzen weiter steigt. Dies wurde auch im jüngsten Jugendhilfeausschuss deutlich angesprochen. In der Tagespflege, die zirka 180 Betreuungsplätze bietet, gibt es bereits eine Warteliste. Bei den Kindergärten hingegen ist noch ein zeitlicher Puffer vorhanden. Bis der Geburtenzuwachs hier durchschlägt, wird es entsprechend länger dauern.

Klar ist auch, dass mehr Kita-Plätze vor allem in den Stadtteilen nötig werden, wo derzeit oder in naher Zukunft viele Wohnungen entstehen. Für das Stadtgebiet Rathenau hat die Verwaltung den Bedarf an entsprechender Infrastruktur bereits angemeldet. Aus Sicht der Fachleute im Jugendamt sollten eine Lernstube mit bis zu 36 Plätzen und ein familienpädagogisches Zentrum gebaut werden. Außerdem sollten Räume für die offene Jugendsozialarbeit und die Verbands-Jugendarbeit eingeplant werden. Im Fachausschuss im November wird das Thema auf der Tagesordnung stehen. Die Kinderversorgung mit Betreuungsplätzen müsse in Nachverdichtungsgebieten unbedingt mitbedacht werden, betont Jugendamtsleiter Reinhard Rottmann. Im Gebiet Rathenau sei das Jugendamt heute schon unterrepräsentiert, durch die Nachverdichtung werde der Bedarf noch größer.

Eine Lernstube mit zwei Gruppen im Rathenau-Gebiet würde gemeinsam mit dem Hort in der Reinigerstraße den Bedarf an Betreuungsplätzen abdecken. Bereits beschlossene Sache sind die rund 15 neuen Hortplätze für Kriegenbrunn beziehungsweise Frauenaurach. Noch offen ist allerdings der genaue Standort für den Hort.

Auf eine ganz andere „Baustelle“ wies im Fachausschuss Wolfgang Schüpferling, Leiter der Abteilung Soziale Dienste im Jugendamt, hin. Der Röthelheimpark mache ihm „große Sorgen“, sagte er. Dass hier eigentlich eine Jugendlernstube und ein Familienstützpunkt dringend vonnöten wären, ist längst erkannt. Auch dass die Unterbringung der beiden Grundschullernstuben und der Spielstube in Wohnungen alles andere als optimal ist.

All dies hätte in dem Bürger-, Begegnungs- und Gesundheitszentrum an der Hartmannstraße untergebracht werden sollen. Doch dieses Projekt wird nun nicht verwirklicht. Mit dem BBGZ haben sich vorerst auch die Pläne für die Jugend-Einrichtungen in Luft ausgelöst. Hier sieht das Jugendamt die Politik dringend in der Pflicht nachzubessern.

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