Baiersdorfer Kren-Krone bleibt in der Familie

2.9.2017, 11:00 Uhr
Baiersdorfer Kren-Krone bleibt in der Familie

© Foto: Dieter Köchel

Christine I., seit zwei Jahren im Amt, muss am 15. September abdanken. Das tut sie mit einem weinenden Auge, weil "Königin sein hat Spaß gemacht". Andererseits gibt die 22-Jährige das Amt auch gern ab, denn es ist ihre Schwester Maria (25), an die sie die Herrschaft über den Meerrettich weiterreicht.

Fast möchte man schon von einer Dynastie Kohlmann sprechen. Was die Windsors für Großbritannien, sind die Kohlmanns für den Kren, könnte man sagen. Vor den beiden war von 2009 bis 2011 nämlich schon ihre ältere Schwester Isabel Meerrettichkönigin. Und eine jüngere Schwester gibt es auch noch; die könnte dann ab 2023 . . . Doch halt. Ein Erbkönigtum ist die Krenmonarchie nicht, sagt Daniela Pietsch, bei der Stadt Baiersdorf für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Alle zwei Jahre wird das Amt öffentlich ausgeschrieben. Bewerben können sich jeweils junge Frauen ab 18 mit Führerschein. Und sie sollten schon einen Bezug zur scharfen Wurzel haben, etwas über Anbau, Wirkung und Geschmack des Kren wissen.

Damit haben weder Christine noch Maria ein Problem. Die beiden Frauen stammen aus einem landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb in Marloffstein. Die Eltern betreiben Milchwirtschaft und Rinderzucht, bauen jedoch auch Meerrettich an. Und die Kinder – vier Töchter und ein Sohn — helfen da von klein auf mit, sind quasi mit dem Meerrettich verwurzelt.

Sowohl Christine als auch Maria — die eine absolviert gerade eine Ausbildung zur Groß- und Einzelhandelskauffrau, die andere arbeitet bei einem Geldinstitut — fahren öfter nach der Arbeit auf den elterlichen Hof, um dort noch ein wenig mitzuarbeiten. Mehr noch: Im Frühjahr, wenn die Meerrettichfechser gepflanzt werden (das sind die Seitentriebe von Mutterpflanzen) "mache ich zwei Wochen Urlaub auf dem Bauernhof", lacht Maria. Andere müssten dafür bezahlen, ihr bereite aber die Arbeit auf dem Hof der Eltern einfach Spaß, erzählt sie. Und Schwester Christine nickt dazu.

Beide wohnen übrigens inzwischen in Baiersdorf, der bayerischen Kren-Hauptstadt. Und stehen sich offenkundig nahe. Denn Maria hat Christine I. bei einigen ihrer rund 30 öffentlichen Auftritte begleitet. Dabei hat sie nicht nur gesehen, dass es Sinn macht, gut über den Kren Bescheid zu wissen, sondern sie hat auch am Amt der Königin Gefallen gefunden. Sie lobt ihre Schwester: "Christine hat das wirklich sehr gut gemacht."

Beinahe hätte Christine ihre Regentschaft fortgesetzt. Daniela Pietsch, die von den Meerrettichköniginnen seit einigen Jahren heiter-respektvoll als "Queen mom" tituliert wird, hatte bei ihr schon vorgefühlt, ob sie bereit wäre, eventuell ihre Herrschaft fortzuführen. Grund: Die Bewerbungen um das Amt trudelten heuer sehr spät im Baiersdorfer Rathaus ein.

"Ich hätte das wirklich gern weiter gemacht", lächelt Christine. Denn es habe viele schöne, aufregende und spannende Momente gegeben. Sie nennt den Krenmarkt als erstes, den Fürther Kirchweihumzug oder auch die Grüne Woche in Berlin, bei der sie ebenfalls den Meerrettich repräsentiert hat. Weitere Höhepunkte für sie waren die Neujahrsempfänge des bayerischen Ministerpräsidenten und das Radio-Interview, das sie gegeben hat. Aber der Papa hat sich riesig gefreut, dass jetzt auch die Maria Meerrettichkönigin wird", erzählt Christine, "und ich freue mich mit."

Es versteht sich von selbst, dass am 15. September zur Krönung die ganze Familie dabei ist, wenn Christine das Meerrettich-Zepter an Maria weiterreicht; dann wird Maria, sicher aufgeregt, ihren selbst gereimten Prolog sprechen – aber auch beim Verse schmieden arbeitet die Familie zusammen, verraten die Schwestern und lachen.

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