Bürger bangen um Wohnqualität in Marloffstein

19.1.2015, 15:12 Uhr
Bürger bangen um Wohnqualität in Marloffstein

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Die Gegner des auf der Marloffsteiner Höhe geplanten Gewerbegebiets machen mobil: Mit einem Bürgerbegehren wollen sie erreichen, dass die Gemeinde einen Bürgerentscheid zu dem Vorhaben zwischen Rosenbacher und Ebersbacher Straße durchführen muss. Bei derzeit 1261 Stimmberechtigten in der Kommune genügten bereits 130 Unterschriften, rechnete Reinhold Müller vor, der gemeinsam mit seiner Frau Erika das Bürgerbegehren auf den Weg gebracht hat.

Das Paar zeigte sich bei der gut besuchten Gründungsversammlung zuversichtlich, die nötigen Unterschriften bis Ende Februar zusammenzuhaben. „Wir sind nicht gegen jegliches Gewerbegebiet in Marloffstein“, stellte Erika Müller klar. Ein Bürgerbegehren in dieser Form sei auch gar nicht möglich. Verhindern wolle man lediglich, dass in der Nähe von Wohnhäusern, beliebten Rad- und Spazierwegen wenig ansehnliche Lagerhallen, Parkplätze und womöglich ein Lärmschutzwall errichtet werden.

"Wie Unkraut"

„Ich bin der Meinung: Setze irgendwo ein Gewerbegebiet und es wächst wie Unkraut“, konstatierte Reinhold Müller und skizzierte beispielsweise die Ansiedlung eines Discounters, wie sie in anderen Gemeinden erfolgt sei. Außerdem würden durch das Gewerbegebiet die ebenfalls in der Gegend geplanten Neubaugebiete für Wohnhäuser schon im Vorfeld entwertet. Vor allem ginge es ihnen aber um das idyllische Orts- und Landschaftsbild Marloffsteins sowie die schwierige verkehrstechnische Anbindung, betonten die beiden Initiatoren.

Denn schon heute seien die Anwohner an der Rosenbacher Straße durch die zahlreichen Pendler belastet, die die Verbindung als Schleichweg zwischen Neunkirchen und Erlangen nutzten. „Im Sommer zwischen sechs und acht Uhr kann ich kein Fenster mehr offen lassen“, berichtete ein Anwohner. Mehrere Wasserrohrbrüche hätten so manchen Anwohner arg gebeutelt und obendrein hinterließen die großen landwirtschaftlichen Maschinen während der Maisernte reichlich Schmutz, hieß es weiter.

„Ich verstehe ja die Anwohner“, sagte Marloffsteins Bürgermeister Eduard Walz (Freie Wähler). Gleichzeitig sehe er es als „moralische Verpflichtung“ an, die drei Handwerker aus dem Ort, die auf eine rund 4000 Quadratmeter große Fläche nördlich der Rosenbacher Straße ziehen wollten, nicht länger hinzuhalten. Die Unternehmen hätten schon bei seiner Vorvorgängerin dringend benötigte Flächen angefragt.

Heftige Diskussion

Auch sei die Bezeichnung Gewerbegebiet hochtrabend, gehe es doch lediglich um die Ansiedlung dreier lokaler Betriebe – eines Montageschreiners, eines Flaschners und eines Heizungsbauers. Diese waren teilweise persönlich zu der Versammlung erschienen und hatten Papiere mit ihren Positionen ausgelegt. Darin versichern die Betriebe, dass sich die Lärmbelastung für die Anwohner in Grenzen halten, Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit nicht erfolgen werden. Das sind auch gar nicht die Sorgen der Gewerbegebiet-Kritiker, geht es ihnen doch hauptsächlich um optische, ideelle und verkehrstechnische Aspekte. „So eine Entscheidung wirkt über 100 Jahre nach“, sagte Müller.

Eine heftige Diskussion entspann sich um die Frage, ob die in den Haushalt eingestellten 100.000 Euro für die Erschließung des Gewerbegebiets nicht besser in eine Linksabbiegerspur am Ortseingang investiert werden sollten. Gäbe es eine solche, könnte nämlich dort das Gewerbegebiet angesiedelt werden. Bürgermeister Walz zeigte sich diesbezüglich zurückhaltend, denn die Vorgängerregierung hätte bereits neun Standorte geprüft, von denen lediglich die beiden Areale nördlich und südlich der Rosenbacher Straße übrig geblieben seien.

Ein Wachstum des Gewerbegebiets hält der Politiker indes für unwahrscheinlich: „Wir wollen keinen Gewerbetreibenden aus Spardorf oder Langensendelbach nach Marloffstein lotsen. Es geht uns um unsere Mitbürger.“ Das gestartete Bürgerbegehren müsse er jetzt erst mal so annehmen und das weitere Vorgehen mit dem Gemeinderat diskutieren. Dort sei die Zustimmung zu dem Vorhaben über alle Fraktionen hinweg ziemlich groß.

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