Banken leeren die Spardosen kostenlos

6.9.2018, 18:30 Uhr
Banken leeren die Spardosen kostenlos

© Ramon Espelt/Fotolia

Man kann Rainer Dorn, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach, förmlich am Telefon lächeln sehen. Die Kritik der Landtagsabgeordneten prallt nämlich völlig an ihm und der Sparkasse ab: "Wir unterscheiden in der Tat zwischen Privatkunden und Geschäftskunden. Bei Privatkunden ist bei Münzeinzahlungen ein hoher Freibetrag bis 500 Euro gebührenfrei." Ab 500,01 Euro würden dann zwei Prozent der den Freibetrag überschreitenden Summe als Gebühr fällig, erläutert Dorn.

"Bringen Kinder ihre Spardosen in der Bank vorbei, werden grundsätzlich keine Gebühren verlangt", informiert der Banker weiter. Also auch, wenn mehr als 500 Euro im Sparschwein stecken. Und bis zu welchem Alter gilt diese Regelung? "Na ja, Kind ist man, bis man 18 Jahre alt ist", sagt Dorn.

Von der Gebührenregelung ausgenommen seien übrigens auch Einzahlungen von gemeinnützigen Vereinen und Kirchen, fügt er noch an. Die Abgeordnete also könne mit ihrer Kritik die Sparkasse nicht gemeint haben, folgert er. Bei gewerblichen Kunden allerdings liege der Freibetrag bei Münzeinzahlungen bei 100 Euro. Wird mehr Hartgeld eingezahlt, dann werden fünf Prozent der übersteigenden Summe fällig.

"Die Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Gabi Schmidt, hat auf Anfrage bei mehreren Banken in der Region festgestellt, dass häufig Gebühren auf Münzeinzahlungen verlangt werden", schreibt ihr wissenschaftlicher Mitarbeiter Matthias Penkala in einer Pressemitteilung. Das Ergebnis dieser Befragung sei zwar nicht repräsentativ, gebe aber einen "unangenehmen Eindruck, wohin sich Banken entwickeln", wird die Abgeordnete aus Uehlfeld zitiert.

Während einige Banken auf solche Gebühren verzichten würden, so Schmidt, fallen bei anderen gewisse Kosten an. So müsse man bei manchen Banken pro abgegebener Münze einen Betrag von einem Cent bezahlen. "Das sorgt dann für die völlig absurde Tatsache, dass man – gibt man beispielsweise 67 Ein-Cent-Münzen ab – am Ende null Cent eingezahlt hat", findet Schmidt.

Bei anderen Banken gebe es einen Freibetrag, danach würden beispielsweise zwei Prozent der Summe erhoben – oder ein "Beutel" mit Münzen wird pauschal mit 2,50 Euro bepreist, hat die Abgeordnete herausgefunden und kritisiert: "Wie wollen wir unseren Kindern das Sparen beibringen, wenn sie für jede Münze, die sie einzahlen, eine Art Strafgebühr entrichten müssen? Gebühren für Münzeinzahlungen auf Konten nehmen unserem Nachwuchs jegliche Motivation zum Sparen." Die Landtagsabgeordnete appelliert deshalb an alle Banken, die solche Gebühren erheben: " Sparen Sie nicht, indem Sie unseren Kindern die Lust am Sparen nehmen."

Auch die Raiffeisenbank Seebachgrund mit ihrer Hauptstelle in Heßdorf fühlt sich von dieser Kritikkurz vor der Landtagswahl nicht angesprochen. Der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Seebachgrund, Edmund Kainer, betont: "Das Entleeren sämtlicher Spardosen ist kostenlos bei uns."

Weil man keine Flächenbank sei, habe man aber das Thema Münzeinzahlung in der Hauptstelle zentralisiert, informiert er. In Heßdorf stehe daher ein Einzahlautomat für Kleingeld, an dem Hartgeld rund um die Uhr eingezahlt werden könne. Für Kunden der Bank, egal ob privat oder gewerblich, sei dies bis zu einem Betrag von 300 Euro kostenlos, ab 300,01 Euro werde eine Gebühr von drei Prozent der Summe erhoben.

Auch die HypoVereinsbank, die eine Filiale in Herzogenaurach hat, kann Schmidt mit ihrer Kritik nicht gemeint haben. Die Presseabteilung der Hauptstelle in München antwortet auf die Fragen dieser Zeitung schriftlich: "Die Annahme von Hartgeld-Rollen ist für Kunden der HVB kostenlos. Einzahlungen und Auszahlungen für Privatkunden im normalen Umfang sind in der Regel kostenlos — dies schließt die Sparschweine unserer jungen Kunden ein. Ungezähltes Kundenhartgeld im Safebag für Privatkunden bepreisen wir mit 10 Euro." Also auch hier wird den Kindern nicht die Lust am Sparen genommen.

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