Barocker Steinbruch in Spardorf?

21.8.2014, 13:42 Uhr
Barocker Steinbruch in Spardorf?

 ((Platzhalter)„Das ist schon etwas Besonderes“, freut sich Martin Nadler, Leiter der Dienststelle Nürnberg des Landesamts für Denkmalpflege. Bisher hat es im gesamten Erlanger Raum keine Spuren eines solchen Steinbruchs gegeben. „Das kennen wir vom Nürnberger Schmausenbuck, aber nicht von hier.“ Auch das Archiv mit der Kartierung von 1820 vermeldet keinen Steinbruch an dieser Stelle, sondern eine Streuobstwiese mit altem Baumbestand. Das heißt für Nadler, dass der Steinbruch bereits vor dem Jahr 1800 aufgelöst worden sein muss.

Dass im ausgehenden 18. Jahrhundert der Sandsteinabbau beendet wurde, scheint klar zu sein, wann damit begonnen wurde jedoch nicht. Nadler geht jedoch davon aus, dass der Abbau auf jeden Fall bis ins Mittelalter zurückreichen könnte. Vor allem aber sei zum Ausbau der Markgrafenstadt Erlangen im ausgehenden 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts viel Sandstein benötigt und verwendet worden.

Profis am Werk

Von den Formaten her, in denen die Steinquader behauen sind, aber auch von der Systematik des Steinbruchs, sind Nadler und sein Stellvertreter Robert Frank überzeugt, dass der Steinbruch bedeutend war, jedenfalls groß genug, „um für mehr als die zwei Sandsteinhäuser von Alt-
Spardorf herzuhalten“. Vielleicht habe hier sogar ein größerer Felsblock gestanden, mutmaßen sie. „Mit einem Laserscan könnten wir genauere Rückschlüsse ziehen“, kündigt Frank weitere Untersuchungen an und erschreckt damit kurz die Vertreter des Bauträgers P&P aus Fürth, der in vier Wochen mit dem Ausheben der Baugrube beginnen will. Die Mienen entspannen sich jedoch schnell, als Robert Frank sagt, dass so ein Scan des gesamten Steinbruchs maximal einen Tag in Anspruch nimmt.

Auf dem Grundstück gegenüber hat Christian Peschke vom Grabungsbüro Scherbaum Hausgrundrisse und Palisaden-Spuren, vermutlich aus der Bronzezeit, überprägt von mittelalterlichen Befunden entdeckt.

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Etwas außergewöhnlich sei das Siedlungsgebiet hier schon, merkt Martin Nadler an, denn das Grundwasser stehe hier sehr hoch an. Auf der anderen Seite, hätten so die Menschen früher Ansiedlungen — die Archäologen sprechen von etwa 1800 vor Christus als früheste Besiedlungszeit — ohne große Mühen Wasser zur Verfügung gehabt.

Auf solche Siedlungsspuren weisen auch die Funde von Reve, Büro für Archäologie aus Bamberg, hin. Im Gegensatz zu den meisten Stellen des riesigen Baugeländes, hat Jan Peterek mit seinen Mitarbeitern im Südwesten des Areals relativ viele Keramikteile gefunden; so etwa Reste eines großen Vorratsgefäßes, das er und Nadler auf das 12. vorchristliche Jahrhundert datieren.

Auch einen Mahlstein, mit dem Getreide gemahlen wurde, hat er vorzuweisen. Und unter einer etwa zwei mal einen Meter großen Fläche, die noch nicht endgültig untersucht ist, könnten laut Peterek zwei Brandgräber liegen.

Es bleibt für die Archäologen spannend in Spardorf-West. Was passiert aber, wenn die Grabungen beendet, die Funde und Fundstellen dokumentiert sind? Dann gehen die Baumaschinen ans Werk, um Material für die Archäologen des 4. Jahrtausends zu schaffen.

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