Bastian Krämer sagt dem Erlanger Handball Ade

23.3.2019, 06:30 Uhr
Niederlage gegen Coburg: Zum Abschied hatte Bastian Krämer (rechts) kein Glück.

© Sportfoto Zink / OGo Niederlage gegen Coburg: Zum Abschied hatte Bastian Krämer (rechts) kein Glück.

Der erste Abschied ist es nicht. Als Bastian Krämer vor bald vier Jahren schon einmal verkündete, nicht mehr Handball spielen zu wollen, war die Bühne noch eine andere: Bundesliga, HC Erlangen. Ein Ur-Erlanger, seit 1998 im Verein, einer der Aufstiegshelden von 2014 beendete da seine Karriere, mit gerade mal 30 Jahren. Jetzt ging er zum zweiten Mal, aber nicht aus der Arena, sondern aus der Hiersemannhalle: TV 1861 Bruck, Dritte Liga. Ein Gespräch im Kabinengang.

Als Bastian Krämer diesmal darüber sprach, nicht mehr Handball spielen zu wollen, stand er in Jeanshosen und ohne T-Shirt lässig an die Hiersemann-Hallenwand gelehnt, ein Handtuch über der Schulter. Sein Team war gerade abgestiegen, war eigentlich schon zuvor chancenlos gewesen in dieser Liga. Wieder ein Abschied mit einem Abstieg, wie damals, 2015, nach dem ersten Bundesliga-Jahr einer Erlanger Handball-Mannschaft überhaupt.

Man könnte gemein sein und Krämer vorwerfen, immer zu gehen, wenn das eigene Team gerade am Boden liegt. Oder man bewundert ihn dafür, denn selbst das waghalsigste Handball-Abenteuer ist ihm nicht waghalsig genug gewesen. Die Aussicht auf den Klassenverbleib war für die erste Generation der HCE-Bundesligaspieler ebenso mau wie die für den TV 1861 Bruck.

Krämer war dabei, wenn Erlanger Teams neue Herausforderungen annahmen. Nun kommt die Zeit, in der er sich selbst, ganz persönlich, in ein neues Abenteuer stürzt. "Ich fange einen neuen Job an, in Irland", sagt Bastian Krämer. "In Erlangen habe ich trotzdem noch eine Home-Base", die Freundin bleibt hier, "übers Wochenende komme ich immer wieder mal her. Doch grundsätzlich bin ich erst einmal weg."

Applaus nach seinem letzten Spiel: Bastian Krämer.

Applaus nach seinem letzten Spiel: Bastian Krämer. © Sportfoto Zink / OGo

Mit Handball soll also Schluss sein. "Ich bin 34 Jahre alt. Es tut weh, geht auf die Knochen, dann ist es auch mal gut." Schon seit seiner Kindheit hat Krämer Probleme mit dem Rücken, auch die Schulter schmerzt, "deswegen sind meine Würfe auch nicht mehr so stark".

Wie es werden wird, so ganz ohne Handball, ist nicht abzusehen. Als Bastian Krämer das letzte Mal seine Karriere beendete, hielt er es schließlich nicht lange ohne Handball aus. "Handball war wie eine Liebesbeziehung für mich", sagte er Minuten nach dem letzten Bundesliga-Spiel im Kabinengang bei der TuS Lübbecke, "die ist am Ende in die Brüche gegangen." Fast nur noch auf der Bank oder Tribüne hatte er sich gefunden. Trotzdem: "Mit Sicherheit" werde ihm der Sport fehlen. "Deshalb habe ich hier weiter gespielt, es hat immer viel Spaß gemacht, auch wenn es schon ein bisschen austrainieren war." Zweimal pro Woche ging Krämer zuletzt ins Training. "Es war ein schleichendes Ende. Doch es ist immer schön, einen Ball in der Hand zu haben."

Die Entscheidung, zuletzt bei den Bruckern zu spielen, bereut Krämer nicht. "Es ist eine super Truppe, eine super Stimmung in der Mannschaft." Gemeinsam feierte das Team den Aufstieg in die dritte Liga. Diese Zeit hat der Erlanger noch einmal genossen. "Es ist nicht nur ein bisschen Knochen-Bewegen, sondern da ist Zug dahinter. Für mich war es sehr angenehm, dass der Leistungsgedanke und ein gutes Niveau zwar da waren, doch die Truppe auch nicht böse war, wenn ich mal nicht konnte. Die Priorität hat sich klar verschoben." Es habe auch kein Murren gegeben, weil Krämer spielte, obwohl er weniger trainierte als manch anderer.

"Allgemein hätte ich mich gerne mit einem Sieg verabschiedet", sagt Bastian Krämer, "egal, was das am Ende bedeutet hätte." Die Niederlage gegen Coburg II aber bedeutet nun definitiv: Abstieg.

Zum Abschied ging es Samstagabend nach dem Spiel ins Kanapee, viele Freunde und Weggefährten waren dabei, "ein bisschen back to the roots", sagt Krämer, zurück zu den Wurzeln, in eine Kneipe, die viele noch aus ihrer Studentenzeit kennen. Am Mittwoch fliegt Krämer nach Dublin, in seine neue Heimat, Anfang April beginnt der neue Job. "Es ist kein Abschied für immer", sagt er und meint damit in erster Linie die Stadt, vielleicht aber auch den Erlanger Handball.

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