Beim Aufsteiger aus Erlangen läuft’s

1.2.2017, 12:00 Uhr
Beim Aufsteiger aus Erlangen läuft’s

© Fotos: Harald Sippel

Ausgebreitete Krabbeldecken, spielende Kinder und philosophierende Väter. Nein, wir befinden uns nicht in einer Vater-Kind Gruppe. Auch nicht in einem Indoor-Spielplatz und erst recht nicht auf einem Kindergeburtstag, obwohl Blumen und Glückswünsche verteilt werden. Wir befinden uns in der Emmy-Noether-Halle in Bruck.

Doch scheint es auch ein wenig, als ob sich die Sportstätte am ersten Rückrunden-Spieltag der Bezirksoberliga (BOL) in einem emanzipierten Paralleluniversum befindet. Das erstaunlicherweise überwiegend männliche Publikum kümmert sich um den Nachwuchs, während die Frauen auf dem Spielfeld im wahrsten Sinne des Wortes kämpfen.

Im Kampf sind die Handballerinnen sehr erprobt, sie ackerten sich durch zwei Relegationsspiele in die BOL. Nach insgesamt drei Niederlagen und neun Siegen, davon sechs in Folge, fanden sie sich auf einem grandiosen dritten Platz wieder. Mit einem Sieg gegen Herzogenaurach wäre sogar Rang zwei drin, die Tabellenführung in greifbarer Nähe. Trainer Andreas Ottlo jedoch will davon nichts wissen: „Unser Ziel ist der Klassenerhalt.“

Gelbe Karten und Tränen

In der Partie gegen die Nachbarstädter geben beide Mannschaften von Anfang an Gas. Es ist ein sehr schnelles und emotionales Spiel mit vielen Gelben Karten und auch einigen Tränen. Die Teams gönnen sich nichts. Auf ein Tor kommt schnell das Gegentor. Mit einem hart erkämpften 8:8 geht es in die Halbzeitpause.

Kurz bleibt Zeit für die eigenen Sprösslinge: „Zieh doch dem Kleinen den Schal aus.“ Dann geht es für die Spielerinnen weiter in den Kampf. Bruck kann sich einen kleinen Vorsprung erarbeiten, Herzogenaurach aber bleibt am Ball und gibt sich noch lange nicht geschlagen.

Das Publikum leidet und fiebert mit. „Das ist Handball und nicht Rugby“, hört man von der Tribüne. Der Beschützerinstinkt der Männer ist geweckt. Sie protestieren energisch gegen die immer härter werdenden Angriffe. Die Schiedsrichter reagieren regelkonform und haben das Spiel unter Kontrolle. Sie verteilen mehrere Strafminuten und Strafwürfe.

Selbstbewusster Coach

Beim Aufsteiger aus Erlangen läuft’s

Herzogenaurach kann nicht mehr aufholen. Die Handballerinnen des TV 1861 Bruck fahren mit einem Ergebnis von 18:14 ihren siebten Sieg in Folge ein. Sie positionieren sich hinter den Tabellenersten TSV Röthenbach auf Rang zwei, dicht gefolgt von Amberg. Nach einer starken Hinrunde und einem aufregenden Start in die Rückrunde ist die Stimmung im Team grandios.

„Wir unternehmen privat viel zusammen. Es ist eine geile Truppe mit Bombenstimmung“, sagt Trainer Ottlo über die Mannschaft. Warum sein Team im Aufstiegsjahr so erfolgreich ist, versucht der 30-Jährige so zu erklären: „Neue Spielerinnen haben frischen Wind ins Team gebracht. Die Mannschaft ist sehr ausgeglichen und homogen. Es läuft einfach.“

Wie für jeden Aufsteiger folgt die nächste Herausforderung nach dem Klassenverbleib in der folgenden Saison. Ottlo ist sich dessen bewusst, kennt jedoch die Stärken seiner Mannschaft und erwidert: „Wir gewinnen Spiele nicht, weil wir unterschätzt werden, sondern, weil wir es uns erarbeiten.“

Passend zur familiären und generationsübergreifenden Stimmung während der gesamten Begegnung verabschieden sich die Handballerinnen von den Fans und Zuschauern mit einem Geburtstag-Ständchen, das einer älteren Dame im Publikum gewidmet ist. Erst danach widmen sich die Spielerinnen wieder ihren Sprösslingen. Aber die Väter haben ja gut aufgepasst.

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