Beim Erlanger Schülertriathlon schwitzt auch der Papa mit

21.7.2018, 11:30 Uhr
Los ging es für alle 986 Kinder im Freibad West.

Los ging es für alle 986 Kinder im Freibad West.

Sportliche Kinder

Zuerst dürfen die Allerkleinsten ran, Grundschule, erste Klasse. Im Freibad West wuselt es nur so vor Mädchen und Jungen in Badehosen und Bikini. Schnell noch die Startnummer mit einem Edding auf den Arm kritzeln, dann kann es los gehen. Noch vier Minuten sind es bis zum ersten Start, pro Bahn stehen drei bis vier Kinder bereit. Gemeinsames Aufwärmen, Hände ins Wasser, Fußspitzen abkühlen, schnell reinspringen. Ein Elternteil fragt sich, ob auch schon alle schwimmen können. Dann zählen die Zuschauer rückwärts, fünf, vier, drei, zwei, eins — und der 30. Erlanger Schülertriathlon beginnt.

Ein Kind mit Badekappe krault vorneweg, die anderen folgen paddelnd und strampelnd. 50 Meter können lang sein, doch auch die letzte Schwimmerin feuern die Zuschauer an.

So geht es weiter, vom ersten Start der Jahrgänge 2009 und jünger bis zum letzten der Jahrgänge 2002 bis 2004 weit nach 12.30 Uhr. Kinder sammeln sich am Beckenrand, hüpfen ins Wasser, schwimmen so schnell sie können, klettern raus, rennen zu ihrem Fahrrad in die Wechselzone auf der Liegewiese des Freibads, radeln so schnell sie können, laufen so schnell sie können. Die Jüngsten sind schon um 9.30 Uhr im Ziel, sprinten im Triathlon-Stadion des Turnvereins durch das große, rote Sparkassen-Tor. 986 Teilnehmer sind es aus Grundschulen und Mittelschulen, Förderschulen, Realschulen, Wirtschaftsschule und Gymnasien. Auch dabei: Gabriel Schwander und Simon Matuschek. Die beiden Achtjährigen hatten im vergangenen Jahr ihre Premiere beim Erlanger Schülertriathlon, jetzt möchten sie vor allem ihre Schwimmzeit verbessern.

Beim Erlanger Schülertriathlon schwitzt auch der Papa mit

"Ich wollte schneller sein", sagt Simon. "Gabriel und ich sind in unserer Klasse die besten." Das Schwimmen, meint Gabriel, mache am meisten Spaß. Er ist um 9.50 Uhr gestartet, sein Klassenkamerad etwas später. Im Ziel haben sich beide wieder gefunden, mit goldenen Medaillen um den Hals. Das Gelände am Kosbacher Weg kennen die Jungs, beide trainieren beim Turnverein. Gabriel spielt Fußball, Simon macht Leichtathletik. "Mein Trainer hat mich sogar angefeuert", sagt Gabriel.

Die Jungs tragen, wie so viele andere auch, ihre Startnummern mit Sicherheitsnadeln befestigt an den T-Shirts. Auf dem Sportplatz wird es immer trubeliger, immer mehr Kinder kommen ins Ziel, Eltern warten gespannt. Ein Junge sucht seine Oma. Andere finden das Fahrrad nicht mehr. Es gibt erfrischende Getränke und Obst. Die Sonne scheint unbarmherzig. "Wir müssen uns erst einmal abkühlen", sagt Simon. Und das Beste an diesem Tag? Beide sind sich einig: keine Schule.

Fleißige Helfer

Die Schlange hört niemals auf. Ein Kind nach dem anderen schiebt sein Fahrrad den schmalen Weg entlang zum Check-In. Helfer in gelben T-Shirts kontrollieren die Helme, dann geht es weiter, nun sind die Räder dran. Ein Mountainbike nach dem anderen, der Sattel meist ganz unten. Ein Mädchen hat zwei Packungen Gummibärchen als Verpflegung an den Lenker geklebt wie die Profis ihre Energy-Gels. An den Rahmen hängen auf kleinen, weißen Zetteln die Startnummern. Zwischen den Rädern, den Kindern und den Eltern steht Siggi Pietsch, ebenfalls im gelben Helfer-Shirt, die Brille nach oben in die grauen Haare geschoben, sodass ein paar Strähnen wild abstehen. Seine Handgriffe sitzen. Bremsen prüfen, Reifen kontrollieren, Lenkung, Tretlager, der nächste bitte.

Als Helfer beim Rad-Check: Siggi Pietsch.

Als Helfer beim Rad-Check: Siggi Pietsch.

Vor 30 Jahren hat der Sportlehrer den ersten Erlanger Schülertriathlon initiiert, hat als Haupt-Organisator viel Zeit in diese Veranstaltung investiert. Seit sieben Jahren ist er in Ruhestand und nur noch als Helfer beim Rad-Check dabei. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Fahrradecke nehmen die Helfer auch kleine Reparaturen vor. "Das ist jetzt natürlich viel professioneller als früher", meint Pietsch. Und das gilt nicht nur für die Rad-Kontrolle. Die gesamte Organisation ist mit dem Schülertriathlon mitgewachsen. Wie sich alles entwickelt hat, "ist super, der Wahnsinn". Dabei, und das sagt der 69-Jährige frei heraus, sei der Schülertriathlon nur eine "Randerscheinung" für ihn. "Fast noch wichtiger sind mir unser Schwimmfest und das Leichtathletik-Sportfest."

Dass der Schülertriathlon so erfolgreich ist, sei auch der Infrastruktur zu verdanken. Der Weg vom Westbad zum Kanal ist kurz, nur eine Gefahrenstelle gibt es auf der Radstrecke: an der Schallershofer Straße. Dort regelt die Polizei den Verkehr. Viele erfolgreiche Erlanger Triathleten haben ihren Sport auf dieser Veranstaltung das erste Mal ausprobiert. Darum aber, das sagt Pietsch auch, gehe es ihm nicht. "Leistungssport liegt mir nicht am Herzen. Mich interessiert: Was passiert an der Basis? Wie bringe ich Kinder zum Sport?" Mit dem Schülertriathlon hat der Sportlehrer anscheinend eine gute Antwort auf diese Frage gefunden.

Aufgeregte Eltern

Am Schienbein prangt eine Schürfwunde, das graue T-Shirt ist verschwitzt: Roman Binner steht im Zielbereich im Schatten. Der 40-Jährige sieht erschöpft aus, dabei hat er gar nicht mitgemacht. Zumindest nicht als Athlet. Doch auch Eltern sind beim Schülertriathlon gefordert, sie müssen ihre Kinder zum Start bringen, ihnen Mut zusprechen, sie eincremen, anziehen, aufbauen, im Ziel in Empfang nehmen und natürlich an möglichst allen Streckenabschnitten möglichst oft Bilder von ihren sportlichen Sprösslingen machen. "Dafür", sagt Roman Binner, "habe ich einen guten Freund mit dabei. Ich bin zu aufgeregt, um auch noch Bilder zu machen." Wahrscheinlich, meint er, sei er nervöser als die Kinder.

Beim Erlanger Schülertriathlon schwitzt auch der Papa mit

"Ein bisschen" aufgeregt war sie auch, gibt die sechsjährige Selma zu, der neunjährige Bela ist mit Freunden im Zielbereich in den wuselnden Massen untergetaucht. "Wir wohnen hier in Alterlangen", sagt Roman Binner. "Die Kinder kennen den Platz, das Freibad West, den Kanal." Das gilt eigentlich auch für den Papa, trotzdem war es in diesem Jahr mit zwei Kindern und den unterschiedlichen Startzeiten eine logistische Herausforderung, beide zu begleiten. "Ich habe gewartet, bis Bela geschwommen ist. Dann bin ich zu meinen Fahrrad gerannt, es ist rutschig, um die Kurve herum, und bin gestürzt." Bei den Kindern hingegen hat alles wunderbar geklappt.

"Beide sind im Verein bei den Triathlon-Kids", sagt Roman Binner. "Das ist die Vorbildfunktion des Vaters", fügt seine Frau Nicole an. Auch sie ist dabei, sitzt im Schatten mit dem jüngsten Nachwuchs. "Für den Erstgeborenen war klar, dass er Triathlon machen will." Roman Binner hat selbst schon an vielen Wettbewerben teilgenommen, Sohn Bela war immer dabei. Angefangen hat auch der Papa mit dem Schülertriathlon. "Das war noch etwas ganz anderes. Wir sind die Bahn entlang gelaufen und über die Ziellinie. Fertig."

Kein Triathlon-Stadion, kein großer Trubel. "So wie es jetzt ist: Die Kinder finden das wirklich toll, dass am Sonntag hier auch die Großen ins Ziel laufen." Diesmal ist Roman Binner erstmals wieder beim Erlanger Triathlon am Start. Dann stehen die Kinder an der Strecke, beide helfen an der Schwammstation, und feuern ihren Papa an. Und der Papa wird wieder schwitzen, hoffentlich aber nicht stürzen.

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